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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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bewegen, leiser zu sprechen. Liina schlief, und es war gleich elf.
    »Die Geschichte von dem Drogenkauf«, fuhr Sari, seine Beschwichtigungsversuche ignorierend, fort. »Für wie blöd hältst du mich? Du hast diese andere Frau und gibst unser gemeinsames Geld für sie aus. Und jetzt willst du auch noch bei ihr übernachten!«
    In der letzten Woche war er von seiner Joggingrunde zurückgekommen, als sie gerade die Taschen seiner Lederjacke durchwühlte. Sie habe die Autoschlüssel gesucht, hatte sie behauptet. Aber die hingen im Schlüsselschränkchen in der Diele wie immer, und Sari brauchte sie auch nicht. Doch, hatte sie behauptet, die Lust aufs Fahren sei ihr jetzt nur vergangen.
    »Sag mir wenigstens, wer es ist. Ist es eine aus eurer Truppe?«
    »Sari«, sagte Viitasalo ruhig. »Du musst dir helfen lassen. Du bräuchtest dir nur zuzuhören, dann würdest du verstehen, dass es allmählich ziemlich krank klingt, was du redest.«
    »Genau!« Sari sprang auf, dass die Lehne des allein weiterschaukelnden Stuhls gegen die Wand knallte. »Du willst mich irgendwo unterbringen, damit du deine Hure hierherholen kannst! Du willst sie hier ficken! In unserem Ehebett!«
    Auch Viitasalo stand jetzt auf und ballte die Hände zu Fäusten. »Verdammte Scheiße, Sari! Es reicht!«
    Sie kam einen Schritt näher und sah ihn voller Verachtung an, dann zeigte sie auf seine Hände: »Du möchtest mich schlagen, stimmt’s? Und noch lieber möchtest du, dass es mich gar nicht gibt, stimmt’s? Du möchtest mich umbringen. Du schämst dich vor mir! Du findest mich nutzlos!«
    »Genau so ist es! War’s das jetzt?«
    Wie schnell ein Mensch verrückt werden kann, dachte Viitasalo. Denn das war Sari passiert, nichts anderes. Sie hatte vollkommen den Verstand verloren. An ihrer verzweifelten Miene sah man, dass sie keine schlechten Witze machte und ihn auch nicht provozieren wollte. Sie glaubte, was sie sagte. Es war beängstigend. Und genauso beängstigend war, dass er für einen kurzen Augenblick tatsächlich hatte zuschlagen wollen. Jetzt hob sie, immer noch mit diesem unheimlichen Blick, drohend den Zeigefinger.
    »Ich durchschaue dich. Zum ersten Mal begreife ich, was du in Wirklichkeit bist«, sagte sie, dann machte sie einen Schritt zurück.
    »Sari, komm!« Viitasalo versuchte, so ruhig zu bleiben, wie es ihm irgend möglich war. »Du bist nicht bei dir. Schläfst du überhaupt noch, Schatz? Wann hast du zuletzt eine Nacht durchgeschlafen? Hast du die Medikamente genommen, die man dir verschrieben hat?« Er machte einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus.
    »Bleib mir vom Leib!«, schrie Sari und flüchtete in die Diele.
    Viitasalo ging hinter ihr her, langsam, ruhig und beherrscht. Sie stand an der Tür zu Liinas Zimmer und zitterte, als sie ihn näher kommen sah. Sie atmete stoßweise und hob abwehrend die Hände.
    »Sari, komm, was soll das denn?«
    »Komm nicht näher!«
    Viitasalo blieb stehen. »Sari, das hier ist kein normales Gespräch, das wirst du selbst verstehen, wenn du dich wieder erholt hast. Wie wär’s, wenn wir uns umarmen und gemeinsam überlegen, was wir tun sollen? Ja? Wir brauchen Hilfe, findest du nicht auch?«
    Bevor sie antworten konnte, bewegte sich die Tür in ihrem Rücken.
    »Mama?« Liina rieb sich verschlafen die Augen. Teddy Pontus klemmte fest unter ihrem Arm.
    Sari drehte sich um und hob Liina hoch. Das Mädchen war immer noch halb im Schlaf. Sari ging, das Mädchen mit dem Teddy an sich drückend, in Richtung Schlafzimmer.
    »Liina und ich schlafen dort«, sagte sie. »Du schläfst im Wohnzimmer.«
    »Sari, bitte!«, sagte Viitasalo lauter, als er wollte. Es gelang ihm nicht mehr, Ruhe zu bewahren, nicht einmal wegen Liina. »Was soll das? Ich muss um sechs am Flughafen sein.«
    Sari öffnete die Schlafzimmertür, und Viitasalo rührte sich nicht von der Stelle, auch nicht, als sie die Tür von innen schloss. »Scheiße!«
    Viitasalo stürmte ins Wohnzimmer, schnappte sich das Sofakissen mit dem Sternenhimmel und lief zurück ins Schlafzimmer.
    »Ich hab gesehen, dass du das bescheuerte Kissen streichelst wie ein Baby! Du schmust mit einem bescheuerten Sofakissen statt mit deinem Kind! Du bist krank, hörst du! Und das verdammte Kissen fliegt in den Müll!«
    Viitasalo schmiss die Schlafzimmertür zu, lief in die Küche und versuchte, das Sofakissen mit Gewalt in den halb vollen Mülleimer unter der Spüle zu stopfen. Als der Deckel nicht schließen wollte, schmetterte er die

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