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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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bequemsten ist: er kann seinen Tornister abnehmen, wenn er ihn drückt und ihn in der Hand tragen; es wird ihm nicht anbefohlen, wann er seinen Rock öffnen und wann er ihn schließen soll. Es gilt stillschweigend als guter Legionston, daß die Offiziere den marschierenden Legionär nicht mit Kommandos in Kleinigkeiten plagen oder ihm die Erlaubnis geben: nun darf gesungen werden, nun darf geraucht werden. Wenn eine große Pfütze im Weg ist oder wenn die Straße auf der einen Seite steinig wird, biegt die Kolonne ganz von selbst ab und marschiert da, wo es ihr am besten paßt. Ich habe in ganzen Tagesmärschen kein Wort von Offizieren gehört, kein Kommando, außer den kurzen Pfeifensignalen, die »Kolonne, halt!« und »Kolonne, vorwärts Marsch« bedeuten. Sobald das Haltsignal ertönt, schwenken die Viererreihen von selbst, ohne Befehl, in Linie ein und jeder Mann setzt oder legt sich hin in der Ruhepause, wie es ihm gefällt. Die Märsche regiert nur das Prinzip: Marschier' wie du willst, lauf' mit krummem Rücken und mit einwärts gedrehten Fußspitzen, wenn du das schön und gut findest, aber – marschiere!
    Immer wieder wird dem Legionär eingebläut, daß er auf der ganzen Gotteswelt zu nichts da ist, als zum Marschieren. Wenn der Hunger ihn im Magen quält und der Durst ihm die Zunge vertrocknet, so ist das sehr bedauerlich für ihn, aber noch lange kein Grund, nicht weiter zu marschieren! Er darf müde sein, todmüde, total erschöpft – aber er darf nicht aufhören, zu marschieren. Wenn seine Füße bluten und seine Fußsohle brennt wie höllisches Feuer, so ist das traurig – aber das Marschtempo muß unverkürzt das gleiche bleiben. Die Sonne mag brennen, daß die Sinne wirbeln, vorwärts muß er. Seine Aufgabe im Leben ist, zu laufen. Das größte Verbrechen, das er begehen kann, ist – auf dem Marsch zu versagen! Eine unmögliche Marschleistung gibt es nicht für das Regiment der Fremden. Jedem Einzelnen ist eingeimpft, hineingehämmert in den Schädel, daß er zu marschieren hat, solange er seine Beine noch regieren kann. Und wenn er sie nicht mehr regieren kann, dann soll er wenigstens noch versuchen, zu kriechen.
    Es ist ein erbarmungsloses System, das jedoch Wunderdinge an Leistungen hervorbringt.
    Unzertrennlich vom Marsch der Legion ist das Gepäck des Legionärs.
    Der französische Fremdensoldat marschiert in einer Ausrüstung, die tenue de campagne d'Afrique genannt wird. Er trägt ausgezeichnet gearbeitete Schnürstiefel, weiße Drillichhosen, über den Knöcheln durch Ledergamaschen zusammengehalten, und die capote, den schweren blauen Militärmantel. Der Mantel wird über dem Hemd angezogen, ohne Rock darunter, und seine Schöße sind nach hinten geknöpft, damit Schenkel und Knie frei sind und ein ungehindertes Ausschreiten möglich ist, genau wie beim französischen Soldaten. Nur trägt der Legionär die ceinture um den Leib, die blaue, zirka vier Meter lange Schärpe aus feinem Wollstoff, die nicht nur dem Körper einen festen Halt gibt, sondern auch den Dienst einer Tropenleibbinde versieht, unentbehrlich bei den schroffen Temperaturwechseln in Afrika, wo dem glühendheißen Tag eine eiskalte Nacht folgt. – Das rote Käppi erhält einen weißen Ueberzug, und zum weiteren Schutz gegen die Sonne wird ein dünnes Leinentuch, das couvre-nuque, Nackentuch, daran geknöpft, das über Nacken und die Seiten des Gesichts fällt und den ganzen Hals, die Ohren und Backen schützt. Es kommen daher, was sehr erstaunlich klingen mag, gerade in der Legion verhältnismäßig wenig Erkrankungen an Sonnenstich vor. Der Legionär trägt Gewehr und langes Nadelbajonett, 200–400 Patronen, Patronentaschen und den Tornister, »le sac«. Dieser Tornister ist aus schwarz lackiertem Segeltuch mit einem ganzen System von Riemen und fast ohne Eigengewicht. Auf dem Marsch enthält er zwei komplette Uniformen, Wäsche, Putzzeug, teils in seinem Inneren, teils in »ballots«, in genau vorgeschriebenen Bündeln mit Riemen aufgeschnallt. Zelttuch und Wolldecke umrahmen den Tornister in einer langen Rolle. An der Seite werden die zusammensetzbaren Zeltstöcke eingesteckt. Oben wird der Eßtopf befestigt und Brennholz zum Biwakfeuer. Außerdem trägt jeder Mann noch eine der Kochpfannen der Kompagnie oder Schanzzeug. – Tornister und Gewehr und Ausrüstung wiegen zusammen nahezu 50 Kilogramm; kein Soldat irgend einer anderen Armee trägt solche Last.
    Mit dieser Gepäckbürde marschiert er in Sand und Sonne bei

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