In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
für mich an und für sich machbar, aber ein Hantelgewicht von 52 kg, das war schwer.
Trotz des scheinbaren Chaos, das überall herrscht, laufen die Ausscheidungsrunden in einem Throwdown sehr diszipliniert ab. Sieben oder acht Teilnehmer gehen auf die Turnierfläche und werden einem Kampfrichter zugeteilt. Diese waren entweder Mitglieder eines der teilnehmenden Studios, die selbst nicht mitmachten, oder erfahrene CrossFitter bzw. Trainer aus der Gegend von San Diego. Der Kampfrichter muss in erster Linie die Wiederholungen mitzählen und nur diejenigen in das Ergebnis einfließen lassen, die den im Regelwerk festgesetzten formalen Vorgaben entsprechen.
Wenn ein Teilnehmer zum Beispiel einen Klimmzug macht, dabei sein Kinn aber nicht über die Stange bringt, bewertet der Kampfrichter die Wiederholung mit »ungültig« und zählt den Klimmzug nicht mit. Ebenso zählt ein Box Jump nur dann, wenn man sich oben auf dem Kasten aufrichtet und die Beine streckt. Ansonsten ist auch dieser Versuch ungültig und die ganze Mühe, die man gerade investiert hat, war umsonst.
Los!
Für das WOD des Throwdowns stellten sich die Teilnehmer an den Klimmzugstangen auf. Eine Menschentraube bildete sich neben der Wettkampffläche und auf der Empore, die sonst als eine Art Abstellkammer diente. Eine große Digitaluhr, die sich über eine Fernbedienung steuern ließ, hing an der Seitenwand des Studios. Zwei hüfthohe Behälter mit Magnesia standen vor den schwarzen Kästen, die für die Sprünge aufgestellt worden waren.
Kipping Pull-ups setzen die Hände einer hohen Reibung aus, und da es sich um das erste von drei Workouts handelte, bei denen man durchweg eine Hantel- bzw. Klimmzugstange oder Kettlebell greifen musste, hielt ich es für eine gute Idee, Magnesia aufzutragen, um meine Hände zu schonen. Ein Riss in der Handfläche oder an der Fingerwurzel hätte die Qualen dieses Tages noch unerträglicher gemacht. Zu Beginn der ersten Ausscheidungsrunde flirrte die Luft im CrossFit Elysium schon vor Magnesiastaub.
»Drei, zwei, eins, los!« lautete das Start-Kommando für den ersten Durchgang. Die teilnehmenden CrossFitter wirkten alle sehr durchtrainiert, und ich vermutete, dass etwa zwei Drittel der 36 Teilnehmer des Throwdowns zu den stärkeren CrossFittern ihrer jeweiligen Studios gehörten. In durchschnittlichen Trainingsgruppen lag ich damals stets irgendwo im Mittelfeld oder oberen Drittel. Angesichts der starken Konkurrenz musste ich an jenem Tag aber davon ausgehen, dass ich eher im hintersten Viertel landen würde. Das Turnier begann unter den Zurufen der Zuschauer, die von allen Seiten her ihre Sportler anfeuerten, sowie denen der Richter, die jede Wiederholung laut mitzählten.
In diesem ersten Durchgang stand ich zwischen zwei externen, extrem schnellen CrossFittern und bemerkte, dass meine Methode, vom Kasten zu steigen, viel zu viel Zeit kostete (ich sprang nicht herunter, sondern setzte einen Fuß nach dem anderen auf dem Boden ab – zulässig, aber langsam). In der Zeit, in der ich einen Box Jump absolvierte, hatten die anderen bereits anderthalb oder zwei geschafft. Außerdem musste ich meine Klimmzüge in Sätze à 5 Wiederholungen aufteilen, um mir hin und wieder eine kleine Pause zu gönnen. Mit der Zeit setzte die Erschöpfung ein und etwa in der Mitte des Durchgangs schaffte ich nur noch zwei Klimmzüge am Stück; dann musste ich kurz absetzen, bevor ich fortfahren konnte. Als die letzten beiden Minuten anbrachen, brannten meine Hände und ich hatte keine Kraft mehr im Oberkörper. Ich musste hochspringen, um die Stange zu fassen zu bekommen, zog mich in einer Schaukelbewegung nach oben und hatte dabei meine liebe Mühe, das Kinn über die Stange zu bringen. Zu mehr war ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr imstande. Ich ließ die Stange los, stand am Boden und gönnte meinen Muskeln einige Sekunden Pause, dann machte ich weiter. Meine Konkurrenten fingen ebenfalls an, ihre Klimmzüge in Blöcke aufzuteilen, schafften aber noch vier oder fünf Wiederholungen in Folge. Als das Workout zu Ende war, spürte ich, wie eine Woge der Müdigkeit und Erleichterung über mich hereinbrach. Ich war dem erfolgreichen Ende einen entscheidenden Schritt nähergekommen.
Das zweite WOD bestand aus Umsetzen und Stoßen – einer Disziplin, die meine Vergangenheit als Läufer schonungslos offenbarte. Ich hatte ernüchtert festgestellt, dass das exzessive Langstreckenlaufen meiner Beweglichkeit, Koordination und Schnellkraft enorm
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