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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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gesprochen. Er hat das Malbuch vors Gesicht gehoben und bläst über die frisch ausgemalte Stelle.
    »Aber wozu soll das Ganze überhaupt gut sein? Damit machst du doch höchstens ein paar Tausend. Das ist für dich doch in die hohle Hand geschissen.«
    »Du weißt ja, ich bin ein Spieler. Der Einsatz spielt für einen Spieler keine Rolle. Das Spielen selbst ist die Hauptsache, ist das so schwer zu verstehen? – Außerdem spiel ich mit dir besonders gern.«
    »Und was ist, wenn ich passe?«
    »Du passt nicht. Dazu hast du viel zu viel zu verlieren. Es lohnt sich für dich, ein Risiko einzugehen. Und für mich lohnt es sich, ein Risiko mit dir einzugehen. Du bist die kleine Zutat, die das Spiel ausgeglichener macht. Und das Interessanteste daran und das Herausforderndste ist der Umstand, dass das Risiko immer noch ein bisschen größer wird. Das verleiht meiner Strategie einen angenehmen Kitzel mehr.« Sundström spricht so leise, als richteten sich seine Worte eher an die stickige Luft ringsum als an Luhta in der Tür. Er hält das Malbuch mit dem Rehkitz eine Armlänge von sich entfernt und betrachtet es mit geneigtem Kopf.
    »Von was für einer Strategie redest du? Und was soll das mit dem Spiel?«, fragt Luhta. »Hier geht’s um mein Leben.«
    »Das Leben ist ein Spiel«, sagt Sundström sanft und schaut Luhta dabei in die Augen. »Darum solltest du auch die ganze Zeit hellwach sein. Du brauchst eine alternative Strategie für den Fall der Fälle. Hast du die? Hast du überhaupt eine? Ich schon. Und dir kann ich’s ja verraten: Bei meiner Strategie ist die gewöhnliche euklidische Geometrie außer Kraft gesetzt.«
    »Was ist außer Kraft gesetzt?«
    »Möchtest du wirklich, dass ich es dir erkläre?«
    Luhta schweigt, denn alles, was er jetzt noch sagt, macht die Sache nur schlimmer. Sundström lächelt und wendet sich der Brust des Rehkitzes zu.
    »Du machst alles genau so, wie ich es dir sage, verstanden?«
    Luhta rührt sich nicht von der Stelle. Der Stift flüstert übers Papier.
    »Hast du verstanden?«
    »Ja«, krächzt Luhta.
    »Und ich finde heraus, was mit Pakarinen los war.« Sundström schaut Luhta prüfend an.
    Er hat doch nicht mich im Verdacht?, schießt es Luhta durch den Kopf.
    »Darf ich dir zwei Fragen stellen?«, fragt Sundström. »Und du gibst mir ehrlich Antwort?«
    Luhta schluckt und nickt. Sundström hat ihn im Verdacht. Scheiße. Jetzt hält Sundström ihm das Malbuch entgegen.
    »Was meinst du, soll ich die Brust gelb ausmalen oder lieber weiß lassen?«
    »Wie?«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Äh … lass sie weiß«, presst Luhta mit letzter Kraft heraus.
    Sundström schaut das Bild wieder selber an und schürzt die Lippen. »Du hast recht. Ich werde sie gelb ausmalen.« Er angelt sich den gelben Stift aus der Buntstiftpackung auf dem Tisch und vertieft sich vornübergebeugt wieder in die Arbeit. Der Stift quietscht leise, und Sundström summt ein Lied. Es ist immer dasselbe, vielleicht kennt er kein anderes. Suspicious Minds . Luhta hört im Kopf Elvis’ Stimme: We can’t go on together with suspicious minds and we can’t build our dreams on suspicious minds. Luhta schaut auf Sundströms Füße und sieht, wie dessen einer blank polierter Schuh den Takt zu Elvis’ Lied klopft.
    »Und die zweite Frage?«, fragt Luhta, obwohl er eine Heidenangst davor hat.
    Elvis verstummt, und Sundströms blank polierter Schuh hält inne.
    »Ach so, ja. Ich hab mich immer gefragt, wie es sich anfühlt, wenn man die Welt immer nur armselig schwarz-weiß sieht. – Also?«
    »Wie?«
    Auf dem schräg nach oben gerichteten Gesicht Sundströms liegt erst ein ernster Ausdruck, dann verziehen sich seine Mundwinkel zu seinem typischen schiefen Lächeln. »Wie wie wie? Fällt dir nichts anderes ein? Verpiss dich, du Idiot! Du störst mich. Oder willst du, dass ich wegen dir mein Bild versaue?«
    Als Luhta den Gang zum Aufenthaltsraum der Wärter entlanggeht, ist er versucht zu rennen. Tatsächlich ist es, als wäre er auf der Flucht. Er muss weg, schnell. Und jetzt erst mal raus, eine rauchen. Sundström weiß Bescheid. Jedenfalls weiß er, dass Luhta es war, der nicht zum verabredeten Treffpunkt gekommen ist. Und jetzt? So leicht kommt er Sundström nicht aus. Was hat er sich aber auch vorgestellt? Dass Sundström sagt, okay, besorg ich mir eben jemand anderen? Das wär’s natürlich gewesen. Dann wäre er jetzt frei.
    Draußen auf dem Hof raucht er mit zitternden Händen eine Zigarette und zündet

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