In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)

Workouts teilnehmen.«

    »Diese ersten Einheiten machten mich fertig«, sagte Chang. »Ich war ein ehemaliger Leistungsschwimmer und Fußballspieler und hielt mich für sehr sportlich, deshalb war ich verblüfft, dass mich einige schlichte Körpergewichts- und ein paar Hantelübungen derart in die Knie zwangen.« Chang machte allerdings schnell Fortschritte: Er nahm 15 kg ab und erreichte sein altes »Kampfgewicht« von 65 kg. CrossFit hatte ihn in seinen Bann gezogen.
    Chang fing an, zusammen mit Estrada zu trainieren, und richtete sich im Garten einen kleinen Fitnessbereich ein. Er kaufte sich einen Kniebeugenständer, eine Langhantelstange, Hantelscheiben und eine Klimmzugstange. »Wir trainierten unter der Woche fast täglich und fanden immer einen Weg, mit unseren begrenzten Mitteln und Möglichkeiten so ziemlich jede Übung zu machen«, sagte Chang. Kurz darauf nahm er an einem Level-1-CrossFit-Seminar teil. »Paul fing an, seine Klienten mitzubringen, um bei mir zu trainieren«, erinnert er sich. »Zu unseren Stoßzeiten trainierten fünf Leute gleichzeitig in der Garage oder auf dem Bürgersteig, während sich die Nachbarn versammelten und zusahen.« Ende 2009 beschlossen Estrada und Chang, ein eigenes CrossFit-Studio zu eröffnen.
    Estrada lieh sich Geld von seiner Familie, um mit Chang das Startkapital aufbringen zu können. Sie benutzten die Ausrüstung aus Changs Heimstudio und kauften noch einiges Zubehör dazu. Ihre Klienten folgten ihnen an den neuen Ort und zu Estradas großer Erleichterung wurden sie durch Mundpropaganda immer bekannter. Laut Chang hatte das CrossFit Elysium nach einem Jahr bereits 50 Mitglieder. Zu diesem Zeitpunkt waren sie den Räumlichkeiten, die sie angemietet hatten, in vielerlei Hinsicht entwachsen.
    Hierzu muss man sagen, dass CrossFit ein lauter Nachbar ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Studios ist es in CrossFit-Boxen normal, dass Hanteln zu Boden fallen. Deshalb benutzen wir auch gummierte Hantelscheiben, die beim Aufprall auf den Boden nicht zerbrechen können; Lärm verursacht das aber trotzdem. Zu Boden krachende Hanteln sind im CrossFit nicht nur die Norm – vor allem wenn man sich am Gewichtheben oder Kreuzheben mit Maximalgewicht versucht –, sondern sogar notwendig, weil der Sportler, der seine Grenzen auszuloten versucht, Verletzungen und Unfällen vorbeugt, indem er Hanteln loslässt oder hinwirft. Beim Kreuzheben mit einem extrem schweren Gewicht wäre es gefährlich, die Hantel langsam abzusenken, denn dabei könnte der untere Rücken Schaden nehmen. Abgesehen davon ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, so schwere Gewichte langsam zu Boden zu bringen. Ein CrossFitter lässt eine Langhantel typischerweise auch dann fallen, wenn er bei einem Versuch »scheitert« – setzt man beispielsweise zu einer Kniebeuge mit Langhantel über Kopf an, mit gestreckten Armen und einer schwer bestückten Hantel, kann man leicht das Gleichgewicht verlieren. Wenn das passiert, ist es am sichersten, den Versuch abzubrechen – und die Hantel zu Boden zu schleudern, während man gleichzeitig einen bis zwei Meter Sicherheitsabstand einhält.
    Herunterfallende Hanteln sind allerdings nicht die einzige Geräuschquelle. Die abgebrochenen Versuche werden oft durch Schreie oder lautes Stöhnen begleitet. Dann gibt es verschiedene Arten von Heavy Metal, die während der Met-Con laufen (Heavy Metal, Black Metal, Speed Metal, Death Metal, Doom Metal – man könnte fast meinen, CrossFit-Boxen hätten ein Faible für die Apokalypse). All dieser Lärm sorgt dafür, dass das Gemäuer vibriert und dröhnt. Das ist der Grund, weshalb viele CrossFit-Studios in Industriegebieten angesiedelt sind, weit entfernt von ruhigen, gediegenen Wohngebieten. Sie befinden sich oft in der Nähe von Sägewerken, Wertstoffhöfen und Schrottplätzen. Wenn in einem Kurs von zehn oder mehr CrossFittern alle gleichzeitig ihre Hantel aus Überkopfhöhe zu Boden fallen lassen – etwas, was in den ersten Minuten einer Met-Con ständig passieren kann –, hört sich das an wie ein schrecklicher Verkehrsunfall. Das fiel auch den Unternehmen auf, die direkt an das erste CrossFit Elysium angrenzten.
    Der neue Standort an der 30. Straße war eine längliche Lagerhalle, ein 400 Quadratmeter großer Betonbau mit einer 7,5 Meter hohen Decke. Daran ließen sich sehr gut Turnseile und -ringe anbringen. Klimmzugstangen in verschiedenen Höhen säumten die gesamte Südwand und der Boden wurde mit schwarzen Gummimatten