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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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keine Probleme geben. Eure Grenzer sind der einzige Risikofaktor«, antwortete Koljakov. »Geld hat bei euch nicht unbedingt dieselbe Wirkung wie bei uns. Ihr Finnen seid ein dummes Volk, ihr versteht nicht, dass Geld gleichbedeutend mit Glück ist. Falls es dich interessiert: Genau darum schwanke ich die ganze Zeit. Die Balten sind aufrechte Verbrecher, aber bei euch Finnen weiß man nie.«
    »Wahrscheinlich fehlt uns die kommunistische Vergangenheit«, sagte Turunen, die Beleidigung seines Landes und seiner Landsleute mehr oder weniger ignorierend. »Aber Vaalimaa haben wir im Griff.« Im Stillen gab er Koljakov sogar recht: Finnland war ein Scheißhaufen und der Großteil seiner Einwohner Scheiße fressende Würmer, daran änderte auch die Tatsache nichts, dass es für die wenigen Ausnahmen wie ihn selbst einstweilen ein gutes Land war. »Was mich und unsere Organisation betrifft, wir kennen unsere Pappenheimer«, fuhr er nach einer kurzen, aber gewichtigen Pause fort. »Die Finnen sind nicht so scharf aufs Geld wie ihre Nachbarn, aber ihr Leben ist ihnen teuer – wenn nicht ihr eigenes, dann das ihrer Liebsten.«
    Sundström und er hatten darüber oft genug gesprochen und sich jahrelang mit gutem Erfolg an diese Einsicht gehalten. Jeder hatte eine Stelle, wo es wehtat, manche wussten es nur nicht, bevor sich ein fremder Finger auf die Wunde legte. Turunen besaß längst eine Liste aller Grenzbeamten in Vaalimaa und die Dienstpläne bis weit ins nächste Jahr. Er brauchte nur ein Datum, dann würde er wissen, in wessen eitriges Geschwür er den behandschuhten Finger zu drücken hatte.
    Koljakov nickte und wandte sich dann an Bregovic.
    »Und in Schweden?«
    »Alles klar«, antwortete Bregovic. »Wir laden ab und neu auf, alles bombensicher. Wir warten nur auf den Terminplan. Wir sind Profis.«
    »Denkt beide daran, dass es eine längerfristige Zusammenarbeit werden soll«, sagte Koljakov. »Wir wollen Beständigkeit.«
    »Gleichfalls«, sagte Turunen.
    Koljakov nickte und stemmte sich dann in die Höhe. »Guten Appetit, die Herren!«, sagte er. »Geht alles auf meine Rechnung.«
    »Das war’s?«, fragte Turunen. »Isst du nicht mit uns?«
    »Nein«, antwortete Koljakov. »Termine, ihr wisst ja, wie das ist. Ach so, Turunen, sag Ilja und Fedor, dass sie zu Hause erwartet werden. – Und bestell Sundström schöne Grüße!«
    Als Koljakov sich zum Gehen wandte, gesellten sich zwei dunkel gekleidete Leibwächter aus der Nachbarnische zu ihm. Einer ging vor, der andere hinter ihm.
    »Wichtigtuer«, sagte Bregovic auf Schwedisch.
    »Nicht so laut!«, sagte Turunen. Auch er hatte ins Schwedische gewechselt, obwohl er es nicht gern sprach. Er hatte es in seinen schwedischen Jahren gezwungenermaßen lernen müssen. Wenn man in seinem Metier nicht aufs Kreuz gelegt werden wollte, kam man um so was nicht herum.
    »Russen reden kein Schwedisch.« Bregovics Miene drückte unverhohlene Verachtung aus. »Hast du etwa Angst vor ihm? Das musst du nicht, er ist ein Laufbursche. Das war er sicher auch in der Armee, der typische Botengänger, glaub mir, ich kenn mich mit denen aus.« Bregovic zeigte mit dem Finger auf Turunen. »Ein bisschen einer wie du.«
    Turunen begnügte sich damit, kurz aufzulachen und den Kopf zu schütteln. Was ihn am meisten ärgerte, war, dass es von außen tatsächlich so aussehen musste: dass er der Laufbursche war, der Sundström Botschaften überbrachte. Was Koljakov betraf, war er sich allerdings nicht sicher. Der Mann machte auf ihn nicht den Eindruck einer unteren Charge. Koljakov war jemand, das sah man schon daran, dass er Ilja und Fedor zurückbeordern konnte. Was ihm Turunen im übrigen übel nahm.
    »Nicht ärgern, Leif – so war doch der Vorname?«, sagte Bregovic. »Wichtig ist, dass wir beide einander vertrauen können. Was glaubst du, mit wie viel Stoff die beim ersten Mal kommen?«
    Turunen trank erst den nächsten Wodka, und Ali Baba beugte sich schon über den Tisch, bevor das Glas wieder die Tischdecke berührte.
    »Darf ich den Herrschaften dann das Essen bringen?«, fragte er auf Englisch, als er sich wieder aufgerichtet hatte.
    »Später«, sagte Turunen.
    »Wir essen gar nicht«, sagte Bregovic. »Wir trinken nur.«
    Der Räuberhauptmann zog sich mit einer Verbeugung zurück.
    »Oder hättest du Lust auf den Fraß gehabt?«, fragte Bregovic. »Jetzt wo der Gastgeber weg ist, kannst du’s ja sagen.«
    »Wenn ich ehrlich bin, nein«, antwortete Turunen, dem war, als gäbe auch

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