In der Arena von Antares
Augenblick trat die hagere Gestalt eines Pallans vor. Er trug eine lange blaue Robe mit den Symbolen seiner Macht. Es handelte sich um Pallan Ord Mahmud nal Yrmcelt. So wurde er von dem Deldar der Wache angeredet. Unwillkürlich spitzte ich die Ohren.
Weinschlürfend betrachtete mich die Königin. Mit einer Handbewegung, die sie wahrscheinlich für majestätisch hielt, die in Wirklichkeit aber nur hübsch wirkte, schleuderte sie mir die Flüssigkeit ins Gesicht.
»Yetch! Du hast meinen wertvollsten Neemu getötet!«
Das rothaarige Mädchen hielt den Atem an.
Die Königin brauchte mir mein Verbrechen gar nicht erst vorzuhalten; ich hatte schon geahnt, worum es ging, als ich vor dem Thron niedergeworfen wurde. Zwei Neemus hockten links und rechts von dem einfachen Thron, von Silberketten gehalten. Sie gähnten und entblößten ihre blutroten Mäuler und ihre spitzen weißen Zähne. Dann und wann streichelte die Königin ihre Lieblingstiere – mit einem goldenen Kratzer. Ich wußte, wie gefährlich die Neemus waren. Diese Exemplare schienen allerdings zum Teil gezähmt zu sein und ließen sich bestimmt gern streicheln und verwöhnen. Sie betrachteten mich gelangweilt mit ihren boshaften goldenen Schlitzaugen und schnurrten, wenn die Königin sie streichelte.
»Nehmt ihm den Knebel ab!«
Rauhe Hände zerrten mir den Stoff aus dem Mund. Ich bewegte die schmerzenden Kiefer, sagte aber nichts. Ich starrte wütend zu der prachtvoll herausgeputzten Frau empor. Ich starrte auf das ganze barbarische Bild aus Edelsteinen, Federn, Neemus und Sklaven und sagte mir, daß ich vielleicht nicht mehr lange zu leben hatte.
»Man hat dir die Frage nicht gestellt, Yetch, denn du hast einen Knebel getragen und konntest daher noch nicht lügen. Ich werde dich jetzt befragen. Es wäre dir anzuraten, die Wahrheit zu sagen!«
Jetzt galt es zu überlegen. Der Dray Prescot früherer Tage hätte sich in Ketten zu dieser Frau gerollt, ihr Bein gepackt und sie zu sich gezerrt in der Hoffnung, einer der Neemus würde ihr den Kopf abbeißen. Dieser alte Dray Prescot hatte großes Glück gehabt, seine Tollkühnheiten zu überlegen. Der Dray Prescot, der auf Kregen bereits einen weiten Weg zurückgelegt hatte, war klüger geworden – nicht viel, sondern nur ein wenig, wie Sie hören werden.
»Wie heißt du, Cramph?«
Ich zögerte. Hätte ich mich als Kaidur ihrer Arena bezeichnet, wäre ich sofort als Gemeiner abqualifiziert gewesen, von kaum größerer Bedeutung als die verwöhnten Sklaven, ein Objekt der Vernichtung. Mich an mein Pseudonym Varko ti Hakkinostoling zu halten, wäre geradeheraus töricht gewesen. Aber wenn ich ein Lord war, ein Kov oder sogar ein Prinz – dann hatte ich vielleicht eine Chance.
»Ich bin Dray Prescot, Pr...« begann ich, wurde aber sofort unterbrochen.
»Du hast einen meiner Neemus umgebracht, ein herrliches Tier, einen Hyr-Neemu, für den ich ein Vermögen bezahlt hatte und den ich aus dem Ausland hatte kommen lassen. Dein Verbrechen ist abscheulich!«
Ich wußte, daß sie mit mir spielte, ähnlich wie ihre Neemus mit einem Woflo spielen mochten; doch der eigentliche Test stand noch bevor.
Bisher hatte ich mich voll auf sie und ihre unmittelbare Umgebung konzentriert. Natürlich befanden sich noch andere Menschen im Thronsaal, hohe Würdenträger, Edelleute und die Pallans dieses Staates. Ich ignorierte sie. Konnte ich es wagen, von dem rothaarigen Mädchen zu sprechen? Mein Blick richtete sich auf sie, und ihr helles Gesicht wurde noch bleicher.
Die Königin fauchte mich förmlich an. »Du wagst es, meine Zofe Shirli anzublicken? Habt ihr eine kriminelle Liebschaft miteinander? Vielleicht habt ihr euch beide gegen mich verschworen?«
Ich schüttelte den Kopf, und sofort erklangen die verdammten Glocken von Beng-Kishi in meinem Schädel. »O nein, Majestrix, das ist nicht wahr. Ich habe das Mädchen zum erstenmal gesehen, als der Neemu sie zu zerfleischen versuchte ...«
»Selbst wenn ich dir glaubte – gibt dir das das Recht, meinen herrlichen Neemu einfach so umzubringen?«
»Aber das Ungeheuer war drauf und dran, das Mädchen aufzufressen!«
»Du Yetch! Ist das ein Grund, das Tier zu töten? Welchen Wert hat eine Shishi im Vergleich zu einem Neemu mit seinem herrlichen samtig schwarzen Fell! Du sollst ebenfalls umkommen, auf eine Art, die dich zur Reue für dein Verbrechen zwingt! O ja!«
Ich rollte mich auf den Rücken und versuchte aufzustehen. Die Würdelosigkeit meiner Stellung war mir
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