In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
Throwdown
Im CrossFit gibt es eine Veranstaltung, die als »Throwdown« bekannt ist und die vor allem in Großstädten auch bei fitnessbegeisterten Nicht-CrossFittern immer beliebter wird. Es handelt sich um eine Art informelles Turnier, das jeweils von einer Box ausgerichtet wird. Normalerweise wird dazu ein weiteres Studio (oder zwei) aus der Nähe eingeladen, dessen Mitglieder im Laufe des Tages in mehreren WOD gegeneinander antreten. Es gibt sowohl eine Mannschafts- als auch eine Einzelwertung, und CrossFit-unerfahrene Gäste können in der Regel eine modifizierte Fassung absolvieren. Die WOD sind den CrossFit Games nachempfunden und werden von Kampfrichtern mit Punkten bewertet, die sich im Laufe der verschiedenen Ausscheidungsrunden summieren.
Die Veranstaltungen zeichnen sich vor allem durch eine heitere Rummelplatz-Atmosphäre aus – die Besucher bringen Speisen, Hunde und ihre Kinder mit und tragen meist T-Shirts und Sweatshirts, auf denen das Logo ihrer Box prangt. Während einige Mitglieder der verschiedenen Boxen am Turnier teilnehmen, versammeln sich ihre Studiokollegen um sie herum und feuern sie lautstark an. Ihre aufmunternden Rufe vermischen sich mit der lauten Hintergrundmusik und dem Lärm zu Boden krachender Hanteln zu einer Geräuschkulisse, die dem Wort »Throwdown« (zu Deutsch »Hinwurf«, aber auch »Knallerbse«) alle Ehre macht und zugleich an die Jahrmärkte vergangener Zeiten erinnert.
Der Throwdown, den die drei CrossFit-Studios Mission Gorge, 858 und Elysium am 12. November 2011 gemeinsam austrugen, fand im Elysium statt. Der eigentliche Wettkampf bestand aus drei WOD. Die Zeiten der teilnehmenden Sportler wurden festgehalten und nach einem Punktesystem bewertet. Im Gegensatz zu den CrossFit Games, bei denen man erst kurz zuvor erfährt, aus welchen Übungen die WOD bestehen, wurden die für das Throwdown erforderlichen Übungen vom Elysium im Voraus online angekündigt, inklusive aller Regeln und Vorgaben zur Wertung. Zwar stand das Turnier allen Leistungsstufen offen (Anfänger konnten die Workouts modifizieren und wurden gesondert benotet), doch für den offiziellen Sieg mussten die Teilnehmer alle Workouts wie vorgeschrieben absolvieren und dabei der kritischen Prüfung der Kampfrichter standhalten.
Auch ich nahm daran teil, wenngleich mit einer Mischung aus freudiger Aufregung und blankem Entsetzen: freudige Aufregung, weil ich gemeinsam mit meinem Team um Punkte kämpfen würde; blankes Entsetzen, weil ich schon genug gesehen hatte, um zu wissen, dass mich nach der Veranstaltung wahrscheinlich jemand nach Hause würde tragen müssen.
Als ich am Tag des Throwdowns morgens aufwachte, war ich nervös. Einige Monate zuvor hatte ich bereits einmal bei einem Throwdown im CrossFit Mission Gorge zugesehen. Trotz offener Garagentore hatte man das Gefühl gehabt, man sei in den Tropen. Das WOD, das ich damals beobachtet hatte, bestand aus drei Sätzen mit jeweils 21 Kettlebell-Swings, 15 Frontkniebeugen und 12 Burpees, bei denen man zusätzlich über eine am Boden liegende Langhantel springen musste.
Ich erinnere mich noch heute an die erschöpften Gesichter der CrossFitter, die von ihren Betreuern und Kollegen lautstark angefeuert wurden, damit sie die strapaziöse zwölfminütige Met-Con überstanden und nicht nachließen. Ich konnte ihren Puls mit über 200 Schlägen förmlich spüren. Sie hätten so gerne kurz Luft geholt oder Magnesia in ihren Handflächen verrieben, aber genau das versuchten ihre Freunde zu verhindern, um wertvolle Zeit zu sparen. Wenn ein Sportler die Langhantel nach einem halben Satz ablegte, um einmal kurz durchzuatmen, begannen die Trainer sofort, sie zu ermahnen: »Hände an die Stange. Sofort!« Die Teilnehmer hatten keine Chance, aufzugeben oder nachzulassen.
Ich nippte an diesem Morgen meinen Kaffee und wusste, dass ich mich auf eine Tortur gefasst machen musste. Was hatte ich mir da nur eingebrockt? Ich hatte dieses unheilvolle Gefühl schon einmal empfunden – damals, als ich mich für einen Ironman-Triathlon angemeldet hatte. Ich erinnerte mich an die Unlust, die mich seinerzeit am Wettkampftag befallen hatte, und bemerkte, dass es mir diesmal ganz ähnlich ging. Ich tröstete mich aber damit, dass der Wettkampf nicht ewig dauern und früher oder später zu Ende gehen würde.
Auf die Plätze, fertig ...
Als ich im Studio eintraf, war schon allerhand los. Fast alle hatten eine Art Mannschaftsdress an – Sweatshirts, T-Shirts und Strickmützen mit
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