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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Augenblick später das Haus. Es war schließlich egal, wo man seine Zeit verplemperte.
     
    »Musst du wirklich?«, fragte Sari.
    Viitasalo hatte sich auf dem Sofa im Wohnzimmer ausgestreckt, der Millennium-Ordner lag schwer auf seiner Brust. Ihm brummte schon der Schädel von so vielen Zahlen und Fakten. Er war erschöpft, obwohl er sich erst bis zur Hälfte des Ordners durchgekämpft hatte. Das einzige, was wirklich sein Interesse weckte und ihn wach hielt, waren die Bilder. In den staubtrockenen Text, in dem es vor Zahlen und Kurven nur so wimmelte, waren immer wieder farbige Fotos eingestreut, die meisten ganz offensichtlich von Fotografen, die ihr Handwerk verstanden. Insbesondere eine Bilderstrecke aus Afghanistan hatte es ihm angetan. Eines der Fotos zeigte den Taliban-Führer Mohammed Omar als Kämpfer mit einer Kalaschnikow in den Händen, ein anderes denselben Mann im Gewand des muslimischen Geistlichen, den eine Menschenmenge als ihren geistigen Führer feierte. Dann gab es Fotos von Städten in Trümmern, zerstörten Straßen und wandernden Flüchtlingshorden, von blühenden Mohnfeldern und Traktoren, die sie unter Aufsicht bewaffneter Soldaten zerstörten. Auf Bilder von Offiziellen, die vor zerstörten Mohnfeldern standen und Vertretern der Isaf-Truppen oder der örtlichen Polizei lächelnd die Hände schüttelten, folgten Bilder von den Opiummärkten in Kandahar. Eine andere Bilderstrecke stammte aus der Türkei. Die Fotos zeigten brennende Lager von Drogenschmugglern, Szenen von Verhaftungen und hingerichtete Drogenbosse. Die Türkei wollte mit allen Mitteln in die EU und versuchte, mit aufsehenerregenden Aktionen gegen den Drogenhandel ihre Europa-Tauglichkeit unter Beweis zu stellen. Den Fotos nach zu urteilen, schien man auf einem guten Weg, aber der Text, der sich für Viitasalos Geschmack gar zu gemächlich der Gegenwart näherte, sprach eine andere Sprache. Er zeigte allerdings auch, dass sie in Finnland einen Fliegenschiss von einer ansonsten blitzsauberen Fensterscheibe rubbelten, während ihre ausländischen Kollegen an einem zugeschissenen gläsernen Wolkenkratzer verzweifelten. Im weltweiten Drogenhandel steckte eine unvorstellbare Menge Geld. Der Bericht zog den Vergleich mit dem weltweit größten Börsenunternehmen Exxon mobil : Laut Schätzung des United Nations Office on Drugs and Crime, des UNODC, übertraf der Drogenhandel dessen jährlichen Umsatz um etwa 50 Milliarden Euro. Das waren die Zahlen von vor drei Jahren, und Viitasalo überlegte, wie sich die Gewichte im Lauf der weltweiten Wirtschaftskrise wohl verschoben hatten. Welches Geschäft war wohl krisensicherer, Öl oder Drogen?
    »Hast du gehört, was ich gefragt habe?« Sari beugte sich über ihn. Ihre Wangen hingen herunter wie leere Beutel.
    »Ja«, sagte er. »Ja, ich muss.«
    Saris Gesicht verschwand, und ihre Stimme kam aus der Richtung, wo der Fernsehsessel stand. »Du willst da auch hin, gib’s zu.«
    Viitasalo setzte sich auf und legte den Ordner auf den Sofatisch. Den Fernsehsessel hatten sie in die Zimmerecke gerückt, damit er dem Weihnachtsbaum nicht im Weg war. Das massive Möbel schaukelte und hatte einen Griff, an dem man die Sitzfläche quietschend nach vorn ziehen konnte. Viitasalo hatte es vor drei Jahren zum Geburtstag bekommen, aber nie gelernt, darauf zu sitzen. Am Anfang hatte er es hauptsächlich aus Pflichtbewusstsein versucht, aber sobald er darauf Platz nahm, begann er beinahe zwanghaft zu schaukeln und kam sich dabei auf eine schwer fassbare Weise älter vor. In Anbetracht der Tatsache, dass er seine 41 Jahre ohnehin schwer verkraftete, war das nicht gut. Er fand schon länger, es ging viel zu schnell dahin, und er spürte, dass der schneidige Fahrtwind Spuren hinterließ. Dazu kam das Gefühl, dass irgendetwas unerledigt blieb, es etwas gab, was man nie schaffen würde, von dem man vielleicht nicht mal merkte, dass es unerledigt blieb. Das Leben war schlicht und einfach zu kurz.
    »Was soll das denn wieder?«, sagte Viitasalo verdrossen. »Ich hab’s dir doch erzählt: Tuomisto hat mich dazu verdonnert.«
    Sari sah aus, als hörte sie ihm nicht richtig zu. Ihr Blick wanderte über die Zimmerdecke. »Ich weiß nicht, ob ich dir noch vertraue.«
    »Entschuldigung?«
    »Woher weiß ich, dass du nach Stockholm fliegst? Dass du nicht irgendwo anders hinfährst und die Papiere da nur Bluff sind?«
    Saris Stimme war laut geworden, und Viitasalo versuchte sie mit einer beschwichtigenden Geste dazu zu

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