In der Falle - Leino, M: In der Falle
am Harjutori saßen zwei dampfende Männer mit Handtüchern um die Hüften. »Eines Tages wird das sogar Tuomisto kapieren. Ich bin mir sicher, dass es diese Verbindung zwischen Sundström und den St. Petersburgern gibt, hundertpro.«
»Und was hätte er davon?«, fragte Kivi und nahm die Helsinginkatu in Richtung Fleminginkatu.
»Wie gesagt: Beweise hab ich nicht, aber höchstwahrscheinlich sichert er ihnen die Transporte gegen die Esten und kriegt dafür Amphetamine für den Markt hier«, antwortete Viitasalo. Dann sah er die schwankende Truppe vor dem Alko . Sie ließen ganz offen die Flasche kreisen, während sich ein paar Schritte entfernt zwei Frauen, die offensichtlich dazugehörten, heftig in den Haaren lagen. »Sollen wir dazwischengehen?«, fragte Viitasalo.
»Was?«
»Da drüben. Unter Alkis nennen sie das Katzenkampf, hast du das gewusst?«
»Das soll ein Streifenwagen erledigen, von mir aus können die sich die Haare einzeln ausreißen«, sagte Kivi und verlangsamte das Tempo erst an der Ampel vor der Fleminginkatu. »Katzenkampf, sagst du? Möchte mal wissen, wie die darauf kommen. Für Ines ist das eine regelrechte Beleidigung.«
»Ines?«
»Ines ist meine norwegische Waldkatze«, antwortete Kivi, während die Ampel auf Grün schaltete.
Viitasalo seufzte erleichtert, als sie den Brahe-Platz erreichten. Er hasste die Helsinginkatu. Wenn man die schattige Schlucht zwischen ihren verkommenen Häusern entlangging, war es schwer zu sagen, was der tristere Anblick war: die menschlichen Ruinen, die einem entgegenkamen, oder der von Pisse, Glasscherben und Kotze gesprenkelte Asphalt.
»Ich wusste gar nicht, dass du eine Katze hast.«
»Hab ich schon immer gehabt«, antwortete Kivi. »Ines ist schon die vierte.«
»Du machst gar nicht den Eindruck von einem Katzenmenschen«, sagte Viitasalo.
»Sondern?«
»Ich hätte eher an die Abteilung strenges Rottweilerherrchen gedacht – wenn überhaupt.«
»Da siehst du, wie man sich täuschen kann«, antwortete Kivi. »Du sortierst einen Menschen in eine Schublade, und schon ist es die komplett falsche. Das kommt davon, wenn man vermutet, statt zu fragen.«
Sie erreichten die Unterführung nach Eläintarha, und Kivi wählte die rechte Spur. »Wie wär’s mit Kaffee und was Süßem an der Neste-Tanke?«, fragte Viitasalo. »Ich lad dich ein. Ins Büro kommen wir noch früh genug.«
»Einverstanden. Übrigens, der Stoff gerade«, sagte Kivi und lenkte den Wagen auf die Eläintarhantie. »Woher hast du den eigentlich?«
»Gekauft«, antwortete Viitasalo.
»Gekauft? Mit welchem Geld?«
»Mit meinem eigenen.«
Kivi lachte kurz auf, aber nach einem Blick in Viitasalos Richtung wurde er ernst: »Nicht wirklich.«
»So wirklich, wie ich hier sitze.«
»Scheiße, Juha, du bist noch verrückter, als ich dachte.«
»Tut mir leid, dass ich das reizvolle Thema wechseln muss«, sagte Viitasalo, »aber du hast nicht zufällig ein Papiertaschentuch? Die Scheiße stinkt in der Heizungsluft zum Himmel.«
»Ich finde, dass diese ganze Sache zum Himmel stinkt«, sagte Kivi und schüttelte den Kopf. »Was, wenn du dich in Sundström doch täuschst?«
»Hast du jetzt ein Taschentuch oder nicht?«
»Nein. Nimm eine Socke und schmeiß sie aus dem Fenster.«
»Das hier ist ein Polizeiauto, und mit Scheiße verschmierte Socken aus dem Fenster schmeißen ist ein Umweltvergehen.«
»Ein kleines Problem, verglichen mit dem, was dir blüht, wenn du dich irrst.«
»Ich bin mir meiner Sache sicher.«
» Nichts ist sicher, außer dass wir alle sterben müssen. Der eine früher, der andere später«, sagte Kivi.
Viitasalo warf dem Kollegen einen bösen Blick zu, beschloss aber zu schweigen. Seine Waffen waren zu stumpf, um ihm eine passende Antwort zu geben.
Härski saß auf einem Armlehnstuhl und lauschte seinem eigenen rasselnden Atem. Sie hatten ihm die Hände hinter der Lehne zusammengebunden. Nach unzähligen Schlägen dröhnte ihm der Kopf, Blut drohte ihm die geschwollenen Augenlider zusammenzukleben. Er vermochte den Kopf schon länger nicht mehr hochzuhalten. Der Stuhl stand auf einem Stück grüner LKW-Plane. Auf der Plane lagen die Scherben seines Handys, und überall waren Flecken von seinem Blut.
In seinem Kopf regte sich noch genau ein Gedanke: Er musste weg hier. Er würde alles sagen, alles, was der Arsch hören wollte. Er würde lügen, aber er musste weg hier. Raus aus dieser Scheiße. Er wollte nach Hause zu Kirsi und Petteri. »Warum sitz ich
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