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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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hatte. Auf einem Drittel der Strecke, die er damit zurückgelegt hatte, war astreiner Winter gewesen. Im nördlichen Finnland und Schweden reichte die Kraft der Frühlingssonne schon für den Tag, aber nicht für die Nacht, wenn feuchter Nebel sich als Eis auf dem Asphalt niederschlug.
    Als Turunen in der Nacht zum Montag gegen drei sein Haus durch die Hintertür verlassen hatte, hatte das Thermometer fünf Grad minus angezeigt. Er hatte einen Eisangleroverall getragen und die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Für ein Mal war es gut, dass die Stadt Espoo bei der Beleuchtung des Trimm-dich-Pfads sparte. So hatte er den dunklen Pfad benutzen können und sich nicht durchs Unterholz bis Suinonsalmi durchschlagen müssen.
    Das kleine offene Motorboot hatte am Landungssteg hinter dem Kiosk gelegen. Die ersten paar hundert Meter war er gerudert, dann erst hatte er den Außenbordmotor gestartet. Die Fahrt an der Küste entlang war grässlich kalt gewesen, aber auszuhalten, wenn man wusste, dass auf dem 24-Stunden-Parkplatz des Blue Peter ein warmer Mercedes auf einen wartete. Gut, dass er sich die Standheizung mit Timerfunktion hatte einbauen lassen, sonst wäre seine letzte Erinnerung an den Bootshafen noch trauriger und sein Abgang noch stilloser gewesen: mit dem Eiskratzer in der Hand ins neue Leben. Das immerhin war ihm erspart geblieben. Er hatte das Boot festgemacht, den Overall ausgezogen, war in den vorgewärmten Wagen gestiegen und weggefahren, verschwunden in der Nacht. Hasta la vista, fucking Finnland!
    Bis Jyväskylä hatte er noch abwechselnd gesungen und gelacht, doch irgendwann hatte ihn das ewig gleiche Dahinrollen durch die ewig gleich langweilige Landschaft ernüchtert, die ewig wechselnden Tempolimits taten ein Übriges: Er musste sich eingestehen, dass die Strecke lang und das Frühjahr in Finnland hässlich und voller schlechter Gerüche war. Trotz der Klimaanlage stank es in dem Wagen modrig und nach Schimmel. Zum Glück breitete von Jyväskylä an der Schnee eine Decke über die vernarbte Landschaft. Nach einmal Tanken und drei hastigen Mahlzeiten musste er in Äänekoski eine Apotheke aufsuchen, obwohl er es bis Oulu hatte aushalten wollen.
    Auf der finnischen Seite hatte er sich seine Hämorrhoiden-Zäpfchen noch auf den Tankstellen und Raststätten einführen können, aber nach Tornio, wo er die Grenze überquert hatte, wurden die Abstände zu groß. Zwischen Kalix und Luleå hatte er es zum ersten Mal im Wald erledigen müssen. Der Mercedes hatte gute Sitze, aber sie konnten keine Wunder bewirken.
    In Umeå hatte er den Wagen dann stehen lassen. Er hatte am frühen Morgen in der Västra Strandgatan geparkt und die Autoschlüssel in den Fluss geworfen. Als er mit dem Koffer in der Hand dem Mercedes den Rücken gekehrt und sich auf den Weg zum Busbahnhof fünf Blöcke weiter gemacht hatte, war ihm zum ersten Mal bewusst geworden, dass es tatsächlich kein Zurück mehr gab. Zwei Tage noch, und er wäre für immer verschwunden. Und plötzlich, beim Gang durch die noch leeren Straßen von Umeå, wo offenbar keine Kneipe durchgehend geöffnet hatte, war ihm der Gedanke beinahe traurig vorgekommen. Er machte nicht nur eine lange Reise durch Finnland und Schweden, er nahm Abschied von seinem ganzen bisherigen Leben. Während er in Halbschuhen mit zu glatten Sohlen auf den vereisten Bürgersteigen dahinbalancierte, spürte er, dass die Euphorie des Aufbruchs verflogen war.
    Er hatte den ersten Langstreckenbus des Tages genommen, und als er in Sundsvall ausstieg, blendete schon die Sonne. Er hatte bei O’ Leary in der Storgatan annehmbar gegessen und sich danach an der Bartheke wieder in Form gebracht. Der Barmann hatte ihm dann ein Taxi bestellt, das ihn erst am staatlichen Alkoholladen absetzte und dann zum Bahnhof brachte. Dort hatte er den Zug nach Süden genommen, aus dem er vor ein paar Minuten steif und müde ausgestiegen war.
    Als das Taxi die Brücke nach Lidingö überquerte und unter ihnen das Meer in der Sonne strahlte, kam Turunen etwas zur Ruhe. Er warf einen Blick auf die Uhr: nicht einmal mehr zwei Tage und zwei Nächte bis zum Beginn der Operation. Sein Mund war jetzt trocken. Bregovic würde dem abgekämpften Reisenden auf jeden Fall einen Drink servieren dürfen. Ratko war sicher schon auf dem Weg nach Finnland, um seinen Job zu erledigen. Gut war, dass er den Serben im Lauf des März doch noch davon hatte überzeugen können, dass die Sache mit Viitasalo eben keine so brillante Idee war,

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