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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Gänge zur Inneren entlang. Es roch nach Medikamenten, Desinfektionsmitteln, Schweiß, Spiritus, Erbrochenem und Hoffnungslosigkeit. Dazu herrschte eine Kakophonie von Geschrei, Gewimmer und Türeknallen. Viitasalo war, als wäre seit der Untersuchung damals höchstens ein Tag vergangen. Er erinnerte sich noch peinlich genau daran, wie sich die schwedischsprachigen Studierenden bei ihm für seine Tapferkeit bedankt hatten: Tack, det var mycket intressant . Als die jungen Frauen gegangen waren, hatte ihm die Professorin erzählt, dass nur sehr wenige Darmpatienten Studierende bei so einer Untersuchung dabei haben wollten, das Ganze sei ihnen einfach zu peinlich. Ihm nicht, hatte Viitasalo mit hochroter Birne behauptet und, schon während er steifbeinig und mit immer noch eingefettetem Hintern davonging, beschlossen, in eine Privatversicherung zu wechseln.
    Schon von weitem sah er Marketta vor dem Krankenzimmer stehen und warten. Neben Marketta lag in einem Bett auf Rollen ein auffallend blasser Mann mittleren Alters mit Brille. Auf seiner nackten Brust waren Sensoren befestigt. Als ihre Blicke sich trafen, war es Viitasalo, der zuerst wegschaute.
    »Gut, dass du den Flug noch bekommen hast«, sagte Marketta, während sie ihn umarmte.
    »Ist sie da drin?«
    »Ja«, sagte Marketta. »Sie haben ihr Medizinische Kohle gegeben und ihr den Magen ausgepumpt. Sie ist in keinem guten Zustand. Vor einer Viertelstunde haben sie ihr auch noch Flumazenil gegeben. Sie sagen, sie zeigt Symptome einer Atemlähmung.«
    »Aber … ich meine … sie wird nicht?«
    »Nein.« Marketta schüttelte den Kopf. »Sie hat Glück gehabt. Das Medikament, das sie nimmt, gehört zu den Benzodiazepinen. Wenn sie ihr ein trizyklisches Antidepressivum verordnet hätten, wäre alles viel schlimmer.«
    Viitasalo sah seiner Schwiegermutter in die Augen. Sie schien vollkommen ruhig. Er atmete tief durch und nickte. Er glaubte Marketta. Sie wusste, wovon sie sprach. Wieso vergaß er eigentlich immer, dass sie über dreißig Jahre als Stationsschwester im Zentralklinikum hinter sich hatte? Marketta kannte sich mit Medikamenten und ihren Wirkungen aus.
    »Ich seh mal nach ihr«, sagte Viitasalo.
    »Juha.« Marketta hielt Viitasalo an den Armen fest. »Es kann kein Versehen gewesen sein.«
    »Ja, das hab ich verstanden«, sagte Viitasalo.
    »Guck nur von der Tür aus zu ihr rein, okay?« Marketta hielt ihn immer noch fest. »Ich glaube, dass sie dich noch nicht sehen will. Als sie vorhin kurz zu sich kam, hat sie gebeten, dass man dich nicht anrufen soll.«
    »Wo ist Liina?«, fragte Viitasalo. »Geht’s ihr gut?«
    »Ja, ihr fehlt nichts. Sie ist bei mir zu Hause.«
    »Allein?«
    »Mit Mauri«, sagte Marketta und senkte plötzlich den Blick. »Mauri ist mein … Nachbar. – Und jetzt mach schon! Es ist zwar keine Besuchszeit, aber ich pass hier draußen auf.«
     
    Viitasalo stand regungslos mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Sari lag in dem Bett, das am weitesten von der Tür entfernt stand, und sah aus, als würde sie schlafen. Von einer Infusionsflasche führte ein Schlauch zu ihrem Handgelenk. Sari sah blass und unvorstellbar klein und zerbrechlich aus. Wieso hatte er nicht bemerkt, dass sie, schlank wie sie war, im Laufe des Herbsts mindestens noch mal fünf Kilo abgenommen hatte? Am nächsten bei der Tür lag ein Mädchen mit einer Sauerstoffmaske auf dem schweißgebadeten Gesicht, ein Monitor über dem Kopfende zeigte eine ungleichmäßige, eng gezackte Herzkurve. Obwohl er Marketta glaubte, dass Sari nicht in Lebensgefahr war, fühlte Viitasalo sich schlecht. Sari hatte versucht, sich das Leben zu nehmen, daran gab es nichts zu deuteln. Blieb die verfluchte Frage nach dem Warum.
    Das Mädchen zuckte und stieß einen schrillen Schrei aus. Viitasalo sah Manninen vor sich, wie er sich mit weißen Knöcheln ans Lenkrad klammerte. Aber ich wünsch dir mehr Glück mit deiner Familie, als ich es hatte. Es ist ausnahmsweise wirklich so, wie es heißt: Erst wenn man etwas verloren hat, begreift man, wie wertvoll es war. Man sollte nichts für selbstverständlich nehmen.
     
    Viitasalo wäre gern zu Sari hingegangen, um ihr die Hand zu drücken und ihr einen Kuss auf die blasse Stirn zu geben. Er hätte ihr gern gesagt, dass er sie liebte, aber er beschloss für den Augenblick, auf Markettas Rat zu hören und sich den Manninens noch besser zu merken, als er es ohnehin vorgehabt hatte. Man konnte nicht sagen, dass bei ihnen alles gut war, aber Sari

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