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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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nämlich du«, hatte sie gesagt. Mit Tiina war es schwierig in letzter Zeit, vielleicht auch, weil er ihr gegenüber nicht ehrlich sein konnte. Aber wie sollte er es sein? Er wusste ja nicht mal mehr, ob er sich selbst gegenüber ehrlich war. Was war letztendlich Ehrlichkeit? Lohnte es sich, ehrlich zu sein, wenn die Welt um einen herum auf Lügen und Betrügen aufgebaut war? Was war letztendlich ehrlicher: beim Lügen und Betrügen mitzumachen oder sich selbst vorzumachen, dass man mit Ehrlichkeit irgendetwas erreichte? Irma hatte ihm geraten nachzugeben. Sollte er so wie alle anderen lügen und betrügen? War es das, was die alte Frau gemeint hatte? Das Leben ist, wie es ist. Wir treiben in dem großen Strom nur mit, und es ist in den meisten Fällen besser, das zu akzeptieren. Es ist besser nachzugeben, als mit dem Kopf immer gegen dieselbe Wand zu laufen.
    Mutter hatte nachgegeben. Sie trank wieder jeden Tag und war so in ihre Welt versunken, dass sie ihm nicht mal mehr die Schuld an Vaters Verschwinden gab. Vorletzte Woche hatte er sie vom Küchenboden aufgehoben, wo sie in ihrem Erbrochenen lag, und während er sie ins Schlafzimmer trug, hatte sie ihn gefragt, ob Arto denn bald wieder nach Hause käme. Vielleicht fing bei ihr schon das Vergessen an. Vielleicht zweifelte ihr Alkoholikerhirn schon an der Wirklichkeit.
    Und vielleicht musste er akzeptieren, dass sie auf ihre Weise auf das Geschehene reagierte. Dass es so besser war, als wenn sie irgendwann die Wahrheit erfuhr. Welche Wahrheit auch? Vielleicht war es so auch einfacher. Für sie und für ihn. Sie fragte nichts, und sie wollte nichts von ihm. Ein Schein auf die Hand oder auf den Küchentisch, dann ließ sie ihn in Ruhe. Vielleicht war das die Lösung, jetzt und für die Zukunft.
    »Ich sag dir, wir müssen aufpassen wie die Schießhunde, die ganze Strecke, bis nach Turku.« Pakarinen ruckte unruhig auf seinem Sitz herum. »Scheiße! Was, wenn zum Beispiel die Esten irgendeine Schweinerei vorhaben? Solche Transporte spionieren die doch aus, jedenfalls drüben bei ihnen.«
    »Wie denn? Wenn sogar wir das Kennzeichen erst im letzten Moment erfahren«, antwortete Vesa.
    »Ja, schon, stimmt, aber man weiß nie«, sagte Pakarinen und trommelte wieder aufs Lenkrad. »Ich trau den Esten nicht. Und man würde uns nicht so viel bezahlen, wenn wir nur rumsitzen und harmlos durch die Gegend gondeln würden.« Pakarinen blickte unruhig zur Seite und nach hinten. »Scheiß drauf! Vielleicht ist es doch nur schnell verdientes Geld. Wir fahren einem LKW hinterher und schauen, dass der Fahrer nicht die Fähre verpasst. Okay, ich glaub, ich geh auch schnell pissen und hol mir noch einen Kaffee.«
    »Und wenn sie genau in der Zeit kommen?«, quälte ihn Vesa. »Es ist zehn vorbei. Vielleicht pisst du besser in den leeren Kaffeebecher.«
    »Ich hab das Handy dabei«, erklärte Pakarinen, während er aus dem Wagen stieg. »Ich beeil mich.«
    »Geh ganz normal«, sagte Vesa. »Wir wollen nicht auffallen.«
    Pakarinen schlug die Wagentür zu und bewegte sich unter ständigem Rucken in Richtung Einkaufszentrum. Vesa zog die Nase hoch und machte die Augen zu. Plötzlich spürte er die Schwere seiner Glieder, ja seines ganzen Körpers. Wann hatte er wohl zuletzt gut geschlafen? Jedenfalls konnte er sich nicht mehr daran erinnern.

     
    Viitasalo erinnerte sich nicht, wann er zuletzt so gut geschlafen hatte.
    Liina hatte ihn am Abend zuvor plötzlich gebeten, das Licht auszumachen, wenn er aus dem Zimmer ging.
    »Hast du keine Angst mehr vor dem Monster?«, hatte er gefragt.
    »Nein, jetzt nicht mehr. Weil Mama ja wieder zu Hause ist«, hatte Liina geantwortet. »Teddy Pontus hat gesagt, dass es nicht mehr kommt, weil Mama aufpasst.«
    »Das ist sehr gut«, hatte Viitasalo gesagt und im Stillen überlegt, ob es vielleicht wirklich so einfach war.
    »Papa?«
    »Ja?«
    »Mama muss doch nicht mehr ins Krankenhaus?«
    »Nein«, hatte er geantwortet. »Muss sie nicht«, hatte er noch hinzugefügt und fest an seine Worte geglaubt. Sari würde nie mehr ins Krankenhaus müssen, sie würden es nicht mehr so weit kommen lassen.
    Später hatten Sari und er sich geliebt, und Saris Kopf hatte danach auf seiner Brust geruht.
    »Weißt du was?«, hatte sie, als Viitasalo schon fast eingeschlafen war, geflüstert.
    »Was?«
    »Ich fühle mich irgendwie gut«, hatte Sari gesagt. »So gut wie lange nicht.«
    Viitasalo hatte ihre Augen glänzen sehen, dann hatte sie sich auf den Bauch

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