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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Räubern blühte, wenn sie von seinen Leuten gefangen genommen wurden.
    Dennoch hatte ich bei diesem Gedanken kein schweres Herz, denn ich wusste genau so gut, wie eben jene Banden mit den Menschen verfuhren, die sie übe r fielen.
    Ich war schon an den Bäumen vorbei gekommen, wo sie Frauen und Kinder aufgehängt hatten, nachdem sie sie ausgeraubt hatten.
    Insofern, und dies war meine Überzeugung, standen sich hier gleichwertige Gegner gegenüber.
    „Und was denken Sie, M´am? Schließlich darf man doch von einer Dame den … ich will es Cri de Coeur nennen … erwarten. Wie sehen Sie unser Anliegen?“
    Ich war beinahe erschrocken, als er mich so direkt ansprach und nach meiner Meinung fragte.
    „Nun ja … Euer Gnaden … Ich denke auch, dass man die Banden mit absoluter Bedingungslosigkeit verfolgen muss. Bedenkt man, was sie wehrlosen Me n schen antun. Frauen. Kindern. Insofern ist wohl jede Maßnahme mehr als g e rechtfertigt, die Sie einzuleiten gedenken.“
    Der Herzog beugte sich ein wenig vor, soweit es sein Bauch zuließ.
    „M´am … Dies ist ein Satz, der mit einem Aber fortgesetzt werden wird …“ Sein Mund lächelte, aber um seine Augen lag ein lauernder Zug.
    „Ja, da haben Sie Recht, Euer Gnaden. Denn ich denke, man muss auch ein Augenmerk auf jene richten, die durch widrige Umstände in diese Banden g e zwungen wurden.“
    „Widrige Umstände?“, wiederholte er leise meine Worte.
    Und wenn ich auch die veränderte Haltung meines Gemahls bemerkte, so füh r te beides nicht dazu, meine Lippen zu versiegeln, oder auch nur meine folge n den Worte sorgsamer zu wählen.
    Stattdessen führte ich aus:
    „Wir alle wissen, dass es mehrere Missernten nacheinander gab. Dennoch mü s sen die Bauern ihre Pacht abführen.“
    „A- haaa …“, stieß der Herzog gedehnt aus. „So wollt Ihr also auf euren L e bensunterhalt und den Eures Gesindes verzichten, weil es schlechte Ernten gab?“
    Sein Blick wurde undurchdringlich und wandte sich nicht für einen Moment von mir ab.
    Er erschien mir wie ein Inquisitor, welcher der Angeklagten auf die Schliche gekommen zu sein glaubt .
    Und abermals ließ ich die Gelegenheit, mich zu korrigieren, ungenutzt verstre i chen, ignorierte die Warnung in seinen Augen.
    „Dies natürlich nicht, Sir. Aber ich denke doch, dass man auf diese unverschu l dete Not Rücksicht zu nehmen hätte.“
    „So. Unverschuldet also. Dann s age ich Ihnen etwas: Solange es Menschen gibt, gibt es Missernten. Aber es ist eine Sache, die Pacht nicht zu bezahlen, oder nur teilweise. Eine ganz andere hingegen, sich einer Bande anzuschließen und mordend, plündernd und brandschatzend durch die Gegend zu ziehen. Seht sie euch doch an: Überfallen sie denn nur die Reichen? Nein! Ihresgleichen ziehen sie das Fell über die Ohren. Und wenn sie irgendwo nicht genug finden, so schänden sie Frauen und Töchter in der Hütte.“
    Gerade als ich ansetzen wollte, etwas zu sagen, erhob Henry die Stimme.
    „Ich denke, Sie sollten meine Gemahlin nicht mit solchen Fragen überfordern. Sie ist ja schon am Ende ihres Witzes, wenn es um die natürlichsten Pflichten einer Ehefrau geht.“
    Es war Schuldbewusstsein, das mich dazu brachte, schweigend auf meinen Te l ler zu sehen.
    „Ihre Ladyschaft möchte sich entschuldigen …“, fügte er lächelnd hinzu. Also erhob ich mich, machte einen Knicks und bat, mich zurückziehen zu dürfen.
    Warum war ich nicht einfach still gewesen? Warum hatte ich nicht getan, was jede wohlerzogene Frau in dieser Situation getan hätte und dem Herzog gesagt, dass es nicht an mir sei, den Männern bei solcherlei Fragen hineinzureden?
    Verärgert über mich selbst begab ich mich in mein Zimmer, wo ich noch Flic k arbeiten liegen hatte.
    Am Fenster sitzend, die treue Claire fleißig nähend an meiner Seite, beobacht e te ich, wie der Herzog sich von meinem Gemahl verabschiedete und dann davonritt.
    Warum hatte ich nicht einfach meinen dummen Mund gehalten?
    Die Nadel fuhr schmerzhaft in meinen Finger, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Henry auf der Schwelle stand.
    „Raus!“, sagte er ruhig. Claire erhob sich schweigend, machte einen Knicks in meine Richtung und verließ das Zimmer.
    „Ich muss mit dir sprechen.“ Seine Stimme zeigte noch immer keinen Hauch von Emotion.
    Mit festem Griff hob er seine Jackenschöße und setzte sich dann auf Claires frei gewordenen Platz.
    Ein kurzes Schürzen der Lippen und er begann …
    „Siehst du … Ich habe dich aus dem

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