In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
nachempfunden war. Dort führte man viele, durch Pausen unterbrochene Sätze Bankdrücken aus, und jeder war beeindruckt, wenn ein Sportler in der Lage war, 150 kg zu stemmen.
Bei LA Fitness herrscht stets ein reges Treiben. Viele Studiobesucher marschieren von einer Maschine zur anderen und überlegen sich offensichtlich erst in diesem Moment, welche Übungen sie trainieren wollen. Normalerweise läuft es so ab: Man sieht ein Kraftgerät, das einem zusagt, nimmt es in Beschlag, tobt sich einige Sätze lang daran aus, geht dann zum nächsten, nimmt dieses in Beschlag und so weiter, und etwa eine halbe Stunde später setzt man sich dann für eine abschließende Cardiorunde auf ein Ergometer und liest Zeitung. Oder dehnt sich. Oder geht. So trainierte ich etwa drei Jahre lang im LA Fitness, bevor ich mich CrossFit zuwandte, und es ist nicht verwunderlich, dass ich mit diesem willkürlichen Ansatz keine Resultate erzielt hatte.
Wie dem auch sei, in einem herkömmlichen Fitnessstudio wandert also die Kundschaft von Gerät zu Gerät, während man selbst seinen kleinen CrossFit-Schlachtplan umzusetzen versucht, für den man drei oder vier Geräte und/oder Bereiche benötigt. Statt einer halben Stunde oder länger dauert das Workout nur zwölf fulminante Minuten … sofern einem die Geräte und Bereiche zur Verfügung stehen, wenn man sie braucht. Das ist allerdings fast nie der Fall, denn die anderen Studiomitglieder wissen natürlich nicht Bescheid und warum sollten sie auch Rücksicht auf einen nehmen? Die Frage der Verfügbarkeit ist also ein großes Problem, so groß, dass es fast unmöglich ist, diese Workouts in einem gut besuchten, traditionellen Studio zu absolvieren.
Aber es gibt noch einen anderen Grund für die Unvereinbarkeit beider Ansätze, der vielleicht noch stärker ins Gewicht fällt: Die aggressive Art von CrossFit passt nicht zum geordneten Betrieb, der in einem normalen Fitnessstudio herrscht. Wenn die beiden Trainingsformen Musikrichtungen wären, wäre CrossFit Death Metal und das normale Studio Pop. Auf der einen Seite Napalm Death, auf der anderen Duran Duran. Der CrossFitter, der mit seinem Workout in möglichst kurzer Zeit eine möglichst hohe Herzfrequenz erreichen will, steht naturgemäß in einem krassen Gegensatz zu den entspannt auftretenden anderen Studiogängern.
Wenn der CrossFitter dann mit einer 24 kg schweren Kettlebell Swings ausführt und es so aussieht, als würde die gusseiserne Kugel gleich durch die Luft segeln, die Plexiglaswand durchschlagen und auf den Tennisplatz krachen, werden normale Menschen eben ein wenig nervös. Die anderen Mitglieder von LA Fitness warfen mir regelmäßig besorgte (vielleicht auch verächtliche) Blicke zu. Ich wartete nur darauf, von einem der Poloshirt tragenden Personal Trainer darauf angesprochen zu werden, dass ich die anderen Gäste mit meinem wilden Treiben gefährde. Vielleicht war das auch der Fall, aber erstaunlicherweise blieb diese Warnung aus.
Die meisten WODs sind sehr kurz; damit sie effektiv sein können, müssen sie also extrem intensiv sein. Das wiederum bedeutet, dass sie Unwohlsein hervorrufen. Wenn man von Leuten umgeben ist, die nicht dieselben Prioritäten haben, und man weiß, dass man sie möglicherweise mit seinem Tun provoziert, dann ist es schwer, sich ans äußerste Limit zu bringen. Zumindest ging es mir so. Manchmal schaffte ich es, manchmal auch nicht. Wenn ich ein CrossFit-Workout im LA Fitness beendet hatte, verließ ich das Studio normalerweise mit einem schlechten Gewissen, weil ich wusste, dass ich aus Rücksicht auf die anderen Mitglieder wieder einmal nicht an meine Grenzen gegangen war.
Der letzte Grund, weshalb es nicht einfach war, in einem herkömmlichen Studio CrossFit zu betreiben, war: Bei CrossFit muss man Verbundübungen ausführen – also Bewegungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Reißen, Kastensprünge, Klimmzüge und Rudern, an denen mehrere Muskeln und Gelenke beteiligt sind und die den ganzen Körper beanspruchen. Alle diese Übungen haben ihre eigenen technischen Feinheiten und sind größtenteils schwer zu erlernen. Zwar kann man sich im Internet Videos mit Anleitungen ansehen und versuchen, die Bewegungen im Studio nachzumachen, aber das ist eine unsichere und potenziell riskante Methode. Ich hatte niemanden, der mir sagte, ob meine Bewegungen korrekt waren, oder der meine Fehler korrigierte, sodass ich die Übungen sicher ausführen konnte. Dementsprechend hoch war mein
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