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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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getan.«
    »Was?«
    »Aber den Friedhof kann ich dir trotzdem nicht versprechen. Und du kannst auch nicht mehr nach Ylästö, auch nicht an Weihnachten«, sagte Vesa. Mutter roch nach Schnaps, Zigaretten und Shampoo. »Aber ich hab ihn gerächt. Das wolltest du doch.«
    Mutter schwieg, ihr Blick wanderte zu ihren Händen.
    »Verstehst du? Es ist vorbei«, sagte Vesa. »Es ist vorbei«, wiederholte er, diesmal mehr, um sich selbst zu überzeugen.
    »Ich muss mir die Fingernägel lackieren«, sagte Mutter und zeigte ihm ihre Hände. »Guck!«
    Vesa sah sich Mutters zitternde Finger an. Der blutrote Nagellack hatte Risse, die Nägel waren kurz und gleichmäßig abgekaut.
    »Hast du verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Ja«, sagte Mutter.
    »Willst du drüber reden?«
    »Dann lass uns versuchen, so weiterzumachen wie bisher . Nur ohne Arto.«
    Vesa hörte die Toilettenspülung. Kaitsu.
    »Hättest du einen Hunderter für mich?«, fragte Mutter. »Ich müsste alles Mögliche besorgen.«
    Vesa angelte nach seiner Hose, zog die Brieftasche heraus und legte Mutter zwei Fünfziger in die Hand.
    »Danke, Vesa, du bist ein guter Junge«, sagte sie und strich ihm beim Aufstehen mit dem Handrücken über die Wange.
    Vesa war verdutzt. Mutter drehte sich an der Tür noch einmal zu ihm um.
    »Vesa?«
    »Was?«
    »Du verstehst doch, dass ich es allein nicht schaffe«, sagte sie. »Ich brauche einen Mann. Ich bin noch jung, ich hab das Leben noch vor mir. Ich brauch jemanden, der sich um mich kümmert. Ich schaff’s nicht allein. Aber das bedeutet nicht, dass ich Arto vergesse. Oder aufhöre, ihn zu lieben. Man muss nur versuchen weiterzuleben.«
    Sie ging aus dem Zimmer und schloss die Tür.
    Vesa griff nach dem Handy neben dem Bett. Früh am Morgen war eine SMS gekommen. Sie war von Tiina. Sie war kurz und klar und ließ ihm alles, was er getan hatte, überflüssig erscheinen. Die SMS war das Ende von allem.
    Als nach einer Weile die Wirkung des Speeds einsetzte, schloss Vesa die Augen und lehnte sich mit dem Hinterkopf an die Wand. Es würde nie eine gemeinsame Wohnung geben. Keine Zukunft. Keine tolle Zukunft. Keinen normalen Alltag. Kein normales Leben. Nichts würde gut gehen. Nichts würde gut sein. Nie.
    Er hörte Irmas Stimme, als säße sie neben ihm, im selben Zimmer, auf demselben Bett.
    Das Leben ist, wie es ist. Wir treiben in dem großen Strom nur mit, und es ist in den meisten Fällen besser, das zu akzeptieren. Es ist besser nachzugeben, als mit dem Kopf immer gegen dieselbe Wand zu laufen. Man lernt das, wenn man älter wird. Irgendwann begreift man, dass die Wand härter ist als der Kopf.
    Vesa begann, den Hinterkopf gegen die Wand zu schlagen, gleichmäßig, langsam. Er spürte es nicht, als Blut aus seinen brennenden Nasenlöchern floss.

     
    »Was Turunen betrifft, hat Bregovic uns die Arbeit abgenommen.« Fedors Lachen hallte aus den Lautsprechern, an denen das Handy hing.
    »Das sind Typen!« Demirchyan schlug sich lachend auf die Oberschenkel. »Kennt die Gier dieser Idioten denn gar keine Grenzen?«
    Koljakov wischte seine beschlagene Brille trocken und schluckte den sauren Rülpser, der in ihm aufsteigen wollte. Turunen und Bregovic waren tot. Und was würde seine neue Aufgabe sein? Als das Telefon klingelte, hatte Demirchyan ihn aufgefordert, genau hinzuhören.
    »Ilja soll Bregovics Wagen nehmen und die beiden entsorgen«, sagte Demirchyan ins Handy. »Du fährst weiter nach Malmö und gabelst Ilja unterwegs wieder auf.«
    Damit war das Gespräch zu Ende.
    »Verstehst du jetzt, warum wir für Schweden zwei LKW brauchten?«, sagte Demirchyan und faltete die Hände. »Na, was sagst du?«
    »Wozu?«, fragte Koljakov. Sein Magen knurrte geräuschvoll, und Krämpfe zwangen ihn, sich zu krümmen.
    »Zu meinem Doppelspiel.« Demirchyan lächelte. »Eigentlich müsste ich mich bei dir bedanken, Kolja. Die Idee kommt letztlich von dir. Es ist deine Methode.«
    »Ich versteh nicht.«
    »Die Operation Troika. Drei Transporte, drei Daten.«
    » Drei Daten?«, wiederholte Koljakov.
    »Aber zu meiner Enttäuschung hast du nicht mal zwei geschafft. Wie konntest du den 23. und den 29. verwechseln? Der 29. ist immerhin der Geburtstag meiner kleinen Natalie.« Demirchyan lehnte sich nach vorn und schüttelte den Kopf.
    »Ich hab dem FSB den 29. gemeldet«, antwortete Koljakov. Er atmete schwer, sein Bauch war hart wie ein Tischtennisball. »Für alle drei Transporte.«
    »Warum hat dann der FSB dem Geheimdienst und der

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