In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
Verletzungsrisiko.
Als nun das CrossFit Elysium in Fahrraddistanz auf meinem Radar erschien, beschloss ich umgehend, dieser Box beizutreten.
CrossFit Elysium
Laut dem New Oxford American Dictionary ist das Elysium jener »Ort am Ende der Welt, an den die Götter bestimmte Helden nach ihrem Tod entrückten«. Eine andere Erklärung ist: »ein Ort oder Zustand vollkommener Glückseligkeit«. Der Begriff »Elysium« stammt also aus der griechischen Mythologie und beschreibt ein Paradies, das nur einer kleinen Schar Sterblicher vorbehalten war, die zu Lebzeiten Heldentaten vollbracht hatten. Wenn Sie nun an friedliche Auen, kühle Bäche und lauschige Wälder denken, irren Sie aber gewaltig.
Das CrossFit Elysium hatte sich auf einer Gewerbefläche gleich neben einem Oldtimer-Händler angesiedelt. Einen halben Häuserblock südlich verkaufte ein anderer Autohändler gebrauchte Polizeiwagen – der schwarz-weiße Lack blätterte allerdings schon langsam ab und auch die Sirenen und Blaulichter waren längst abmontiert. Einen halben Häuserblock nördlich gab es ein Tattoo- und Piercingstudio; auf der anderen Straßenseite befand sich ein anderes Tattoo- und Piercing-Studio; im nächsten Block gab es dann – Zeichen und Wunder – ein weiteres Tattoo- und Piercing-Studio. Am wichtigsten jedoch war das »Toronado«, das einige Blocks südlich des Elysium gelegene inoffizielle Stammlokal der Box-Mitglieder. Diese unauffällige Gaststätte mit Gartentischen und einem kleinen Biergarten pflegte einen engen und freundschaftlichen Umgang mit den Helden des Elysium.
Ich hatte bereits ein wenig CrossFit-Luft geschnuppert, als ich am 1. Juli 2011 beschloss, dem Elysium beizutreten, aber ich wusste trotzdem noch nicht viel darüber. Mir war allerdings klar, dass das Elysium eine Welt für sich war – das allgemeine CrossFit-Geschäftsmodell stellte es jedem Inhaber frei, den Stil seines Studios selbst zu bestimmen. CrossFit ist kein Franchise-Unternehmen wie Starbucks oder Gold’s Gym, bei dem alles normiert und von oben vorgegeben ist, sondern vielmehr ein Netzwerk von Filialen. Das wirkt sich erheblich auf die Art und Weise aus, wie CrossFit-Boxen geführt werden.
Die Gründung einer Filiale ist ein einfacher, unkomplizierter Vorgang. Man muss hierfür nur eine zweitägige Level-1-Trainerzertifizierung erfolgreich absolvieren und eine Bewerbung einreichen, die unter anderem einen Essay umfasst. Wenn man angenommen worden ist, zahlt man eine Jahresgebühr von 3000 Dollar. Ab da sind die Richtlinien dann relativ weit gefasst: Auf der Website CrossFit.com steht: »CrossFit ist kein Franchise-Unternehmen und wird auch niemals eines sein. Unsere Kooperationspartner sind ein Zusammenschluss anerkannter Fitnessexperten, die unter dem Namen CrossFit ein ständig wechselndes, intensives und funktionales Training sowie verlässliche Ressourcen anbieten.« Eine solche Formulierung bietet großen Interpretationsspielraum, daher können sich die Filialen hinsichtlich ihrer Atmosphäre, der vorhandenen Trainingsgeräte, Qualität der Betreuer, durchschnittlichen Kursteilnehmerzahl und Schwerpunktsetzung enorm unterscheiden. Auch die Mitgliedsbeiträge sind verschieden.
Mit diesen Informationen im Hinterkopf spazierte ich zum ersten Mal durch die Glastür ins Elysium und fragte mich, wie es in dieser Box wohl zugehen würde. Ich trat in einen geräumigen Bereich mit einer niedrigen Decke und Stützpfeilern. Zur Linken befand sich ein aus Sperrholz gezimmerter Empfangstresen, dahinter ein Tisch mit einer Kaffeekanne und einem Plastikbehälter mit Proteinpulver. Am Tresen saß ein Mann mit einem schwarzen Haarschopf, der unter einer roten Mütze hervorquoll. Er arbeitete an einem Computer. Er sah nicht einmal auf, als ich an ihn herantrat, sondern warf mir nur aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Ich erfuhr später, dass dies Paul Estrada war, der Mitinhaber des Studios und Cheftrainer.
»Hallo«, sagte Estrada.
»Hallo.«
Pause.
Ich fuhr fort. »Also … na ja, ich würde gerne Mitglied werden.«
»Okay.«
Pause.
Estradas Augen ruhten ungerührt auf dem Monitor.
»Äh, was muss ich da machen?«, fragte ich.
Schließlich blickte Estrada auf und erklärte mir in knappen Worten, dass ich nächste Woche anfangen und an einem Einsteigerseminar teilnehmen könne.
Das Einsteigerseminar oder »On-Ramp«-Programm, wie der Einführungskurs in manchen CrossFit-Studios heißt, unterscheidet sich von Box zu Box. Im Elysium dauert dieser Kurs
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