In der Falle - Leino, M: In der Falle
hinzufügen, dass die Esten nachweislich mit dir zusammengearbeitet haben«, sagte Turunen, was Bregovic mit einem Lächeln quittierte. Obwohl der Serbe kein Finnisch verstand, begriff er, dass Turunen seine Sache gut machte. »Du wirst verstehen, dass wir den St. Petersburgern reinen Wein einschenken müssen. Nachher denken sie noch, wir hätten sie verarscht. Wenn ich noch etwas Persönliches sagen darf: Dass du sogar deinen altgedienten Schützling Pakarinen und eines meiner hoffnungsvollsten Talente hast über die Klinge springen lassen, ist schon ein starkes Stück.«
»Du sagst immer wir «, sagte Sundström. »Was für ein Scheißspiel spielst du? Machst du mit Bregovic gemeinsame Sache? Glaubst du wirklich, du kannst mich aufs Kreuz legen? Hör gut zu, Turunen, hör genau …«
»Nein, heute bist ausnahmsweise du es, der zuhört! Ich sag dir jetzt was, was ich dir immer schon sagen wollte«, sagte Turunen ruhig. »Du nimmst dich zu wichtig, Sundström, viel zu wichtig. Und noch was sag ich dir: Ich würde zu gern hören, wie du den Hals aus der Schlinge zu ziehen versuchst, wenn dir die Russen ein paar peinliche Fragen stellen, aber ich hab leider andere Verpflichtungen. Und bevor ich’s vergesse: Man wird dich auch mit dem Bombenanschlag in Zusammenhang bringen, bei dem es gestern Abend zwei bedauernswerte Tote gab. Ich hab den Bullen schon den Tipp gegeben. Mach dich auf eine nette Unterhaltung mit ihnen gefasst. Vielleicht weißt du schon, dass die Opfer des Anschlags die Frau und die kleine Tochter eines dir persönlich bekannten Polizisten waren.« Turunen hielt beim Sprechen Blickkontakt mit Bregovic. Er war ein Risiko eingegangen, aber als er sah, dass sich das selbstzufriedene Grinsen auf dem Gesicht des Serben nicht änderte, wusste er, dass alles gut gegangen war. Der Esel hatte nicht geflunkert, er verstand wirklich kein Finnisch. »Warum sagst du nichts?«, fuhr Turunen fort. »Überlegst du dir schon einen Gegenzug? Oder gibst du zu, dass du ausgespielt hast?«
Die nächste Pause war noch ein wenig länger. Dann hörte Turunen plötzlich seinen Namen.
»Turunen?«, flüsterte Sundström.
»Ja?«, antwortete Turunen reflexhaft auch im Flüsterton.
»Du bist tot. Ich schwör’s, du bist tot«, flüsterte Sundström weiter. »Gerade eben hast du Selbstmord begangen.«
»Ja, ist das so?«, sagte Turunen lauter, als er wollte. »Dann sag ich schon mal Lebwohl, alter …« Jetzt erst wurde ihm klar, dass Sundström die Verbindung abgebrochen hatte. Er legte das Handy auf den Schreibtisch zurück und leerte seinen Whisky. Dass Sundström das letzte Wort gehabt hatte, ärgerte ihn. Und noch mehr ärgerte ihn, dass er plötzlich eine diffuse Angst in sich aufsteigen spürte. Ohne dass er irgendetwas in der Hand gehabt hätte, hatte es Sundström wieder einmal geschafft, ihn zu verunsichern.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Bregovic.
»Perfekt«, antwortete Turunen und griff nach der Flasche. Er schenkte sich das Glas selbst halb voll und merkte, dass seine Hand dabei zitterte. »Und jetzt du«, sagte er. »Tu mir den Gefallen und versuch, deine Rolle glaubwürdig zu spielen.«
»Du weißt doch: Ich bin Profi.«
Koljakov hatte Kopfschmerzen. Er saß mit einem Becher Tee im Wohnzimmer von Demirchyans zweistöckiger, über 400 Quadratmeter großer Villa und sah dem Hausherrn zu, der beim offenen Specksteinkamin stand und große Birkenholzscheite nachlegte. Wegen Koljakov hätte er es nicht tun müssen, ihm klebte jetzt schon der Rücken am Ledersofa fest. Er hatte sich gleich nach dem Aufstehen übergeben müssen, und Durchfall hatte er noch dazu. Schon am Abend hatte er sich ausführlich übergeben, und während der Nacht hatte sich sein Zustand nicht gebessert. Inzwischen hatte er solche Bauchschmerzen, dass der Tee in seinem Innern wie Spiritus brannte.
»Ich liebe die Wärme«, sagte Demirchyan und kehrte zu seinem Sessel zurück. Vor ihm auf dem Sofatisch stand sein Laptop. Demirchyan tippte pfeifend etwas auf der Tastatur. Dann lehnte er sich zurück und sah Koljakov auf der anderen Seite des Tisches an. »Interessant.«
»Was?«, fragte Koljakov. »Weiß man schon etwas über die Transporte aus Weißrussland und der Ukraine?«
»Alles zu seiner Zeit, Kolja«, antwortete Demirchyan. »Lass uns erst auf Informationen aus Schweden warten. Sollte es dort nicht bald zehn sein?«
Koljakov warf einen Blick auf sein Handy, das mit einer kleinen Lautsprecheranlage verbunden war. Es zeigte
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