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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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an den andern sich drängend. Kein Kopf – kein Rücken war zu sehen – nichts als eine kompakte Masse von Tornistern. Der Kopf des einzelnen Mannes war durch den Tornister des Vordermannes, sein Rücken durch den eigenen Tornister vor Granatsplittern und Kugeln geschützt, die nichts getroffen hätten als Tornister. Der gepackte »Sack« mit seinem Inhalt von weichen Uniformen und Wäschestücken war ja selbst für die Durchschlagskraft moderner Geschosse undurchdringlich.
    So wechselte hartes körperliches Training, das Ausbilden und Herausholen der Körperkraft mit interessantem Sport: brutale Ausnützung alles körperlichen Könnens wurde erträglicher gemacht durch Spiel. Was kleinlich schien, war praktisch. Die Ordnungsfuchserei mit der paquetage , das kleinliche, peinliche Zusammenlegen der Ausrüstung nach vorgeschriebenem Plan bedeutete sofortige Marschbereitschaft. Der Legionär hat kein Spind und muß eine Unmenge von Dingen auf lächerlich kleinem Raum in fast zopfiger Methodik verpacken. Aber dafür findet er jedes Stück im Dunkeln und steht feldmarschmäßig bepackt da, zehn Minuten nach dem Alarm!
    Ihr soldatisches Métier versteht die Legion, das muß man ihr lassen. Sie schießt brillant. Die allgemeinen Vorschriften für Flugbahnberechnung ignoriert die Legion prinzipiell. Aber jeder Mann erprobt sein Gewehr auf jede Distanz so lange, bis er bei der Entfernungsangabe ganz genau weiß, wie sein eigenes Gewehr auf die betreffende Meterzahl schießt. Bei vierhundert Metern eine Handbreit hoch und eine Handbreit links ... Und so weiter. Niemals ist der Schießplatz bei Sidi-bel-Abbès unbenutzt, Patronen werden nicht gespart, und jede Kompagnie würde sehr unglücklich sein, wenn nicht mindestens die Hälfte ihrer Mannschaften Schützen erster Klasse wären. Sogar Geldprämien gibt es. Ich habe mir einmal zehn Francs erschossen.
    Andererseits zeigt sich gerade auf dem Schießplatz, wie niedrig der Legionär als Mensch eingeschätzt wird, und wie sehr man »offiziell« das Bewußtsein hat, er sei ein schlecht Behandelter, ein Verzweifelter, dem nicht zu trauen ist! Als Soldat muß der Legionär schießen, viel schießen. Als Verzweifelter sollte er eigentlich keine Schußwaffe in die Hand bekommen. Aber die Legion hat einen Kompromiß gefunden: hinter jedem schießenden Legionär auf dem Schießplatz steht ein Unteroffizier, der mit Argusaugen jede Bewegung des Schützen beobachtet und beim geringsten Verdacht sehr rasch mit dem unter der tunic verborgenen Revolver bei der Hand sein würde. Aus dem gleichen Motiv erhalten sogar Posten keine scharfen Patronen; dem die Wache kommandierenden Unteroffizier wird ein verschlossenes und versiegeltes Holzkästchen mit Munition übergeben, das er aber erst im Notfall öffnen darf. Wird der Posten angegriffen, so mag er sich mit dem Bajonett wehren, bis sein Alarmruf den Wachhabenden und scharfe Patronen bringt.
    Im allgemeinen jedoch haben die menschlichen Nöte der Fremdenlegion nichts zu schaffen mit ihrer glänzenden militärischen Leistungsfähigkeit.
    Einzelausbildung – Burentaktik – praktische Erziehung – – das ist die Legion. Und sie marschiert! Dann und wann steigert man ihre Kräfte. Die compagnies montées , eine bei jedem Regiment, auf Mauleseln beritten, haben schon 70 Kilometer im Tag zurückgelegt. Je zwei Mann haben einen Maulesel. Der eine reitet und nimmt das Gepäck des nebenherlaufenden Kameraden auf den Maulesel. So wechseln sie. Die berittenen Kompagnien liegen tief im Süden und kommen aufsässigen Arabern in kolossalen Eilmärschen auf den Hals.
    Man sieht, die Legionäre werden gründlichst zu Soldaten erzogen. Sie verstehen ihr Handwerk. Sie haben, wie ich später zeigen werde, in ihrem Beruf Glänzendes geleistet – und werden noch Glänzendes leisten. Die militärische Ausbildung der Fremdenregimenter ist unübertrefflich zweckmäßig. Sie fordert zu Vergleichen geradezu heraus. Wenn ich an unsere eigene deutsche Armee denke, wo die kostbare Dienstzeit nur allzuhäufig mit bloßen Paradeübungen vergeudet wird, so läßt sich der Gedanke kaum abweisen, daß weniger Paradedrill, weniger maschinelle Äußerlichkeit und mehr Rücksicht auf das Kriegsmäßige, auf die unschätzbare Selbständigkeit des einzelnen Mannes ein Plus an Schlagfertigkeit und Tüchtigkeit für das ganze Heer bedeuten würden.
    » Comparisons are odious «, sagt der Engländer, Vergleiche haben 'was Unangenehmes!
    Aber: Wie intensiv bearbeitet selbst der

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