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In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)

In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)

Titel: In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Murphy
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würden. Wenn sie aber doch einmal vorkämen, könnte man dieses WOD notfalls auch ausfallen lassen. Angesichts der ständig wechselnden WOD kann man leicht ein oder zwei Fähigkeiten vernachlässigen. Bennett aber machte die Pistols zu einem täglichen Ritual.
    Als ich ihn hierzu befragte, zuckte er mit den Schultern und sagte: »Das mache ich immer dann, wenn ich irgendetwas nicht gut kann. Ich baue es einfach ins Warm-up ein.« Wenn ich eine solche Entschlossenheit und Beharrlichkeit erlebe, komme ich mir immer noch ein Quäntchen fauler und träger vor als sonst schon. Ich bewundere diese Einstellung und natürlich auch Dave Bennett selbst, der sie so trefflich verkörpert.
    Nach den Workouts feilen Wagner und Bennett weiter an ihrer Technik. Man sieht sie dann oft an den Turnringen Muscle-ups trainieren. Muscle-ups bzw. Zugstemmen kommen im CrossFit häufig vor und sind eine typische »Ziege«. Die einen beherrschen sie, die anderen nicht, und sie scheinen irgendwie die Spreu vom Weizen zu trennen.
    Wagner und Bennett trainierten nicht nur häufig, sondern auch intensiv. An den Wochenenden nahmen sie zudem oft an Veranstaltungen wie dem Throwdown teil. Sie waren auch regelmäßige Besucher des »Elite-WOD«, das jeden Sonntagmorgen im Elysium abgehalten wurde – einer 90-minütigen Einheit, die fortgeschrittenes Können und überragende Fitness erforderte. Sie verlangten sich Tag für Tag alles ab, aber wenn das Maß voll war, gönnten sie sich auch Ruhetage. Diese Fähigkeit, ohne schlechtes Gewissen eine Pause einzulegen, schien sie von den zwanghaften Sportlern zu unterscheiden, mit denen ich ebenfalls Bekanntschaft gemacht hatte und denen es offenbar schwerfiel, auf ihre Körpersignale zu hören und angemessen darauf zu reagieren. Somit spiegelte auch das Pausierenkönnen eine ungewöhnliche Disziplin und Selbstbeherrschung wider.
    »Ich höre auf meinen Körper«, sagte Bennett einmal nach einer besonders brutalen Met-Con zu mir. »Jetzt gerade bin ich ziemlich im Eimer. Völlig hinüber. Also nehme ich mir morgen frei. Wenn’s sein muss auch zwei oder drei Tage.«
    Wagner plante ebenfalls ausreichende Erholungsphasen ein. Im Elysium nahm ich mittwochabends im Anschluss an das Workout an einem Yogakurs teil, den sie ebenfalls besuchte. Eines Tages bemerkte ich, wie sie im Unterricht verzweifelt versuchte, ihren Ehrgeiz abzuschalten und sich zu entspannen. In einer schwierigen Haltung, die noch durch die Tatsache erschwert wurde, dass Klara zuvor ein besonders anstrengendes WOD aus Maximalkrafttraining und einer Met-Con absolviert hatte, bemerkte die Kursleiterin ihre aufkeimende Wut und fragte, ob es ihr gut gehe. »Ich versuche nur gerade, nicht auszurasten«, antwortete Wagner. Es fiel ihr schwer, im Yogaunterricht auszuspannen und zur Abwechslung einmal nicht leistungsorientiert zu denken – genau deshalb brauche sie das Yoga-Training auch, sagte sie mir später: als Ausgleich nämlich.
    Auch wenn man darauf achtet, sich ausreichend zu erholen, hinterlassen all die vielen Stunden, die man in der Box zubringt, unvermeidlich ihre Spuren. Die Hände eines Firebreathers – vor allem die Handflächen – legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Sowohl Bennett als auch Wagner achteten deshalb penibel auf ihre Hände; beide klebten sie vor den Workouts sorgfältig mit Tape ab – gerade die empfindlichen Finger wurden mit mehreren Lagen sauber umwickelt. Vor allem bei Klimmzügen entsteht viel Reibung, die dazu führt, dass die Haut an den Fingern oder der Handfläche reißt – oder sich eine Schwiele ablöst. Als ich eines Tages spätabends wieder einmal auf CrossFit.com surfte, entdeckte ich ein Video von einem Mann, der aussah wie ein Wikinger und sich auch so verhielt. Er grinste mit weit aufgerissenen Augen in die Kamera, während er sich ein langes Stück Haut von der Hand abzog. Rissige und blutige Hände sind nicht unüblich, und Schwielen werden mit einem gewissen Stolz zur Schau gestellt. In meinen ersten Monaten als CrossFitter, als sich meine Hände langsam an die neue Belastung gewöhnten, löste sich einmal eine Schwiele komplett ab und ich musste während der folgenden Wochen darauf achten, dass die Haut verheilte, die Stelle sich nicht entzündete und der Schmerz sich während des Trainings in Grenzen hielt. Ich war nicht begeistert davon, hatte aber das Gefühl, das gehöre zum Spiel.
    Klimmzüge verursachen den größten Schaden an den Handflächen, doch Kettlebell-Swings, Gewichtheben,

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