In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
besprechen.«
»Ich werde uns Tee machen«, sagte Erin.
Das einzig Gute daran, Barbara Riggs in die schockierenden Neuigkeiten einzuweihen, war, dass es einen Teil ihres fassungslosen Entsetzens von seiner jämmerlichen Person ablenkte.
Zwei Kannen Tee später und nachdem sie endlos oft die Details von Novaks und Lukschs Flucht sowie Cindys Beziehung zu Billy Vega durchgekaut hatten, war Barbaras Gesicht zwar immer noch blass, aber der weggetretene Ausdruck war verschwunden.
»Ich erinnere mich, dass sie irgendwann letzte Woche angerufen hat«, berichtete sie. »Ich hatte gerade eine Vicodin genommen, deshalb kann ich mich kaum noch entsinnen, was sie gesagt hat. Aber ganz gewiss nichts davon, dass sie als Stripteasetänzerin arbeitet oder gegen ihren Willen von einem abscheulichen Mann festgehalten wird. Gott, mein armes Mädchen!«
»Mom, kannst du dich an Tonias Besuch erinnern?«, wollte Erin wissen.
Barbara runzelte die Stirn. »Vage. Du meinst deine Krankenschwesterfreundin, richtig? Dieses hübsche dunkelhaarige Mädchen? Ja, sie war vor Kurzem hier. Sie spricht übrigens viel zu laut. Und sie hätte merken müssen, dass es ein schlechter Zeitpunkt war.«
»Sie hat mir von dem Fernseher erzählt«, murmelte Erin. »Und den Fotos.«
Bei der Erwähnung des Fernsehers zuckte Barbara zusammen. Dann hielt sie inne und schaute Erin verdutzt an. »Was denn für Fotos, Herzchen?«
»Du erinnerst dich nicht?«
Barbara legte die Stirn in Falten. »Ich erinnere mich …« – sie sah kurz zu Connor, dann schnell wieder weg – »… dass ich ein schlimmes Erlebnis mit dem Fernseher im Wohnzimmer hatte. Aber das ist auch alles.«
Erin stand auf und verließ die Küche. Barbara und Connor schauten sich über den Tisch hinweg an, während sie ihren leichtfüßigen Schritten auf den knarrenden Treppenstufen lauschten.
»Mein Leben fällt auseinander«, bemerkte Barbara im Plauderton.
»Ich weiß genau, wie sich das anfühlt.«
»Sie sind der letzte Mensch, von dem ich gewollt hätte, dass er es mitbekommt.«
Connor zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll, Ma’am.«
»Nennen Sie mich nicht Ma’am«, wies sie ihn kühl zurecht.
Er wollte ihr sagen, dass es nicht seine Schuld war, aber da es diesbezüglich verschiedene Betrachtungsweisen gab, beschloss er, ausnahmsweise seine vorlaute Klappe zu halten. Erin kam in die Küche zurück und breitete einen Stapel Fotos auf dem Tisch aus. Connor beugte sich darüber und betrachtete sie.
Babyschnappschüsse, Familienporträts, Fotos von Schulabschlussfeiern. Auf allen waren die Augen und Münder ausgestochen worden.
Barbara schlug bestürzt die Hand vor den Mund. Sie sprang auf und taumelte zu einer Tür, die von der Küche in einen Nachbarraum führte. Connor erspähte dahinter ein Waschbecken, die Ecke einer Waschmaschine, dann hörte er, wie ein Klodeckel hochgeklappt wurde. Würgende Geräusche drangen aus dem Raum. Erin wollte ihrer Mutter nachgehen, aber Connor hob abwehrend die Hand.
»Gib ihr eine Minute«, bat er sie ruhig.
Die Spülung rauschte. Wasser plätscherte ins Waschbecken. Wenige Minuten später erschien Barbara Riggs im Türrahmen und tupfte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab.
»Ich war das nicht.« Ihr Blick zuckte von Connor zu Erin und zurück. »Ich habe das nicht getan. Unter keinen Umständen würde ich ein Foto meiner Kinder verstümmeln. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich war das nicht. Das schwöre ich.«
Erin hob ein Foto auf, das sie als Grundschülerin zeigte, mit Cindy als kleinem Kind auf dem Schoß. Ihre Hände zitterten. »Gut, Mom. Wenn du das nicht getan hast, muss es jemand anders gewesen sein. Irgendwelche Ideen?«
Die Sekunden vergingen und dehnten sich zu Minuten grauenvoller Stille aus. Barbara Riggs drückte das Handtuch vor ihren Mund und schüttelte den Kopf.
Erin schob ihren Stuhl zurück. »Ich habe die Negative chronologisch sortiert oben im Aktenschrank abgelegt«, erklärte sie. »Ich suche die Negative zu diesen Fotos heraus, und wir lassen noch heute neue Abzüge machen. Von jedem einzelnen verdammten Bild.«
»Das wird unser Problem nicht lösen«, gab Connor zu bedenken.
»Das ist mir egal. Es gibt mir etwas zu tun, und hinterher werde ich mich besser fühlen. Entschuldigt mich, bitte. Ich bin sofort zurück.«
Damit ließ sie ihn wieder allein mit ihrer Mutter. Verdammt, womit hatte er das verdient? Er fühlte sich, als würde er am Spieß gegrillt
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