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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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Vertieft in meine eigenen Probleme, hatte ich sie kaum wahrgenommen. Dabei grölten sie nur zwei Tische weiter — das pomadige Klischee einer Pasinger Gang, vollgepumpt mit Testosteron, das durch ihre Pickel durchbrach, und aufgestachelt durch miserablen Sex.
    Woher wusste Korvinian von ihnen? Konnte er mich etwa sehen? War er in der Nähe?
    »Wie kannst du...«
    »Nicht jetzt« , wies er mich schroff zurecht. »Nimm nun einen Geldschein aus dem Umschlag und verstaue den Rest.«
    Ich befolgte roboterhaft seine Anweisung.
    »Steh dann auf, gehe zu ihnen rüber und lege den Schein auf den Tisch. Sage ihnen, dass sie noch einen zweiten bekommen, wenn sie zum Bahnsteig 23 gehen und dort untereinander eine wirklich laute Schlägerei anfangen.«
    Auf diese Weise ferngesteuert, trat ich an die Halbstarken heran und ließ den Geldschein auf den Tisch fallen.
    Sie unterbrachen ihr tiefsinniges Tun und starrten einen Augenblick sprachlos die Gebrüder Grimm an. Dann fand der erste seine Stimme wieder und polterte halb lachend: »Hey, was geht‘n?«
    »Ich brauche dafür eine Kleinigkeit von euch«, sagte ich. »Ich möchte, dass ihr zum Bahnsteig 23 geht und dort etwas Stress macht.«
    »Ich verpeile nix«, meinte einer, während ein anderer vorsorglich den Schein einsteckte. Der Rest brach in Gelächter aus. »Checkt ihr den Null-Checker?«
    »Ich will, dass ihr das nur fingiert. Eine Schlägerei. Untereinander.«
    Sie blickten mich zunehmend entgeistert an.
    »Und wenn wir da jetzt runtergehen und da ist voll der Schnittlauch? Oder deine Jangos. Bist du‘n 809er?«
    Ich konnte nicht fassen, dass er mit diesem Gang-Scheiß um sich warf. Er konnte höchstens siebzehn sein und führte sicherlich über die Anzahl seiner Schamhaare heimlich Buch.
    »Dort ist niemand... Ist´ne Wette, Mann. Aber mehr darf ich nicht sagen, weil ich sonst die Wette verliere.«
    »Und wenn wir einfach nur mit deinem Tausi abhauen, was dann, Spock?«
    »Dann kriegt ihr den zweiten nicht.«
    Sie kicherten noch lauter und gaben weitere rhetorischen Geniestreiche von sich: »Den zweiten?!« — »Delüxig!« — »Boah, voll krass!« — »Echt heftig!«
    »Und dafür sollen wir einfach nur paar Minuten rumpogen?« hakte das Alpha-Männchen unter ihnen nach.
    Ich nickte.
    »812, Mutterficker«, sagte der Sprecher. Er stand lachend auf und schlug sich dabei auf die Brust. Die anderen folgten ihm. »Uns ists voll wurscht, ob da die 809er warten. Wir mischen die auf.«
    »Ich muss den Krach bis hierher hören«, betonte ich.
    »Wenn du nachher nicht mehr da bist, wegen dem anderen Tausi...«, unterrichtete mich der Anführer. »Dann gibt´s Kress.«
    »Kress?«
    »Voll krassen Stress, Dummbarz.«
    Sie zogen ab und benahmen sich schon auf der Treppe zur Halle wie eine Horde wilder Primaten. Ich hatte plötzlich den Eindruck, dass sie es auch umsonst gemacht hätten.
    Ich blickte ihnen hinterher.
    »Bandar-Log«, murmelte ich.
    Sie waren nur fünf oder sechs Jahre jünger als ich, doch hier und jetzt kam es mir wie dreißig vor.
    »Nimm die andere Treppe« , dirigierte mich inzwischen Korvinian. Ich warf mir die Kuriertasche quer über die Schultern und hielt den Game Boy wie ein Funkgerät in der Hand.
    »Ich nehme an, die kriegen keinen zweiten Tausendmarkschein zu sehen«, sagte ich, während ich schnellen Stakkato-Schritt die Treppe herunter eilte.
    Im nächsten Augenblick brach schon das Geschrei los. Die
    »Pasinger Gang« hatte offensichtlich die Schlägerei bereits vor dem Infostand begonnen. Ich nahm an, dass da etwas in ihnen war, das einfach raus musste, und ich hatte nur den ersten Dominostein in Bewegung gesetzt.
    »Gehe zu einem Fahrkartenschalter, schnell.«
    Ich trat an ein freies Schalterfenster.
    Im Augenwinkel sah ich die beiden Polizisten an mir vorbei zu der »Pasinger Gang« rennen. Die Menschen schauten sich gegenseitig an und blickten unruhig in Richtung des Lärms.
    Ich zog aus dem Kuvert einen Tausender heraus und trat an den Verkaufsschalter.
    »Wann fährt der nächste ICE nach Hamburg?« fragte ich und erfuhr, dass der Zug in fünfzig Minuten den Bahnhof verlassen würde.
    »Ich nehme vier Fahrscheine und fünf Reservierungen«, sagte ich in das ins Glas eingelassene Mikrophon, das mich mit dem Mitarbeiter auf der anderen Seite der Glasscheibe verband. Die Zeit floss plötzlich wie Honig um mich, und die Hände des Fahrscheinverkäufers auf seiner Tastatur erschienen mir müde und schlapp. Misstrauisch blickte ich nach links

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