In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
in Schulter, Rücken und Nacken sitzen und wahrscheinlich von einem anstrengenden Kraftdreikampf-Training oder einer 20-minütigen Met-Con herrühren.
Starrett startete MobilityWOD.com im August 2010 mit einem Video, in dem er auf ein Skateboard spingt und sich selbst mit einem iPhone filmt. Im folgenden Jahr stellte er fast täglich Videos ins Netz. Sie machen die kritische Haltung Starretts gegenüber den Praktiken der modernen Sportmedizin deutlich – zum Beispiel vertritt er die Auffassung, dass verletzte Läufer nicht selten zu teuren und unnötigen Behandlungen überredet werden, die bestenfalls nichts nutzen. Vielleicht am meisten stört ihn aber, dass die Sportmedizin als Rundum-Dienstleister agiert und den Athleten die gesamte Verantwortung für ihre Gesundheit aus den Händen nimmt. Auf MobilityWOD.com kann man dazu Folgendes lesen: »Dieser Blog soll als Ausgangspunkt für Sportler dienen, die systematisch etwas gegen ihr kaputtes Gewebe und ihre lausige Gelenkmobilität tun wollen. Die Benutzung erfolgt auf eigene Gefahr. Hören Sie auf, bevor Ihnen eine Übung Schmerzen verursacht, Ihre Wirbelsäule aus dem Hals ragt oder Sie Lähmungserscheinungen im Gesicht erleiden. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Sie die Verantwortung für sich selbst nicht immer anderen überlassen können. Warten Sie nicht, bis Sie ein neues Knie brauchen. Packen Sie’s lieber gleich an.«
Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, da war ich der Kerl, der kurz davorstand, ein neues Knie zu brauchen. Und Starrett spielte eine entscheidende Rolle bei meinem ersten Vorstoß in die Welt von CrossFit.
Das erste Treffen
Ich traf Starrett zum ersten Mal Ende 2010. Auf dem Weg zum San Francisco CrossFit humpelte ich wie ein Zombie durch die Gegend; bei jedem Schritt holte ich mit meinem inzwischen ziemlich überlasteten linken Bein Schwung, damit ich meinen rechten Fuß so sachte wie möglich aufsetzen konnte. Es tat weh. Ich nahm schon seit Wochen Schmerzmittel, kühlte mein Knie mit Eispackungen und hoffte, der Schmerz würde irgendwann nachlassen. Doch das tat er nicht. Und das Knie gab immer noch unter mir nach. Es wurde sogar immer schlimmer und mich beschlich zunehmend ein ungutes Gefühl.
Ich befand mich in der Nähe von Crissy Field im Stadtteil Presidio, der an der Küste östlich der Golden Gate Bridge liegt. Das berühmte Wahrzeichen der Stadt, das in der Morgensonne glänzte, lag direkt vor mir. Ich ging einen Weg entlang, der um einen ehemaligen, ursprünglich für Militärpersonal eingerichteten Supermarkt herumführte, in dem nun ein großes Sportfachgeschäft ansässig war.
Laut Google Maps befand sich das SFCF direkt in dem Laden. Ich schaute mich in dem Geschäft um, fand aber nichts, weshalb ich annahm, dass sich die Box in einem Gebäude auf der Rückseite befand. Über einen an der Nordseite befindlichen Parkplatz gelangte ich zu einem Metalltor, ging hinein und erblickte genau das, was man erwartet, wenn man den Hinterhof eines großen Sportgeschäfts betritt: große Müllcontainer, eine Reihe von Tourenkajaks, Entladerampen für Lkws und Container. Ich war verwirrt. Aber dann fiel mir etwas am Rand des Parkplatzes auf, direkt unter einer Autobahn-Unterführung: Etliche Leute in Trainingskleidung stemmten dort Gewichte und sprangen auf Kästen. Ich hatte das SFCF gefunden.
Die Abtrennungen durch die einzelnen Container sind die einzigen »Wände« im SFCF. Zwei Container enthalten Hantelscheiben, Langhanteln, Rudergeräte und anderes Zubehör. Der dritte Container ist leer, abgesehen von einem Massagetisch und einem Regal, das neben einigen Kleinteilen ein quietschbuntes Hundespielzeug enthält. Das ist, wie ich später erfuhr, Kelly Starretts Physiotherapiepraxis.
Starrett betrachtet die CrossFit-Box als eine Art Labor, in dem der Coach (zumindest ein guter) die Aufgabe hat, Fehler in der Körpermechanik des CrossFitters zu entdecken. Wenn diese Fehler nicht korrigiert werden, vergrößern sie sich und irgendwann benötigt ein Läufer dann ein neues Knie, ein Ballettstar eine Achillessehnenoperation, und eine Tennisspielerin muss ihre Karriere beenden, weil ihr Rücken nicht mehr mitmacht. Wenn man aber früh genug eingreift, lassen sich bestehende Probleme mit neuen Fitnesstechniken beheben und künftige Verletzungen vermeiden.
Es ist Starrett zu verdanken, dass sich das San Francisco CrossFit zu einer Ideenschmiede entwickelt hat, in der permanent an optimierten Bewegungsabläufen und
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