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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Schranktür zu und wollte zurück ins Schlafzimmer. Er hatte schon den Mund für einen letzten Fluch auf das Kissen geöffnet, als er durch die geschlossene Schlafzimmertür hörte, dass Liina und Sari weinten. Er zögerte, dann kehrte er um. Alles, was er noch tat oder sagte, würde die Situation nur verschlimmern. Er würde am Morgen von Stockholm aus anrufen und sich entschuldigen. Vielleicht hätte sie dann mit Liina in den Armen durchgeschlafen und wäre bereit, ihm wenigstens zuzuhören. Vielleicht würde sie selbst verstehen, wie schlecht es um sie stand. Dann könnten sie endlich jemanden um Hilfe bitten, jemanden, der etwas von solchen Krankheiten verstand, sie brauchten alle zusammen Hilfe, die ganze Familie. Wenn sie die nicht bekamen, war es vielleicht zu spät.
    Als Viitasalo sich wieder aufs Sofa setzte, war klar, dass er in dieser Nacht nicht würde schlafen können. Er schlug den Millennium-Ordner auf und las weiter. Das Lesen beruhigte ihn und lenkte ihn ab.
     
    Zwei Stunden später war Viitasalo mit dem Ordner durch. Viel Neues hatte er tatsächlich nicht erfahren. Im Kern kehrten alle darin versammelten Berichte immer wieder nach Afghanistan zurück, wo der Mohnanbau bis zur Machtübernahme durch die Taliban legal gewesen war. 2001 hatten die Taliban die Mohnfelder fast komplett zerstört. In der Folge war der Opiumpreis ins Astronomische gestiegen und damit auch der Wert der Opiumvorräte, die von den Taliban zuvor angelegt worden waren. Nach dem 11. September wurde die Taliban-Administration mit massiver Unterstützung der USA gestürzt, aber der Preisanstieg auf dem Opiummarkt war natürlich nicht unbemerkt geblieben. Das war die Stunde der russischen Mafia, die von da an alle am Afghanistan-Konflikt beteiligten Parteien gleichermaßen unterstützte: die afghanischen Drogenbarone, die neue Administration der Nördlichen Allianz und die Taliban-Bewegung. Die Russen zahlten Geld und lieferten Waffen, je nach Bedarf. Daneben begannen sie, das Führungspersonal der Drogenmafias in der Türkei, Pakistan, Aserbaidschan, Armenien, Georgien, Iran, Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan aus dem Weg zu räumen. Sinn und Zweck war es, diese früher so starken Organisationen schnell in kleine, schwache Splittergruppen zu zerschlagen, die ihnen nicht mehr gefährlich werden konnten. Viele Angehörige der russischen Mafia waren frühere Soldaten der Sowjetarmee, KGBler, Agenten des russischen Nachrichtendienstes und so weiter. Der einschlägige Bericht ließ durchblicken, dass mitunter schwer zu unterscheiden sei, wo man es mit dem offiziellen Russland zu tun habe und wo mit der Mafia. Von der »russischen Mafia« zu reden sei durchaus fragwürdig.
    Die türkische Mafia war einem anderen Bericht zufolge immer noch der stärkste Konkurrent der Russen. Aber die türkische Regierung hatte mit den auf die Wahrnehmung der EU zielenden harten Maßnahmen gegen die Verbrecherorganisationen im Land den Russen zu einem deutlichen Vorteil verholfen. Früher war das Rohopium aus Afghanistan fast ausschließlich in der Türkei verarbeitet worden, inzwischen finanzierten die Russen den afghanischen Drogenbaronen mobile Laboratorien. Die Türken wurden nicht mehr gebraucht. Laut Einschätzung des UNODC hatten die Russen in den Jahren 2006 und 2007 80 Prozent der afghanischen Opiumernte aufgekauft und den Drogenbaronen dafür einen um 10 Prozent höheren Preis bezahlt als die früheren Großaufkäufer des Rohopiums, zu denen vor allem die Türken zählten. 80 Prozent der afghanischen Produktion bedeuteten über 70 Prozent der jährlichen Heroinproduktion weltweit.
    Die russische Mafia wie die afghanischen Drogenbarone profitierten von den chaotischen Zuständen im Land. Wo immer sich deshalb Anzeichen einer Beruhigung und einer Niederlage der Taliban zeigten, reagierten die Russen und lieferten den Taliban neue Waffen. In einem der Berichte wurde die These vertreten, dass ein Teil der Bombenanschläge im Norden Afghanistans vermutlich auf das Konto der russischen Mafia gehe, schon deshalb, weil sie den eigentlichen Interessen der Taliban entgegengesetzt seien. Die Autoren verwiesen dabei auf die unbestreitbare Tatsache, dass die frühere Sowjetunion der wichtigste Geldgeber der Terroristenorganisationen überall auf der Welt gewesen sei, mithin die Aktivitäten der russischen Mafia in Afghanistan nichts wirklich Neues seien. Auch das neue Russland habe noch in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts dem

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