In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
Aufmerksamkeit auf die Grundlagen richtet. Sagen wir, dass Sie drei Mal in der Woche zum CrossFit gehen, aber andere Dinge wie Ernährung, Beweglichkeit und Schlaf, die Sie als »nebensächlich« erachten, bisher komplett außen vor gelassen haben. Sie arbeiten mit einem Betreuer zusammen, der im Dialog mit Ihnen eines oder mehrere Ziele formuliert. Dann versuchen Sie, diese zu erreichen, indem Sie ein insgesamt besserer CrossFitter werden. Ein Anfänger setzt sich vielleicht die folgenden Ziele:
1. 2,5 kg Körperfett verlieren.
2. Einen Klimmzug ohne Hilfestellung schaffen.
3. Die persönliche Bestzeit über 500 Meter Rudern um 10 Sekunden verbessern.
Viele würden nun ein Diätprogramm erwarten, um Ziel 1 näherzukommen, verschiedene Übungen für Ziel 2 und natürlich ausgedehnte Rudereinheiten für Ziel 3. Das ist aber mit Sicherheit nicht das, was Sie in einer CrossFit-Box bekommen werden. Stattdessen erstellt Ihr Coach für Sie einen Plan, der in allen Bereichen mehr Engagement von Ihnen fordert. Zum Beispiel einen Acht-Wochen-Plan, der vier wöchentliche CrossFit-Einheiten vorsieht. Sie erhalten vielleicht auch Tipps für eine gesündere Ernährung (was Sie erwartet haben) und für mehr Schlaf (das haben Sie vielleicht nicht erwartet). Sie werden im Warm-up möglicherweise Zusatzübungen machen, die in Zusammenhang mit ihren spezifischen Zielen stehen (beispielsweise das Einüben von Klimmzügen), aber es gibt keine individuellen Workouts, die sich konkret mit Ihren Zielen befassen. Es gibt nur das WOD, das täglich wechselt.
Eine Anmerkung zum Thema Schlaf: Ich fragte Coach Chang, der ja Arzt ist, einmal bei passender Gelegenheit, warum Schlaf für das CrossFit-Training eine so wichtige Rolle spiele. Er gab folgende Erklärung ab: »Die meisten von uns leiden an chronischem Schlafmangel. Das führt dazu, dass man sich vom Alltagsstress und dem Workout nicht mehr ganz erholt. Schlafmangel schmälert die Erfolge, die man durch das Training normalerweise erzielen würde, und irgendwann erlahmt dann der Fortschritt.« Chang sagte auch, dass Schlafmangel eine verstärkte Ausschüttung von Kortisol bewirke, einem Stresshormon, das die Immunabwehr schwächt. Außerdem führe Schlafmangel »zu einer verminderten Aktivität der Schilddrüse, was den Stoffwechsel verlangsamt und die Kalorienverbrennung hemmt, hinzu kommt eine Begünstigung von Fetteinlagerungen an Rücken und Bauch sowie … ein Abbau von Muskel- und Bindegewebe«.
Gut, das überzeugte mich: Ich musste mehr schlafen. Aber ich hatte immer noch meine Zweifel, was die Wirksamkeit eines unspezifischen Trainings betraf. Also beschloss ich, dies anhand eines Tests mit Testwiederholung zu überprüfen. Ich wollte selbst herausfinden, ob sich diese Theorie bewahrheiten würde.
Ziele setzen
Estrada und Chang schlugen mir zwei Hauptziele vor, die in der CrossFit-Welt wahre Klassiker sind: die Verbesserung meiner Zeit im Fran-Workout und die Erhöhung meines Maximalgewichts im Kreuzheben. Diese Ziele entsprachen Glassmans Definition von Fitness, denn sie erforderten völlig unterschiedliche körperliche Fähigkeiten über verschieden lange Zeiträume hinweg – das Fran-Workout würde einige Minuten dauern, der Maximalversuch im Kreuzheben aber nur wenige Sekunden.
Fran ist das in der CrossFit-Welt möglicherweise bekannteste Workout. Es ist berühmt dafür, dass es extremes Unbehagen verursachen kann, was sich regelmäßig in Erbrechen äußert. Es stellt nicht nur die allgemeine Kraft und Explosivkraft des Sportlers auf die Probe, sondern auch seine Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Willensstärke. Beim Kreuzheben hingegen geht es mehr um rohe Gewalt. Sagen wir einmal, ein umgestürzter Baumstamm hat einen Freund von Ihnen unter sich begraben. Sie müssen Ihre gesamte Kraft aufwenden, um ihn zu befreien. Das Kreuzheben ist hierfür die beste Technik, wenn man ohne Hilfsmittel auskommen muss. Ich musste mich nach einem Maximalversuch Kreuzheben noch nie übergeben, allerdings spüre ich danach immer, wie das Blut von den beteiligten Muskeln in den Kopf schießt und Schwindel erzeugt. Ich taumle etwa 20 Sekunden benommen durch das Studio, bis ich wieder zu mir komme.
Kreuzheben dauert maximal einige Sekunden, aber in dieser kurzen Zeit stellt es eine enorme Belastung für den Körper dar. Das Workout Fran hingegen schaffen die besten CrossFitter in drei Minuten, vielleicht schneller, ein Anfänger braucht dafür aber gern mal eine halbe Stunde.
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