In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)

weiteres Spezialseminar, das ganz im Zeichen korrekter Bewegungsabläufe stand, war der CrossFit-Kurs im Gewichtheben, der von Mike Burgener geleitet wurde. Burgener ist ein ehemaliger Leistungssportler in diesem Bereich, Trainer des US-Gewichtheberteams, ehemaliger U.S. Marine und Footballspieler der College-Mannschaft Notre Dame. Er brachte aber auch Grundschulkindern in San Diego die komplexen Bewegungsabläufe des Gewichthebens, also des Umsetzens und Stoßens bzw. Reißens bei. Er kann aus einem weitreichenden Hintergrundwissen schöpfen, wenn er neue CrossFitter unterrichtet, und beherrscht es meisterlich, die Aufmerksamkeit einer Gruppe zu bündeln und wachzuhalten, auch wenn er dazu das Element der Angst benutzt – vor Burpees nämlich. Wenn Burgener das Wort »Burpees« in den Mund nimmt und die Gruppe nicht sofort wie eine Abteilung Marines »YEAH, BURPEES!!« brüllt, wird sie mit einem Satz Burpees bestraft. Burgener versucht von Anfang an, die Gruppe anzustacheln, sodass alle Mitglieder ihm ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden, dann ist es für ihn ein Leichtes, ins Detail zu gehen und ihnen verschiedene Lehrmethoden beizubringen. Er zeigt seinen Schülern, wie man sich aufwärmt, mit welchen Übungen man seine Technik verbessern kann, wie man reißt, umsetzt, seine Füße einsetzt, also alles rund um die Themen Bewegung, Schnelligkeit und Körperhaltung. Alles wird in kleine Schritte unterteilt: erst die Ausgangspositionen, dann sämtliche nachfolgenden Bewegungsabläufe. Bewegung, Beweglichkeit und noch mehr Bewegung.
    Die Leidenschaft, mit der man bei CrossFit Bewegungsabläufe analysiert und trainiert, wird aber vielleicht am besten durch Kelly Starrett verkörpert.

Der Mann, der hinter der Beweglichkeit steckt
    Kelly Starrett ist Physiotherapeut, Besitzer einer CrossFit-Box und ehemaliges Mitglied des US-Kajak-Teams. Wenn CrossFit selbst sich schon durch eine leidenschaftliche Fokussierung auf Bewegungsabläufe auszeichnet, dann könnte man ihn als krankhaft besessen beschreiben. Er ist ein charismatischer und überaus talentierter Coach. Einem internationalen Publikum ist er vor allem durch die Webseite MobilityWOD.com ein Begriff, auf der er in über 400 kurzen Videoanleitungen seine Ideen und Ansichten zum Thema Bewegung und Beweglichkeit vorstellt. Er wurde schon von den unterschiedlichsten Zielgruppen für Seminare oder Trainingseinheiten gebucht, unter anderem den U.S. Navy SEALs, U.S. Army Special Forces, dem San Francisco Ballett, einzelnen Tour-de-France-Teilnehmern, Kraftdreikampf-Weltrekordhaltern und Olympiasiegern im Rudern.
    Seit 2005 betreibt Starrett mit seiner Frau Juliet das San Francisco CrossFit. Seine überragende Fähigkeit, Bewegungsabläufe zu analysieren und zu vermitteln, ist auf seine Tätigkeit als Physiotherapeut an der bekannten Stone Clinic in San Francisco zurückzuführen sowie auf die Tausenden von Stunden, die er als Trainer im Studio zugebracht hat. Zurzeit ist seine Physiotherapiepraxis sogar in seine Box integriert. An den Wochenenden zieht er los und hält landesweit CrossFit-Mobilitätsseminare, in denen er den Zuhörern seine Ansichten zu Rehabilitation, Verletzungsprävention und den ursächlichen Wechselwirkungen zwischen Bewegung, Schnellkraft und Leistungsfähigkeit nahebringt.
    Starrett unterrichtet jedoch nicht nur Mobilität; er praktiziert sie auch. Er hält nicht nur Vorträge darüber, dass stundenlanges Sitzen im Büro schädlich ist, sondern hat selbst ein Stehpult. Das alles liegt zum Teil auch daran, dass er seine Beweglichkeit nicht als selbstverständlich betrachtet. Er musste seine aktive Laufbahn als Mitglied des US-amerikanischen Kanu- und Kajakteams beenden, weil er unter so starken Nackenschmerzen litt, dass er seinen Kopf nicht mehr wenden konnte. Bevor er sich mit der Analyse von Bewegungsabläufen befasste, war er nicht einmal mehr in der Lage, weiter als 100 Meter zu rennen.
    Wenn man Starrett bei seinem Tagesgeschäft im SFCF beobachtet, stellt man fest, dass er tagtäglich eines der Hauptkonzepte umsetzt, für die er sich so leidenschaftlich einsetzt: nämlich dass man verschiedene Dehn- und Beweglichkeitsübungen in den Alltag integrieren sollte. Starrett geht in die tiefe Kniebeuge, verharrt längere Zeit in dieser Position und wirkt dabei so entspannt, als lümmle er sich gerade in einen Sitzsack. Oder er greift sich ein dickes Gummiband, schlingt es um eine Klimmzugstange und fängt an, die Verspannungen wegzumassieren, die ihm