In der Falle - Leino, M: In der Falle
Wächtern durch, dann lassen sie dich aufs Gelände. Abschlag um Punkt elf. Fahr rechtzeitig los, es sind dreißig Kilometer vom Zentrum. Sich am Abschlag zu verspäten ist beim Golf unverzeihlich.«
»Natürlich«, sagte Koljakov.
Danach wollte Demirchyan wissen, ob Koljakov dem FSB schon die vereinbarte Falschinformation zugespielt habe, woran Koljakov erkannte, dass er es richtig vermutet hatte: Demirchyan benutzte eine sichere Telefonverbindung, sonst hätte er niemals so offen gesprochen.
»Und was das Allerbeste ist«, sagte Demirchyan. »Wenn du in Moskau bist, kannst du Natalie dein Geburtstagsgeschenk persönlich überreichen.«
»Genau«, sagte Koljakov, der den Geburtstag vollkommen vergessen hatte.
»Hörst du übrigens, wie begabt das Mädchen ist?«, fragte Demirchyan. »Bei der Feier zum Ende des Schuljahrs wird sie zum ersten Mal öffentlich spielen. Du kannst mitkommen, ich lade dich ein. Es wird eine Sensation.«
»Natürlich, gerne. Ich wollte schon fragen, woher die schöne Musik kommt.«
Nach dem Telefongespräch war Koljakov wenigstens ein Stückweit erleichtert. Er hatte nichts erkennen können, was ihn hätte alarmieren müssen. Er konnte nur hoffen, dass Demirchyan in Bezug auf ihn so blind war, wie er in Bezug auf das Klavierspiel seiner Tochter taub zu sein schien. Eine längere Rückkehr nach Moskau war allerdings ein Risiko. Er hatte die Stadt in den vergangenen vier Jahren schon mehrmals ohne Probleme besucht, aber es waren immer nur kurze Aufenthalte gewesen. Wenn er sich dort niederließ, war die Gefahr, jemandem zu begegnen, dem auffiel, dass er Jevgeni Markov, dem vor vier Jahren verstorbenen Mitglied der Solntsevskaya bratva, erstaunlich ähnlich sah, ungleich größer.
Koljakov schaute in den Spiegel. Damals hatte er einen schwarzen Bart gehabt und dichte, wellige Haare. Jetzt sah ihm aus dem Spiegel ein glatt rasierter Mann mit Glatze und Brille entgegen.
»Vielleicht mache ich mir umsonst Sorgen«, sagte er zu seinem Spiegelbild, und es nickte.
Als Koljakov anschließend in seinem Handy nach Fedors Nummer suchte, streifte ihn plötzlich eine Ahnung, die weder mit Jevgeni Markov noch mit der Solntsevskaya zu tun hatte. Sie betraf ihn und Demirchyan, aber er bekam sie nicht wirklich zu fassen. Es war nur ein winziger Moment der Unsicherheit, ob er gegenüber dem Armenier nicht womöglich selbst blind und taub war. Aber nein, er war geschickt und präzise vorgegangen. Die diffuse Ahnung war verflogen, als Fedor nach fünfmaligem Läuten die Güte hatte, das Gespräch anzunehmen.
»Ich sag dir eins: So scheißleicht verdienen wir unser Geld nie wieder«, sagte Pakarinen zum x-ten Mal und lachte wie ein Irrer. Vesa, der eben zum Wagen zurückkam, lachte nicht.
»Zehntausend für so einen Job, das ist ja fast schon peinlich.« Pakarinen trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und schaute zur Straße. »Warum schickt Turunen die SMS nicht? Vielleicht ist unser LKW schon vorbei, und wir wissen’s nur nicht. Übrigens hätten sie genau da kommen können, als du scheißen warst. Und was hätten wir dann gemacht, hast du dir das überlegt?«
»Ich hab Macho so verstanden, dass er uns Bescheid gibt, wenn sie durch den russischen Zoll durch sind. Bis hierher dauert’s dann noch eine Weile«, sagte Vesa, der sich etwas ganz anderes fragte, nämlich warum man gerade sie ausgesucht hatte, um einem LKW mit einer heiklen Ladung Geleitschutz zu geben. Es machte einfach nicht viel Sinn. Er war kein guter Wachmann oder Leibwächter, wie Macho gesagt hatte, obwohl er dessen Rat befolgt hatte und im März ein paarmal zum Schießen in eine verlassene Kiesgrube nach Sipoo gefahren war. Und Pakarinen war es fast noch weniger. Sein schmales Gesicht unter der Jackenkapuze erinnerte an ein Wiesel, dazu ruckte und zuckte er andauernd, als hätte er die Krätze. Während der nächtlichen Fahrt in Richtung Ostgrenze war Vesa ein paarmal versucht gewesen, selbst das Lenkrad zu übernehmen. Er wunderte sich fast, als sie es ohne Probleme bis zum Parkplatz des Einkaufszentrums von Rajahovi geschafft hatten, wo sie jetzt in ihrem grauen Toyota saßen und warteten.
»Ja, schon, trotzdem«, faselte der nervöse Pakarinen. »Wir hätten einen Eimer mit ins Auto nehmen sollen. Ich war noch nie bei so einer großen Sache dabei, da will ich nichts vermasseln, bloß weil du aufs Scheißhaus musst.«
Vesa sagte nichts. Er hatte gerade Tiina angerufen. »Das einzige, was sich geändert hat, bist
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