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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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stellten sich den Fünf weitere Gegner in den Weg. Doch nichts schien sie aufzuhalten. Sie fochten wie auf dem Schlachtfeld. Sie fochten, wie man es Saladin nachsagte. Die verkaterten Schlächtergehilfen hatten dem nichts entgegenzuhalten.
    Der kleine Junge schritt bedächtig hinter ihnen, setzte einen nackten Fuß vor den anderen auf die kalte Steintreppe, trat vorsichtig vorbei an den Leichen toter Diener, Wächter und Schergen. Alle ihre Gesichter waren ihm bekannt. Er kannte all ihre Namen. Er hatte sie gesehen, während er nachts am Gitter stehen musste.
    Draußen auf dem Hof umringten die Fünf Jean-Paul wie die Spitzen eines Pentagramms. In dieser fünfeckigen Formation bewegten sie sich zielsicher zum Tor. Bevor diese seltsame Prozession es erreichte, gab es keine Gegner mehr zu besiegen. Nur der Marschall oder seine Cousins haben sich nicht blicken lassen, um hier ihr Blut zu vergießen.
    Im Wald flüsterte der kühle Wind in den Baumspitzen und frühe Vögel riefen sich gegenseitig ihre heiteren Botschaften zu. Der Frühling hatte sich schon seit Wochen angekündigt und nun brach er unaufhaltsam aus dem kühlen Boden hervor. Während Jean-Paul erschöpft und ausgehungert über den Moos stapfte und sich taumelnd an den Ästen von Sträuchern und Gebüschen hielt, geleiteten ihn die fünf Gestalten schweigend durch die Dunkelheit. Am Rande einer Lichtung blieben sie stehen. Der Junge rutschte langsam ins Gras und lehnte sich gegen einen Baumstamm. Aus der Ferne hörte man das Geschrei. Es kam von der Burg. Jean-Paul atmete schwer und sah die fünf dunklen Wesen, hinter deren Silhouetten die Sterne verblassten und der Himmel sich langsam von der Morgenröte tränken ließ. Die mittlere Gestalt senkte sich zu ihm. Er konnte das Gesicht des Unbekannten kaum sehen, doch er hörte die sanfte Stimme, die so gar nicht zu diesem bedrohlichen Geist zu passen schien.
    Ein anderer Dämon senkte sich ebenfalls zu ihm. Er sah aus, wie eine Frau. Sie hielt ihm einen flachen Kelch unter das Kinn, in dem sich eine pechschwarze Flüssigkeit wälzte.
    Das Kind trank und lehnte sich erschöpft zurück und hustete leise vor sich hin.
    „Es ist vorbei. Schließe deine Augen“, sagte der erste Dämon.
    Und als diese einfachen Worte ausgesprochen waren, richtete sich die dunkle Gestalt auf und die fünf Kriegerinnen und Krieger verschwanden im Dickicht des Walds.
    Der Junge atmete zunehmend ruhiger. Die Müdigkeit überkam ihn, der Kühle und der Feuchtigkeit zum Trotz. Er schloss die Augen und schlief ein. Er sah nicht mehr zu.
    Dort am Rande einer Wiese verstarb Jean-Paul Laurentius, ausgehungert und krank. Erschöpft und zerschunden. Es heißt, er wäre in Wirklichkeit in seiner kleinen Zelle gestorben, unter einer Schicht aus nassem, fauligen Stroh und die Lichtfee und die fünf Krieger seien nur ein Märchen, das man sich in der Bretagne erzählt, da die Menschen es nicht fassen können, dass das Böse so lange und so oft ungestraft davonkommt.
    Doch dort wo die Märchen aufhören, beginnt unsere Geschichte erst. Wir durchschreiten die Nacht und erzeugen neue Mythen und neue Märchen. Wir entfachen Leuchtfeuer für all die Suchenden, die mehr wissen wollen.
    Hier, nicht weit von der Atlantischen Küste entfernt, in der schrecklichsten Finsternis, im tiefsten vorstellbaren Horror, wurde ein Licht entfacht, das woanders gar nicht hätte entstehen können. Das ist die nackte Wahrheit über Licht und Finsternis. Wir sehnen uns nach dem hellsten Glanz, doch dafür das tiefste Dunkel in Kauf zu nehmen, behagt uns nicht.
    Hier begann die Aschewerdung. Eine Kunst, die dem Menschen ermöglichte, bei dem Spiel der Götter mitzumischen. Luzifers regelwidriges Geschenk.
    Und natürlich ist diese Weisheit nicht auf meinem Mist gewachsen. Der kleine Jean-Paul hat sie mir erzählt. Lange Zeit später. Verpackt in diesen Schafspelz aus dem Märchenstoff.

Archiv der Lux Aeterna
    VERZEICHNIS ATHOS
    INTERVIEW 1979 - 1/5
    Historisches Dokument Nr. 4217.461
    /home/athos/log/4217.461

    Synopsis
    Dieses Dokument ist geeignet, um die Anfänge der Lux Aeterna und die Entstehungsumstände der Vereinten Elektriker zu studieren. Es handelt sich hierbei um ein nie gedrucktes Interview, das 1979 Björn Randow mit mir führte. Randow war ein Journalist, der so nah an Lux Aeterna herankam, wie niemand zuvor und danach. Er hatte Jahrelang Material gesammelt, vorrangig mit der Absicht, A.K. als einen Schwindler und Verbrecher zu entlarven. Ich erinnere

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