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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ich bin sterilisiert.“
    Shadow Jack sah ihn an, und langsam kamen ihm die Worte über die Lippen: „Ich wollte, ich wäre steril!“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht… so habe ich es nicht gemeint. Aber wir können niemals heiraten, Bird Alyn und ich, weil ich nicht steril bin und sie auch nicht. Wir
sind
strahlungsgeschädigt. Wir sollten keine Kinder haben, aber das würden wir…“
    Abdhiamal kraulte Rusty unter dem Kinn. „Das ist eine einfache Operation. Können sie die auf Lansing nicht durchführen?“
    „Können schon… aber sie wollen nicht.“ Ein Gefühl des Elends lag wie ein Zentnerstein auf ihm. „Als Materialist muß man für alle seine Aktionen selbst die Verantwortung tragen.
    Es wird von einem erwartet, daß man selbst die Konsequenzen für sein Tun trägt und sie nicht anderen aufbürdet. Wie meine Mutter… als meine Schwester geboren worden war und sie sagten, sie sei zu sehr deformiert… meine Mutter mußte sie aussetzen… Sie ließ es nicht einmal mehr zu, daß mein Vater sie sah.“ Er betrachtete seine Hände. „Aber um die medizinische Technologie ist es schlecht bestellt. Manchmal glaube ich einfach nur, sie wollen nichts von dem, was übriggeblieben ist, verschwenden.“
    Abdhiamals Stimme hatte plötzlich wieder ihren sanften, professionellen Ton. „Nach welchen Kriterien wurden Sie für defekt erklärt? Sie machen doch einen gesunden Eindruck.“
    Shadow Jacks Hände umklammerten Metall. „Vielleicht war ich selbst nicht defekt, aber meine Schwester war es. Und sie brauchten mehr Außenarbeiter, daher sagten sie mir, ich müßte an der Oberfläche arbeiten. Das tut man, wenn man offensichtliche Schäden aufweist, so wie Bird Alyn. Dort habe ich sie auch kennengelernt…“ Wo er erkannt hatte, was das Leben einst bedeutet haben mußte, inmitten der Schönheit von Gärten und nicht umgeben von kahlem Gestein. Und dort hatte er auch eingesehen, daß sein eigenes Leben nicht deshalb endete, weil er die schützende Hülle der Felsen hatte verlassen müssen, daß dies weder das Ende von Hoffnung und Zuversicht, noch von Glauben und Gefühlen war. Aber er hatte zu viele Megasekunden auf der Oberfläche der winzigen Welt zugebracht, zu viele Megasekunden auf einem verseuchten Schiff… Und es geschahen keine Wunder, um eine verkrüppelte Hand oder ein gebrochenes Herz zu heilen.
    Er schlug gegen den Türrahmen. „Alles geht schief! Ich wollte Bertha nicht… so nennen, wie ich es getan habe. Aber sie hatte so viele Ehemänner, sie hat sogar Kinder! Wo Bird Alyn und ich nicht einmal uns selbst haben können… das machte mich fast verrückt. Bertha hat so viel verloren, und ich sagte… sagte ihr das. Sie half uns, nachdem wir versucht hatten, ihr Schiff zu stehlen, wie jeder andere auch…“
    „Das haben Sie getan? Und sie hat Ihnen beiden deswegen nichts getan?“
    Er nickte. „Wir hatten nur einen Dosenöffner… Ich glaube, sie hielt uns für Narren.“
    „Und Sie… sagten, sie hat Kinder?“ Abdhiamal betrachtete das breite Lederband, das sein Handgelenk umschloß.
    „Ja. Im Weltraum reisen ist… ganz normal für sie. Es bedeutet nicht das Ende von allem.“ Er biß sich auf die Zunge, als ihm einfiel, daß es für die Mannschaft der
Ranger
doch das Ende gewesen war.
    „Wenn sie Ihnen den versuchten Diebstahl ihres Schiffes vergeben hat, wird sie Ihnen auch das Wort ,pervers’ vergeben. Wahrscheinlich früher, als sie mir meine Bemerkungen über Ingenieure verzeihen wird.“
    Shadow Jack runzelte verständnislos die Stirn.
    Abdhiamals Lächeln erlosch. „Ich glaube, wir beide haben mehr als ein Problem gemeinsam. Wie jede Gruppe in Himmels Gürtel die Probleme der anderen teilt. Und inzwischen bin ich nicht mehr so sicher, ob es für uns eine einfache Antwort gibt.“
    Shadow Jack wandte sich ab und sah Bird Alyn, die ihn vom Ende des Korridors aus betrachtete. Er begegnete ihrem Blick. Hoffnungslosigkeit zog ihn hinab wie die Kette der Gravitation. „Für uns gibt es überhaupt keine Antworten mehr. Das hätte ich wissen müssen. Tut mir leid, daß ich Sie aufgehalten habe, Abdhiamal.“
    Wadie schloß die Tür; er kraulte immer noch die Katze. In Gedanken sah er die Zukunft von Lansing – Kummer und Tod in den Gärten, und darin sah er die ganze Zukunft von Himmel…
Die Zukunft?
Die Stille legte sich schwer auf seine Ohren und betäubte ihn.
Das Ende.
Das Demarchy war nur ein schmelzendes Schneeflöckchen. Es gab keine Antwort mehr. Nichts, was er

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