In der Falle - Leino, M: In der Falle
zusammen mit Turunen …«
»Falsch«, sagte Demirchyan. »Der private Anruf vorhin, das war Sundström.«
Koljakov schwieg. Er versuchte, wieder einen Gang einzulegen, aber der hämmernde Kopfschmerz hinderte ihn daran. Dazu wurden die Bauchschmerzen immer schlimmer.
»Hab ich nicht erwähnt, dass es Sundströms Firma war, die mir das Häuschen hier gebaut hat.« Demirchyan breitete die Arme aus. »Sundström hat mich die ganze Zeit über die Lage in Finnland auf dem Laufenden gehalten. Er ist ein intelligenter Mann, der auf Kontinuität setzt und nicht aufs unzuverlässige schnelle Glück. Turunen hab ich von Anfang an nicht getraut und Bregovic schon gar nicht. Sundström hatte jetzt die Gelegenheit, ihre Vertrauenswürdigkeit auf die Probe zu stellen, und er hat es zu unser beider Nutzen getan. Wenn Sundström nicht im falschen Land auf die Welt gekommen wäre, sondern zum Beispiel in Russland oder Armenien, hätte er es weit bringen können.«
»Moment, es war doch Bregovic, der angerufen hat …«, versuchte es Koljakov, wurde aber von Demirchyan unterbrochen.
»Bregovic und Turunen wollten mich betrügen«, sagte Demirchyan. »Darum ist überhaupt kein richtiger Transport nach Schweden gegangen.«
»Wie? Und was dann?«
»Weizenmehl«, sagte Demirchyan. »Zwei LKW-Ladungen Weizenmehl. Die Schweden sollen doch ihre Zimtschnecken backen können, nicht wahr?«
»Aber wenn der Plan sich geändert hat, warum hat man mich dann nicht eingeweiht?«, fragte Koljakov. »Ich hab doch die Operation in Finnland und Schweden geleitet.«
»Genau deshalb.« Demirchyan lächelte und schaute wieder auf die Uhr. »Unser Gast verspätet sich, aber das macht nichts. Ich erwarte ohnehin noch einen Anruf.«
»Aber warum zwei LKW-Ladungen?«
»Eine Ladung Weizenmehl für die Polizei, eine für Bregovic und Turunen.«
»Ich versteh immer weniger.«
Demirchyan hob den Zeigefinger. »Alles zu seiner Zeit«, sagte er und schob sein Handy über den Tisch auf Koljakovs Seite. »Schließ es auch an die Lautsprecher an. Ich will dein Gesicht sehen. Das wird ein feiner Spaß.«
Der LKW donnerte in die Halle, und Bregovic schloss mit einem Knopfdruck das Tor. Der bärtige, langhaarige Fahrer sprang im selben Moment aus dem Führerhaus, in dem Bregovic am hinteren Ende des LKW ankam.
»Bregovic. Do you speak English?«, fragte er den großen Mann, der ihm mit federnden Schritten entgegenkam.
» Da« , antwortete der Mann und nahm Bregovics ausgestreckte Hand. »Etwas.«
»Ziemlich viel Weizenmehl, was?«, sagte Bregovic mit einem kurzen Lachen.
»Aufmachen?«, fragte der Fahrer und zeigte auf seine Zange.
»Klar doch.«
»Allein?«, fragte der Fahrer und schaute fragend um sich.
»Jetzt nicht mehr«, antwortete Bregovic grinsend.
Bregovic trat ein paar Schritte zurück und sah zu, wie der Fahrer gekonnt den Metallfaden, der das Siegel hielt, abzwackte und danach an den Schlössern und Riegeln hantierte. Der Fahrer zog die Türen auf und bückte sich, als er sie über sich hinweg aufschwingen ließ. Bregovic tastete hinter dem Rücken nach der Pistole in seinem Hosenbund. Er dachte, der Mann hätte seine Arbeit erledigt.
»Greetings from Demirchyan!«
Bregovic stutzte. Die Stimme war von oben gekommen, und oben auf den inzwischen sichtbar gewordenen Mehlsäcken lag ein dunkelhaariger Mann. Er lag entspannt auf der Seite und stützte sich mit dem Ellbogen auf einen der Säcke. Bregovic stutzte freilich weniger wegen des Mannes an sich, sondern wegen des mit einem Schalldämpfer versehenen automatischen Gewehrs in dessen Hand. Das dumpfe Rattern hörte Bregovic schon nicht mehr.
»Hat’s richtig geklungen?«, fragte Ilja, als er vom Anhänger sprang. Er gab Bregovics Leiche einen Tritt. »Serbe, blöder!«
»Ja«, antwortete Fedor. »Noch ein bisschen Übung, dann sprichst du so gut Englisch wie ich.«
»Sollte Turunen nicht auch hier sein?«, fragte Ilja.
»Schon. Schau im Büro nach, ich bring inzwischen ein neues Siegel an. Aber sei vorsichtig!«
Vesa spürte, dass ihm jemand übers Haar strich. Für einen Augenblick dachte er, es sei Tiina. Als er dann die Augen aufmachte, sah er Mutter im Bademantel neben sich auf dem Bett sitzen.
»Gerade hast du ausgesehen wie ein kleiner Junge«, sagte sie heiser.
Vesa setzte sich auf. Mutters Augen waren rot unterlaufen, und das eine zuckte. Vesa sah zum Fenster. Die Sonne war schon vorübergezogen, es musste bald Mittag sein.
»Mutter?«
»Was?«
»Ich hab’s
Weitere Kostenlose Bücher