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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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Kinderbüchern, in den Illustrationen von Josef Lada.
    Er murmelte etwas, während er an mir vorbei taumelte. Ich sah die Lichtstrahlen seiner Lampe an den Wänden wie wildes Artilleriefeuer tanzen. Hastig trank er etwas aus einer Flasche und seine Lippen formten immer wieder den selben Satz, wie ein Mantra, das ihn vor etwas bewahren sollte. „Non serviam. Non serviam. Non serviam. Non serviam...“
    Ich wollte noch tiefer in den Spalt kriechen, da ich Angst hatte, der Unbekannte würde mich entdecken. Doch dann erkannte ich, dass meine Tarnung fort war. Es gab keine große Maschine über mir, keine dicken Traktorreifen, um sich dahinter zu verstecken. Der ganze Raum sah plötzlich anders aus. Er war viel größer und nicht mehr aus glattem Beton, sondern aus gewölbten Steinpflaster.
    In Furcht rollte ich mich zusammen, mit der Wand am Rücken. Der Raum war kreisförmig und eine Ecke gab es nicht. Der Unbekannte taumelte betrunken und drehte sich um seine eigene Achse. Er hatte unzählige Gelegenheiten gehabt, mich dort, nur wenige Schritte entfernt auf dem Boden zu entdecken. Zusammengekauert in dem flackernden Licht seiner Laterne. Doch er sah mich nicht.
    „Non serviam. Non serviam. Non seviam...“, brabbelte er immer fort. Dann warf er plötzlich die Flasche gegen die Wand, die dort in tausend Stücke zerbarst. Die Lampe rutschte aus seiner Hand und zerbrach auf dem Boden.
    Alles hüllte sich in Dunkelheit. Mein Atem schien zu stocken. Doch die Dunkelheit währte nicht länger als einen Atemzug.
    Schnell wie ein einzelnes Händeklatschen kehrte Licht in den Raum zurück. Kaltes Licht, das sich inmitten des Raums entfachte, mit einem Geräusch, das mir Kälte über den Rücken laufen ließ.
    Inmitten des Raums stand ein Wesen, gehüllt in einen Schein und es blickte zu dem Mann, der inzwischen auf die Knie gesunken war und seine Hände gegen die Schläfen presste.
    „Denn von jeher hast du dein Joch zerbrochen und deine Bande zerrissen und gesagt: Ich diene nicht! Ich - wandle - mich - nicht!“ sprach das Lichtwesen. „Sondern auf allen hohen Hügeln und unter allen grünen Bäumen triebst du es mit Huren.“
    „Oh er dient, nur nicht dir“, sprach plötzlich eine dritte Stimme und betrat den Lichtkreis.
    Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn er stand mit dem Rücken zu mir. Doch ich sah, dass er eine einheitliche Kleidung trug, die ebenfalls aus dem vergangenen Jahrhundert zu stammen schien. Sein Zylinder, die röhrenförmige Hose und seine Jacke war aus einem roten Stoff gefertigt. Es war ein dichtes Rot, Karminrot, das sich dem bläulichen Licht des geheimnisvollen Wesens entzog und es verweigerte.
    „Du bist also hier. Der verräterische Sohn eines verräterischen Vaters“, sagte das Lichtwesen.
    „Meinst du meinen Vater im Fleische, oder meinen Vater im Geiste?“ entgegnete der Rote mit einer ruhigen, melodischen Stimme. „Du hast keine Macht hier, Kyriot. Weshalb also das dramatische Auftreten?“
    Er sagte das letzte Wort einem gewissen Ekel in seiner Stimme.
    „Jede Seele zählt“, erwiderte das Lichtwesen.
    „Eine Seele zählt nichts!“ Der Rote breitete die Arme zu einer pathetischen Geste. „Ihr - Engel - seid - schwach!“
    Das Lichtwesen streckte mit einem Ruck seinen Arm aus. Etwas, das wie ein Blitz aussah, schoss aus seiner Hand und wand sich schlagartig um den Hals des knienden Mannes. Der Mann riss sich herum, doch nun war er an den Engel gekettet, wie ein Hund an einer Leine. Die Kette strahlte das selbe bläuliche Licht aus, wie das Wesen selbst. Mit der freuen Hand schwang es nun plötzlich eine Peitsche und begann auf den kriechenden Mann einzuschlagen.
    Der Rote sah zu und rührte sich nicht.
    Erst als der Engel seine peitschende Hand senkte, trat der Rote an den winselnden Mann am Boden heran und neigte sich zu ihm.
    „Was du hier siehst, mein treuer Hagen, ist dein in Licht getauchter Zweifel an mir.“
    Hagen, der Mann auf dem Boden sah auf zu dem Roten. Noch immer war die Lichtkette um seinen Hals geschmiedet und führte zu der Hand des Engels.
    „Ich kann es nicht mehr“, winselte er. „Ich kann es nicht mehr... All die Toten. All die Frauen....“
    Er hielt kurz inne und sah dann langsam von unten hoch zu dem Roten.
    „Mich grauts vor Ihnen“, flüsterte er leise, mit zittriger Stimme.
    Plötzlich warf er sich zur Seite. Der Rote richtete sich auf und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Hagen tauchte wieder ins Licht zurück und hielt den abgebrochenen

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