In der Falle - Leino, M: In der Falle
gleich ein Drogenhund am Arsch. Macho betonte immer, dass sie die Schichteinteilung der Drogenhunde überwachten, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, aber was, wenn es doch nicht so war?
»Wir sehen uns«, sagte Macho. »Ich wollt’s dir nur sagen, damit du nicht vor Schreck auf die Fähre zurückrennst, wenn du das putzige Tierchen siehst. Kommt einfach, als ob nichts wäre.«
»Ja«, sagte Vesa in die tote Leitung. »Mein Bruder macht sich Sorgen«, sagte er und schob das Handy in die Tasche. Der Rucksack auf seinem Rücken wog schwerer als je zuvor. Vesa spürte selbst, wie unsicher seine Schritte plötzlich waren. Es fehlte nicht mehr viel, dann war er derjenige, der Hilfe brauchte, und, anders als Irma, würde er nicht so tun müssen, als ob.
Es waren zwei Zollbeamte. Beide schauten ihnen gelangweilt entgegen. Nur noch zehn Meter, noch acht. Vesas Herz wummerte. Der Größere der beiden gähnte, drückte stöhnend den Rücken gerade und verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere. Vesa spürte, wie ihm die Hände zitterten. Irma warf ihm einen Blick von der Seite zu. Der Schweiß trat ihm auf die Schläfen. Warum muss es hier auch so heiß sein!, dachte er.
Dann kam der Hund um die Ecke. Sein Herrchen war noch nicht zu sehen. Die lange rote Leine schleifte locker hinter dem Tier her. Der Hund hatte die Schnauze am Boden und bewegte den Kopf aufmerksam hin und her. Es sah aus, als benutze er die Schnauze als Wischmopp. Doch plötzlich hob er den Kopf. Die Zunge hing lang und rot zwischen den weißen Zähnen, und das schnelle Auf und Zu der Nasenlöcher konnte man von weitem sehen. Schwanzwedelnd und hechelnd kam der Hund direkt auf Vesa zu. Dessen Füße wollten endgültig keinen Schritt mehr vorwärts. Vesa sah die spitze Schnauze des Hundes und ein dunkles Augenpaar, dessen Blick sich an ihm festzukrallen schien. Irgendwo am Rand des Blickfelds sah er Beine, die zum Herrchen des Hundes gehören mussten. Die Leine, die eben noch am Boden geschleift war, straffte sich.
»Rambo hat Witterung aufgenommen«, hörte Vesa eine tiefe Stimme sagen.
Drei Zollbeamte sahen dem Hund zu, und keiner von ihnen gähnte jetzt mehr. Der am Ende der Leine war stehen geblieben. Er stand breitbeinig und ließ die Leine von der Spule schnurren. Der Labrador hatte Vesa erreicht. Vesa hörte sein Hecheln und spürte eine Bewegung an seinen Hosenbeinen. Vesa schaute nach unten, und der Labrador schaute nach oben. Vesa sah, dass auf seinem Halsband etwas geschrieben stand: One of us is a good kisser. Aus irgendeinem Grund überlegte Vesa, ob der Hund sich das Halsband selbst auch ausgesucht hätte. Das Tier hatte einen intelligenten Blick, vielleicht hatte es auch Humor.
Vesa war kurz davor, die Hände hochzuheben und zuzugeben, dass das Spiel aus war, als der Hund den Blick von ihm abwandte, sich von ihm löste und er an den Beinen nur noch die laufende Leine spürte.
»Rambo, Platz!«
»Nehmt ihn weg, ich hab Angst vor Hunden.«
Vesa schaute sich um. Der betrunkene Mann hinter ihnen hielt sich ängstlich die Biertrage vor die Brust. Rambo kratzte mit der Pfote an den Hosenbeinen des Mannes.
»Ich hab nix! Nehmt ihn weg!«
»Er hat Drogen gefunden«, flüsterte die Frau von der Reinigungskolonne. »Dann kratzt er. Das sind unheimlich kluge Tiere.«
Vesa blickte nach vorn. Die Zollbeamten näherten sich ihnen. Rambos Leine wurde schnurrend kürzer.
»Alles in Ordnung? Schaffst du’s, Oma?« Der Zollbeamte, der fragte, war der, der so gegähnt und offensichtlich etwas mit dem Rücken hatte. Irma knickte in den Knien ein.
»Sie fühlt sich nur schlecht – der Seegang«, erklärte Vesa. Zu seiner Überraschung klang seine Stimme ruhig und fest. »Mein großer Bruder wartet auf uns.«
»Aber ich müsste zurück zum Schiff«, sagte die Frau von der Reinigungskolonne. »Wir haben nur eine knappe Stunde, bis die nächsten Passagiere an Bord gelassen werden.«
»Pera, hilf du mal dem Jungen mit seiner Oma!«, sagte der Müde mit den Rückenbeschwerden zu seinem Kollegen. »Wir machen inzwischen weiter«, sagte er und trat zu dem Mann mit der Biertrage. »Und du trittst den Hund nicht, hörst du? Was hast du bei dir, sag schon?«
»Nix. Der Hund spinnt.«
»Wollen wir auf die gelungene Operation einen Kaffee trinken?«, fragte Macho. »Ich spendier eine Runde Weihnachtstörtchen. Eine halbe Stunde Parkzeit hab ich noch übrig.«
»Vielleicht lassen wir’s lieber sein«, sagte Vesa. »Die haben hier überall
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