Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
Vom Netzwerk:
Schultern hoben, dann nickte er. Vesas Hand zitterte so sehr, dass er sie mit der anderen Hand abstützen musste. Sein Handgelenk war wie die Kette der Schaukel, kalt und hart.
    »Vater, verzeih mir!«, sagte Vesa. Dann schloss er die Augen. Er hörte das Rauschen in den Ohren, als ihm das Blut in den Kopf stieg. Er hielt den Atem an und drückte ab, als die Schaukel auf dem höchsten Punkt war.

     
    Viitasalo war im Wohnzimmer auf die Knie gefallen und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie hatten ihn nicht aufhalten können. Er war ins Haus gestürmt und hatte alles gesehen. Er hatte einen der Männer in weißen Overalls gepackt und ihn angeschrien, wo seine Familie sei. Er hatte keine Antwort bekommen, und das Schweigen der Männer ringsum hatte ihn in Raserei versetzt. Er hatte versucht, sie aus seinem Heim hinauszujagen, und genau da war Falck ins Haus gekommen und hatte ihm alles erzählt. Erst da hatten Viitasalos Beine nachgegeben.
    Die Explosion hatte das ganze Zimmer zerstört. Halogenleuchten, die man durchs Fenster hereingeschafft hatte, leuchteten es aus. Wasser tropfte von der Decke, und alles, was darin war, warf gnadenlose Schatten. Die Männer in den weißen Overalls standen etwas von ihm entfernt. Der eine trug eine Kamera um den Hals, und sein Overall war an der Brust zerrissen, dort, wo Viitasalo ihn festgehalten hatte. Der zweite trug ein Videogerät. Den dritten, der ihm als einziger in die Augen sah, kannte er von früher. Er hieß Korpisalo und war immer an Ort und Stelle, wenn etwas Unwiderrufliches geschehen war.
    Die Koffer der Kriminaltechniker lagen geöffnet auf einer Plane, Tüten mit Proben standen, schon mit Etiketten versehen, in einer ordentlichen Reihe daneben. Viitasalo ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie vorbildlich schnell am Tatort gewesen waren.
    Im Augenblick tat niemand etwas, alle warteten.
    Viitasalos Blick wanderte im Zimmer umher. Er bemerkte, dass unter den Schatten noch etwas anderes war: Blut, schwarz und dick wie Öl.
    In einer Hand hielt Viitasalo den tropfnassen Teddy Pontus, den er vom Boden aufgehoben hatte. Dem Teddy, den Liina von Sari geerbt hatte, fehlten drei Pfoten, und ein Ohr war nur noch ein Stummel.
    »Beide?«, fragte er zum vierten oder fünften Mal. Sein Atem hatte sich immer noch nicht beruhigt, er ähnelte immer noch einem Hecheln.
    »Es tut mir leid«, antwortete hinter ihm Falcks Stimme.
    »Sari? Liina? Das kann nicht sein … Das darf nicht sein. Warum? Gerade war doch alles gut.« Viitasalo hatte Mühe zu sprechen. Er schaute auf das Buch in seiner anderen Hand. Er hatte es Korpisalo entrissen, der es in eine Plastiktüte hatte stecken wollen. Auf den Seiten klebte Blut, die Buchdecke war abgerissen. Es war an der Stelle aufgeschlagen, wo auf einem Bild der Fuchs aus seiner Höhle schaute. Unter dem Bild stand: Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein.
    »… kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein«, flüsterte Viitasalo und drückte das Buch und den halb zerfetzen Teddy Pontus gegen seine Brust.
    »Entschuldigung? Hast du was gesagt?«, fragte Falcks Stimme.
    Viitasalos Augen waren voller Tränen. Er konnte nicht antworten.
    »Ich … Du solltest hier nicht länger bleiben«, sagte Falck und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Das hier ist mein Zuhause!« Viitasalo schüttelte die Hand ab. Er wollte von niemandem berührt werden. »Das hier ist unser Zuhause, das von mir und meiner Familie, verdammt!«
    »Keronen bringt dich ins Krankenhaus«, sagte Falck ruhig.
    »Ins Krankenhaus? Mich? Ich will Sari und Liina sehen! Wo sind sie?«
    »Du brauchst jetzt Hilfe und Ruhe«, antwortete Falck. »Wenn du jemanden zum Reden haben willst, sag Keronen Bescheid.«
    »Zum Reden?«, fuhr ihn Viitasalo ungläubig an. »Worüber denn? Scheiße, worüber?«
    Falck sagte nichts. Er wandte sich nur um, nickte den Männern vom Krankenwagen zu und trat beiseite.

     
    Vesa hatte wie ein Roboter gehandelt. Er hatte seinen Rucksack aus Pakarinens Toyota geholt, Machos und seine eigene Pistole vom Boden aufgehoben und sowohl Pakarinens als auch Machos sämtliche Taschen geleert.
    Danach war er in den Hiace gestiegen und war weggefahren.
    Hinter Lohja hatte er auf einem Rastplatz angehalten, sich ein paar Nummern und Namen aus der Liste der Kontakte auf Machos Handy notiert und dann ebenfalls von Machos Handy eine SMS an Turunen geschickt. Sie war kurz, und er hoffte, dass sie so

Weitere Kostenlose Bücher