In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
abzuschließen.
Das ist das Besondere an CrossFit: Trotz des Gemeinschaftssinns geht es letztlich darum, dass jeder für sich kämpft und Ziele zu erreichen versucht, die nur für ihn und niemanden sonst auf der Welt etwas bedeuten. Es geht nicht um Urkunden oder eine andere Form von äußerer Anerkennung. Es geht um das Gefühl persönlicher Genugtuung. Wegen der unendlichen Vielfalt an Workouts – Techniken, Übungen, Met-Cons, WOD, nach Frauen benannten Workouts, Hero-WOD, die man alle mit einem persönlichen Rekord assoziiert – gibt es auch immer einen inneren Antrieb, seine eigene Bestmarke zu überbieten. Dieser Augenblick im Throwdown war für mich ein solcher Moment – ich würde zwar Letzter werden, aber in jenem Moment war das Einzige, was zählte, die persönliche Genugtuung, das Workout zu beenden und nicht wegen Zeitüberschreitung disqualifiziert zu werden.
Aber in der dritten Runde versagte mein Körper langsam seinen Dienst. Ich teilte mir die Kettlebell-Swings in Blöcke à 10 Wiederholungen ein und machte dabei ein zunehmend schmerzverzerrtes Gesicht (das die Kamera natürlich festhielt) und neue, wimmernde Geräusche. Die Burpees fielen mir noch am leichtesten, weil es hier nur darum ging, weiterzumachen und nicht aufzuhören. Als ich für den letzten Satz Thrusters die Hantelstange mit meinen Händen umklammerte, blieb mir nur noch eine Minute. Bei meinem ersten Versuch konnte ich die Stange etwa 10 cm über die Schultern heben, dann hörte sie einfach auf, sich weiterzubewegen, und mich verließen die Kräfte. Ich versuchte es immer wieder und schaffte noch einen gültigen Versuch. Dann war die Zeit abgelaufen und ich lag im wahrsten Sinne des Wortes am Boden.
In jenem Augenblick war ich nur noch froh, dass das Trauerspiel vorbei war.
Die Firebreather des Elysium
Im letzten Durchgang des dritten WOD kamen die Athleten an die Reihe, die die Rangliste anführten. Ich kroch auf die Empore, um ihnen zuzusehen. Wie erwartet gaben die Feuerspucker des Elysium im Throwdown eine gute Figur ab. Einer von ihnen, Dave Bennett, war im allerletzten Durchgang, was bedeutete, dass er gute Chancen hatte, in der Herren-Klasse zu gewinnen.
Ich sah ihm beim letzten WOD zu, das mir so große Probleme bereitet hatte. Die Elysium-Coaches Estrada und Chang standen neben ihm und riefen ihm unaufhörlich Anweisungen und Aufmunterungen zu. Sie wussten, dass er Sieger im Gesamtklassement werden würde, wenn er dieses Workout als Erster beendete. Dave brachte drei Runden Burpees, Kettlebell-Swings und Thrusters so schnell hinter sich, als wolle er dem Unbehagen, das sich allmählich aufbaute, einfach davoneilen und sich die körperlichen Schmerzen für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Estrada und Chang trieben ihn mit einer Mischung aus Drohungen, Befehlen und aufmunternden Worten zu Höchstleistungen an. Wenn Dave auch nur einen Augenblick pausierte und die Hantel kurz ablegte, konnte man Rufe wie »Dave, heb die Hantel auf!« durch all den Lärm hindurch hören, den die anderen Trainer verursachten, die ihren Spitzensportlern dieselben Ratschläge erteilten.
Nachdem ich selbst gerade erst mein Workout nach besten Kräften absolviert hatte, stellte ich fest, dass es beinahe wehtat, Bennett zuzusehen. Aber er schien sich einfach über den enormen Energieverbrauch hinwegzusetzen, den er seinem Körper abverlangte. Als er den letzten Thruster beendet und damit dieses WOD und das gesamte Turnier gewonnen hatte, ließ er die Hantel zu Boden fallen und taumelte benommen umher. Einen Augenblick später lag er flach auf dem Boden. Der schonungslose Umgang mit dem eigenen Körper forderte seinen Tribut.
Bennett war als Angehöriger der Air Force in Südkorea wie auch in Afghanistan stationiert gewesen und hatte CrossFit während seines Aufenthalts in Südkorea für sich entdeckt. Er war dem Elysium einige Monate nach seiner Entlassung aus dem Militär beigetreten. Ich hatte ihn im Herbst 2011 kennengelernt und damals ein Interview mit ihm geführt. Als ich ihn nun so sah – als Sieger schwer atmend auf dem Boden liegend –, war ich wie die anderen anwesenden Trainingspartner stolz auf ihn.
Während unseres Interviews redeten wir darüber, was ihn zu dem Sport geführt hatte. »Es war eher so, dass CrossFit mich gefunden hat«, erzählte mir Bennett. »Bis ich Tom Morrison traf, dachte ich, ich sei topfit. Tom war ein 39-jähriger TAC-P – gehörte also einem Fliegerleittrupp an. Als ich Tom zum ersten Mal sah,
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