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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Blitzartig kam ihm in den Sinn, dass man das Ganze jetzt noch rückgängig machen könnte. Andererseits wollte er, was Sundström betraf, endlich ein vorzeigbares Ergebnis . Die Sache zwischen ihnen zog sich schon viel zu lange hin. Sundström war einer der Gründe – der wichtigste Grund, warum um den heißen Brei herumreden –, weshalb er das Ziehen an den Schläfen spürte und seinen Frust nicht mal mehr zu Hause unterdrücken konnte. Sundström war zu seiner Mission geworden, da brauchte er sich nichts vorzumachen.
    Kivi wartete. Vielleicht spürte er instinktiv, worum es hier ging, überlegte Viitasalo. Tuomisto hatte recht, wenn er von Viitasalos Einmannkrieg sprach. Aber sie wussten nicht alles, keiner von ihnen. Und sie würden es auch nie erfahren, wenn er Sundström in den Griff bekam. Wenn es ihm gelang, Druck gegen ihn aufzubauen. Viitasalo wollte wegen eines einzigen Fehlers nicht für den Rest seines Lebens am Rand des Abgrunds entlangbalancieren. Das stand in keinem Verhältnis zu dem, was er getan hatte. Er hatte das Recht zum Gegenschlag.
    Viitasalo warf Kivi einen Blick zu. An dessen Gesichtsausdruck war abzulesen, dass er den richtigen Leistungswillen und den richtigen Teamspirit besaß. Kivi war zu einem Zweimannkrieg bereit gewesen, das rechnete er ihm hoch an.
    »Todsicher«, sagte Viitasalo und öffnete die Wagentür. Was alles andere betraf, war er sich schon lange nicht mehr sicher. Er war unsicher, was ihn und Sari betraf, und er wusste nicht, wohin sein Schachzug gegen Sundström führte. Vielleicht reizte er Sundström nur zu einem Gegenangriff. Vielleicht würde es die Friedensverhandlungen, von denen er träumte, nie geben.
    Kivi nickte und warf einen Blick aufs Handgelenk. »Alles klar. Dann sollten wir wohl, wir haben genau vierzehn Minuten.«
     
    Sundströms Wohnung war vollkommen nichtssagend, ohne jeden Geruch und so eigenschaftslos wie sein Bewohner: eine asketisch, aber zweckmäßig eingerichtete Zweizimmerwohnung mit Kochnische, deren einziges herausragendes Merkmal die peinliche Ordnung war, die darin herrschte.
    »Der perfekte Junggeselle«, brummte Kivi, als er einen Blick in die Kochnische warf. »Kein Staub, keine Flecken auf dem Herd, kein ungespültes Geschirr. Nicht mal die Ahnung von einem alten Furz. Man fragt sich, ist der Typ überhaupt am Leben? Oder überhaupt ein Mensch?«
    Viitasalo stand mit Latexhandschuhen an den Händen und mit Schutzbeuteln über den Schuhen mitten im Wohnzimmer und schaute sich um. Es gab ein niedriges Bücherregal, dessen oberstes Fach voller Bücher war, in den anderen Fächern standen Nippesfiguren und Kuscheltiere in so gleichmäßigen Abständen, als hätte sie jemand mit dem Maßband hingesetzt. Außer dem Bücherregal gab es nur einen Sofatisch und ein zweisitziges Sofa. Auf dem Sofatisch lag ein Schachbrett mit den Figuren einer angefangenen Partie. Das war alles. Sonst gab es nichts. Nichts Greifbares, nur Oberfläche. Kivi raschelte in seinen Schuhschutzbeuteln an ihm vorbei, mit der behandschuhten Hand machte er die angelehnte Schlafzimmertür einen Spaltbreit auf.
    »Ein Bett, ordentlich gemacht natürlich, und ein Kleiderschrank«, sagte Kivi. »Wenn du hier ein Versteck suchst, hast du keine große Auswahl«, fuhr er fort und zog die Tür in die Ausgangsstellung zurück.
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte Viitasalo.
    »Acht Minuten.«
    Viitasalo ließ noch einmal den Blick durchs Zimmer schweifen. Was die Verstecke anging, hatte es Kivi nicht wirklich getroffen. Es gab sie nämlich gar nicht.
    »Siebeneinhalb«, sagte Kivi.
    »Die Toilette«, sagte Viitasalo. »Der Wasserkasten.«
    »Ich weiß nicht. Ist das nicht ein bisschen aus der Mode?«
    »Mir fällt sonst nichts ein«, antwortete Viitasalo. »Oder hast du eine bessere Idee?«
    »Ich?« Kivi zuckte die Achseln. »Wenn ich Ideen hätte, wäre ich nicht Polizist.«
     
    Sechs Minuten später saßen Viitasalo und Kivi wieder in ihrem weißen Mondeo mit zivilem Kennzeichen.
    »Dir ist schon klar, was das gerade war?«, fragte Kivi, während er den Zündschlüssel drehte.
    »Ich weiß nicht, wohin du getreten bist, aber bei mir war’s Hundescheiße«, antwortete Viitasalo und betrachtete die Innenseite seines Schuhs.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Du meinst, dass wir der finnischen Gesellschaft gerade einen Riesengefallen getan haben, und da sind wir ganz nah beieinander«, sagte Viitasalo, als Kivi krachend den ersten Gang einlegte. Vor der öffentlichen Sauna

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