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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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für die Offiziere, dies ebenfalls zu tun.
    „Ich nehme an, Sie alle haben die Mitteilungen gelesen, auf Grund derer Sie hier sind…“ – Chatichai sprach, wie immer ergriff er die Initiative – „… und so nehme ich auch an, Sie wissen alle, daß unsere Streitkräfte vor fünfzig Kilosekunden ein Schiff entdeckt haben, das mit nichts vergleichbar ist, was noch in diesem System existiert…“ Er machte eine Pause und senkte den Blick; Raul erkannte ein Bandaufzeichnungsgerät auf dem Tisch vor ihm. „Dies ist ein Report von Kapitän Smith, der den Oberbefehl über die Patrouillenflotte hatte, die das Schiff entdeckte.“ Er drückte einen Knopf.
    Raul driftete gegen den Tisch; er lauschte gespannt, der Ausdruck der Gesichter entlang des Tisches wechselte schlagartig. Man hatte den Eindringling als ein Fusionsschiff des Demarchy angesehen, das diskanisches Hoheitsgebiet verletzte. Dann, als man sich näherte und die Stimme einer Frau auf die Anfrage antwortete, hatte man erkannt, etwas vollkommen Unerwartetes entdeckt zu haben. Das Schiff war vor ihnen geflohen, es beschleunigte mit dem unvorstellbaren Wert von zehn Metern pro Sekundenquadrat. Es hatte eine der eigenen Einheiten, die sich näherten, allein mit der tödlichen Abstrahlung der Schubdüsen fast mühelos zerstört. Doch sie hatten das Feuer auf das fliehende Schiff eröffnet und eine kleine, expandierende Trümmerwolke gesehen…
    Ein unterschwelliges Gefühl von Ärger und Freude machte sich am Tisch breit. „Warum, zum Teufel, gab Smith der Frau keine Hafenkoordinaten, als sie ihn darum bat?“ fragte Lobaschewski neben ihm murmelnd. „Schien verdammt aussichtsreicher, als das Schiff gewaltsam zu nehmen. Ein Schiff verloren – geschieht ihm recht.“ Er starrte über das Niemandsland zur Opposition hinüber. Raul behielt seine ausdruckslose Miene bei.
    Chatichai hob sowohl den Blick als auch seine Stimme. „Die Frage, Gentlemen, ist nun nicht etwa, ob Kapitän Smith gemäß den Interessen der Großen Harmonie handelte, sondern, welche Aktionen weiterhin bezüglich dieses Schiffes unternommen werden sollten. Ich glaube, niemand hier will bestreiten, daß dieses Schiff aus einem anderen System kommt…“ Er machte eine Pause, doch niemand bezweifelte es. „Und ich glaube, wir müssen niemandem im Detail darlegen, was ein solches Schiff für unsere Ökonomie bedeuten würde… oder für die des Demarchy, wenn es an unserer Statt das Schiff in die Hand bekommt.“ Eine weitere Pause. „Aber ist es vorstellbar oder wahrscheinlich, dieses Schiff in die Hand zu bekommen? Und andererseits – welche Maßnahmen sollten getroffen werden, um zu verhindern, daß es in die Hände des Demarchy fällt?“
    Raul betrachtete den matten Glanz der Plastikoberfläche des Tisches, er sah durch sie hindurch, während er mit halber Aufmerksamkeit der Debatte lauschte, die am Tisch entbrannt war: Das Schiff war beschädigt… nichts, was Himmels Gürtel ihm entgegensetzen konnte, war in der Lage, es einzuholen. Das Schiff könnte sich wegen des Angriffs das Demarchy aussuchen… es gab keinen Grund anzunehmen, das Schiff würde nun noch irgend jemandem im Gürtel vertrauen. DasSchiff war die Lösung für das Überleben der Harmonie… das Schiff war ein Phantom, dessen Verfolgung nur wichtige Rohstoffe vergeuden würde, deren Verlust man sich nicht leisten konnte…
    Raul sah auf und ordnete seine eigenen Gedanken. Er sprach naturgemäß erst dann, wenn er alle Seiten einer Frage betrachtet hatte; schon vor langer Zeit hatte er gelernt, daß selektive Stille ein wesentlich effektiveres Werkzeug als eine laute Stimme war. Seit seiner Beförderung zur Hand hatte er sie mit sehr gutem Erfolg benutzt, um sich die Reputation zu erwerben, zu bekommen, was er wollte, um die Effizienz der Handelsmarine zu steigern und den Einfluß der Handelsfraktion zu stärken. Als er eine Lücke entdeckte, griff er in die Diskussion ein. „Wie Sie alle wissen, habe ich mich von Anfang an gegen den Aufbau und Unterhalt der schweren Streitkräfte ausgesprochen…“ Er warf einen Blick über den Tisch, sah Ablehnung auf der anderen Seite, fühlte Lobaschewskis Zustimmung neben sich, die sich über die ganze eigene Seite ausbreitete. Zusammen mit einer Minderheit der anderen war er der Ansicht, das Demarchy verfüge über keinerlei ernsthafte Faktoren zur Bedrohung der Sicherheit der Großen Harmonie und die Ressourcen, die zum Unterhalt der Verteidigungsflotte verwendet wurden,

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