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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sie, indem sie sich
zu ihrem Hund hinabbeugte, „daß du noch lebst, verdankst du Tarzan. Jeder
andere hätte Hund Hund sein lassen, nur an seine Sicherheit gedacht und einen
günstigen Kletterbaum gesucht. Jetzt weißt du, Man Eater, was es heißt, wenn
jemand tierlieb und wahrhaft mutig ist.“
    „Das mit der Tierliebe stimmt“, sagte
Tarzan. „Das andere nicht. Ich hatte furchtbaren Schiß.“
    Die andern hatten ihn umringt.
    Gaby legte ihm eine Hand auf die
Schulter. „Um Gottes willen! — wie sieht denn dein Rücken aus!“
    „Der Baum war leider nicht gefüttert.“
Tarzan grinste. „Tut schon nicht mehr weh.“
    „Rohes Fleisch!“ sagte Glockner. „Die
Haut ist runtergescheuert. Ich sah, wie du zwischen den Bäumen stecktest. Im
Hubschrauber ist Verbandszeug. Du wirst sofort verpflastert.“
    Kein Wort verlor er darüber, daß Tarzan
eigenmächtig nach den Mädchen gesucht hatte.
    Alle gingen an Bord. Der Hubschrauber
hob ab und schwenkte die Nase ostwärts, in Richtung Stadt.
    Tarzan mußte sich über zwei Sitze
legen. Glockner entfernte allen Schmutz aus den Wunden und pinselte sie mit
Jod, bevor er Pflaster auflegte. Gaby ging ihm zur Hand, war die Besorgnis in
Person und fragte den geschundenen Patienten ein Dutzendmal, ob es schmerze.
    „Das Jod brennt ein bißchen“, sagte er
durch die Zähne, „ist aber ganz angenehm.“
    Hemd und Pulli konnte er abschreiben.
Trotzdem mußte er nicht mit freiem Oberkörper zurückkehren. Der Pilot hatte
eine zweite Jacke bei sich, eine Art Windbluse, wie Flieger sie tragen. Sie
paßte Tarzan hervorragend. Er sah geradezu schick darin aus.

10. ,Zuflucht’ bei Plockwinds
     
    In Zeisigs Chevrolet war es brütend
heiß. Er stand auf dem Parkplatz an der Forststraße. Alle vier Türen waren
geöffnet, aber das nutzte nicht viel.
    Robert und Nino, Zeisigs sympathische
Söhne, dösten auf den Rücksitzen. Ihr Vater saß regungslos hinter dem Lenkrad.
Leni meistens neben ihm. Aber ab und zu sprang sie auf und sah nach dem — für
Napur bestimmten — Fleisch im Kofferraum.
    Ihre Besorgnis war sinnlos. Denn selbst
wenn die großen Brocken vergammelten, hätte Napur sie nicht verschmäht. Tiger
sind Aasfresser.
    Karl und Klößchen wanderten auf dem
Parkplatz umher, kehrten aber immer wieder zum Wagen zurück.
    Alle warteten auf den Tierarzt Dr.
Jansen. Doch der kam und kam nicht. Die Operation des Gorillaweibchens schien
viel Zeit zu beanspruchen.
    „Kann verstehen, daß die Zeisigs sich
um Napur sorgen“, sagte Karl. „Für uns ist der Tiger eine gefährliche Bestie,
aber ihnen bedeutete er viel in all den Jahren. Er war der Star des kleinen
Zirkus. Und ist Leni ans Herz gewachsen.“
    „Sie hat einen guten Charakter“,
urteilte Klößchen. „Sie ist tierlieb.“
    „Himmel, käme dieser Jansen doch! Mit
seinem Narkose-Gewehr könnte er den Polizisten zuvorkommen. Wenn die den Tiger
sehen, werden sie vor lauter Angst mit ihren Maschinenpistolen wie die
Wahnsinnigen schießen. Da hat das Tier keine Chance.“
    „Ob er schon jemanden gefressen hat?“
    „Woher soll ich das wissen? Der Wald
ist groß.“
    Allmählich belebte sich der Parkplatz.
    Die Eltern der Mädchen, die von Glockner
und Tarzan gesucht wurden, trafen ein. Im Radio hatten die Leute von der
Katastrophe gehört. Jetzt wollten sie zu ihren Kindern. Die Polizisten mußten
fast Gewalt anwenden, um sie daran zu hindern. Es kam zu erregten
Auseinandersetzungen.
    Wachtmeister Pongartz, der hier mit
seinen drei Kollegen die Zufahrt verteidigte, hatte alle Hände voll zu tun.
    Aber dann verwandelten sich Angst und
Sorge in Jubel. Über das Sprechfunkgerät in einem der Streifenwagen erfuhr
Pongartz, daß man die Mädchen gefunden hatte und der Hubschrauber — mit allen
an Bord — gleich zum Rückflug starten werde.
    Der Pilot gab das durch. Auch, daß Glockner
und Tarzan sich im Helikopter ( Hubschrauber ) befanden.
    Karl und Klößchen, die das mit als
erste erfuhren, rannten sofort zum Chevrolet, um die Zeisigs zu informieren.
    Kaum war das geschehen, lief Klößchen
zu den Streifenwagen zurück. Er fühlte sich heute als
Hans-Dampf-in-allen-Gassen und wollte unbedingt mehr hören.
    Quergestellt blockierten die
Polizeifahrzeuge die Straße.
    Die rechte Vordertür des einen war
geöffnet.
    Wachtmeister Pongartz stützte sich mit
einem Ellbogen aufs Dach. Den Hörer des Sprechfunkgerätes hielt er ans Ohr.
    „Wie?“ sagte er in diesem Moment. „Verstehe
ich nicht. Die Straße nach Lerchenau

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