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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Morell
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penetrant. In der kleinen Schulstadt, in der sie die letzten beiden Jahre verbracht hatte, lief das Leben noch ruhiger ab. Auch dort hatten die Schüler und Studenten Mobiltelefone, aber sie brüllten nicht ständig hinein, um den Straßenlärm, die einfliegenden Flugzeuge oder die Motorboote zu übertönen.
    Sie lehnte sich an die Reling und genoss abwechselnd den Anblick des zurückbleibenden Hongkong Island und die immer näher kommenden Skyline von Kowloon.
    Die Sonne kam kurzzeitig heraus, spiegelte sich im Wasser und blendete sie. Sie schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, stand nur wenige Schritte von ihr entfernt ein junger Mann. Ein sehr hübscher junger Mann. Er war etwas größer als sie und konnte nicht mehr als Mitte zwanzig sein. Sein Gesicht hatte etwas Gewinnendes, was besonders deutlich hervortrat, als er sie jetzt anlächelte. Sie lächelte zurück, wandte sich dann jedoch ab, um die Skyline zu bewundern. Und als sie sich wieder umdrehte, war er fort.
    ***
    Graachts Villa war im Kolonialstil erbaut, offenbar das Domizil eines der reichen Geschäftsleute, die ihr Vermögen Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Hongkong gemacht hatten. Sie lag in einer exklusiven Gegend am Hang des Peak, etwas erhöht und damit außerhalb der feucht-tropischen Luft, die in der Stadt herrschte. Der Mann wusste offenbar zu leben.
    Er sah sich unauffällig um, als er aus dem Taxi stieg. Es waren keine sichtbaren Sicherheitsvorkehren getroffen, wenn man von einigen Kameras, die das Grundstück – und vor allem den Eingang überwachten – absah.
    Ein Chinese im Outfit eines englischen Butlers öffnete ihm. Er führte ihn gemessenen Schrittes durch die Halle in den ersten Stock in einen großen Salon.
    Der Butler verneigte sich und verschwand. Forrester sah ihm nach, dann stellte er sich ans Fenster. Die Villa besaß einen erstaunlich großen Garten, der sogar einen Swimmingpool hatte. Forrester hob die Augenbrauen, als er zwei Personen am Pool sah. Offenbar hatte Graacht noch Damenbesuch. Die Situation war jedenfalls eindeutig.
    Er wollte sich schon wieder abwenden, als er angesprochen wurde.
    Forrester drehte sich nach dem Sprecher um. Dieser saß mit dem Rücken zur Tür in einem Drehsessel mit hoher Lehne und drehte jetzt den Sessel so herum, dass er Forrester ansehen konnte. Er erhob sich und kam auf ihn zu.
    Forresters Mundwinkel zuckte verärgert über seine eigene Nachlässigkeit. Hätte ein Mörder auf ihn gelauert, wäre er in diesem Moment vermutlich schon tot. Es war wirklich an der Zeit, einmal gründlich auszuschlafen. Am besten in Lanas Bett, dann verbrachte er nicht schlaflose Nächte mit unerfüllten erotischen Vorstellungen.
    „Mr. Chen. Welch eine Überraschung, Sie hier zu sehen.“
    „Überraschung? Wirklich? Sollten Sie tatsächlich nicht wissen, dass Mr. Graacht und ich von Zeit zu Zeit geschäftliche Transaktionen tätigen?“ Er nickte dem Diener, der soeben eine Kanne Tee und zwei Schalen hereinbrachte und auf einen kleinen Tisch stellte, freundlich zu.
    „Mr. Graacht hat mich hergebeten, um noch weitere Details zu einem Geschäft zu besprechen“, fuhr er dann fort.
    Wieder fiel Forrester die kultivierte Sprechweise des Chinesen auf. Er sprach britisches Englisch, wie die meisten, diese Sprache beherrschenden Hongkonger. Er musterte ihn. Chen Wing-Lun war eine sympathische Erscheinung, daran änderten auch seine kriminellen Kontakte nichts.
    „Sie sollten sich Ihre Geschäftspartner besser aussuchen, Mr. Chen.“
    „Meinen Sie?“
    „Gewisse Beziehungen könnten Sie in Schwierigkeiten bringen.“
    „Wollen Sie mir drohen, Mr. Forrester?“ Chen lächelte ihn an.
    Um Forresters Lippen zuckte es kurz, dieses Mal amüsiert. „Nein. Das würde vielleicht gewisse kulturelle Bande zwischen Amerika und Hongkong belasten.“
    „Und das wollen wir beide nicht“, stimmte Chen freundlich zu.
    Forrester deutete zum Fenster. „Graacht scheint im Moment sehr beschäftigt zu sein.“
    Chen schüttelte ehrlich betrübt den Kopf. „Er konnte einfach nicht seine Hände von dem Jungen lassen, obwohl er wusste, dass ich komme. Wir waren verabredet. Nicht sehr höflich von ihm.“
    „Junge?“ Forrester warf einen zweiten Blick durch das Fenster. Jetzt erst sah er, dass es sich bei der schlanken Gestalt, die auf einem Strecksessel kniete und ihren Hintern einem älteren Mann hinhielt, der seinen Schwanz lustvoll zwischen den Backen vergrub, nicht um ein Mädchen, sondern um einen jungen Mann

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