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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Viitasalo und fasste nach dem Griff der Tür zum Sitzungszimmer.
    »Ich denke immer öfter, dass sie es war«, antwortete Kivi.
    »Warum fragst du sie nicht einfach mal?«
    »Was?«
    »Zum Beispiel, ob sie auf dich stolz ist oder ob sie sich für dich schämt«, sagte Viitasalo und betrat mit Kivi im Schlepptau das Zimmer.
    »Das kann ich nicht. Ich schäm mich ja selbst.«
    Viitasalo sah schon von der Tür aus, dass Tuomisto, der am Tischende saß, stinksauer war. Von den anderen aus dem Drogendezernat hatten es nur Koivisto und Virta geschafft. Oder schaffen wollen, ging Viitasalo durch den Kopf.
    »Wenn du dich wunderst, dass wir nur so wenige sind: Ich hab’s so angeordnet«, sagte Tuomisto, als könnte er Viitasalos Gedanken lesen. »Die anderen tun das, was man von unserer Truppe erwartet: Sie arbeiten und sorgen für vorzeigbare Ergebnisse.«
    Kivi hüstelte vielsagend und zog sich einen Stuhl heran. Viitasalo antwortete nicht auf Tuomistos Sticheleien, sondern ging nach vorn zum Flipchart. Er holte tief Luft, bevor er sich gleich entweder zum Helden oder zum Deppen machte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Tuomisto auf seine Armbanduhr schaute: Er hatte seine Entscheidungen offensichtlich schon getroffen.
     
    Eine Viertelstunde später war Viitasalo mit den Nerven am Ende, tat allerdings sein Bestes, um es zu verbergen. Je weiter er mit seinen Ausführungen gekommen war, desto öfter war ihm Tuomisto mit herablassenden Bemerkungen in die Parade gefahren. Schon länger schauten auch die anderen unauffällig auf die Displays ihrer Handys oder untersuchten ihre Fingernägel. Sogar Kivi sah gelangweilt aus und drehte autistisch den Löffel in seinem mit Milchkaffee gefüllten Garfield-Becher. Als Viitasalo ein paar Sekunden Pause machte, um eine neue leere Seite umzuschlagen, ging Tuomisto endgültig dazwischen.
    »Wir haben Informationen unserer finnisch-estnischen Arbeitsgruppe, dass der Drogenschmuggel zwischen Estland und Finnland praktisch am Versiegen ist.«
    »Ja, schon«, sagte Viitasalo und versuchte, gelassen zu klingen, »aber die haben sich vor allem mit den bekannten estnischen und finnischen Organisationen befasst. Dass die ihre Aktivitäten bis zu einem gewissen Grad heruntergefahren haben, heißt noch lange nicht, dass keine Drogen mehr auf den finnischen Markt kommen. Im Gegenteil: Meine Gewährsleute geben mir zu verstehen, dass die estnische Mafia von St. Petersburg aus unter Druck gerät. Wenn die Russen erst das Sagen haben, bekommen wir es mit einer Explosion im Rauschgiftschmuggel zu tun – und ich rede nicht von Amphetaminen.« Hier machte Viitasalo eine kleine Pause und schrieb mit großen Blockbuchstaben das Wort HEROIN, das er, mit dickem schwarzem Filzstift wie mit einem Schwert zustoßend, doppelt unterstrich. »Ich rede von Heroin.«
    Für einen Augenblick war es still, sogar das Klappern von Kivis Löffel verstummte. Dann war es wieder Tuomisto, der Einwände hatte.
    »Heroin? Das kann nicht dein Ernst sein. Der finnische Markt ist winzig und schon jetzt an der Grenze seiner Aufnahmekapazität. Schau dir die Statistiken der durch Heroin verursachten Todesfälle an, dann siehst du, dass die Fälle, in denen sich jemand eine Überdosis gesetzt hat, im letzten Jahr um siebzig Prozent weniger geworden sind als noch vor drei Jahren.«
    »Ja, schon. Ich weiß. Aber …«
    »Was aber! Die Fakten stehen in diametralem Gegensatz zu dem, was du hier erzählst«, blaffte Tuomisto und kehrte Viitasalo, der mit dem Filzstift in der Hand vor dem Flipchart stand, den Rücken zu. »Wir haben gute Ergebnisse erzielt, und der Dank dafür gebührt dem Zoll, den Kollegen von der Staatspolizei und vor allem euch, Jungs. Wir machen hier in Pasila einen guten Job.« Tuomisto wandte sich wieder Viitasalo zu, dessen Faust sich fest um den Filzstift ballte. »Manche wollen es nur nicht wahrhaben, dass Ruhe nicht immer nur die Ruhe vorm nächsten Sturm bedeutet. Ruhe an der Drogenfront kann auch bedeuten, dass wir erfolgreich gearbeitet haben. Mit anderen Worten: Du beleidigst alle hier Anwesenden, Viitasalo. Du führst einen Einmannkrieg, der mit den Fakten nicht das Geringste zu tun hat.«
    »Darf ich trotzdem meine Überlegungen zu Ende führen?«
    »Davon wirst du dich sowieso nicht abhalten lassen«, winkte Tuomisto ab. »Also bitte!«
    »Danke. Worauf ich hinauswill: Wenn sich der Schwerpunkt des Drogengeschäfts nach Osten verlagert, ändert das die Bedeutung Finnlands für dieses Geschäft

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