In der Glut der Leidenschaft
sagen, wollte nicht die Verachtung in ihrem Blick sehen, wenn sie seine wahren Absichten entdeckte. Darum wandte er sich ab.
Michaela kam es so vor, als hätte er ihr eine Tür vor der Nase zugeschlagen. "Bist du sicher, dass du das alles nicht nur machst, um dich selbst von einer Last zu befreien? Ich sehe nämlich nichts Gutes dabei herauskommen, wenn du mit deinen Eltern darüber sprichst.«
»Ich habe sie nie belogen, Michaela. Ich kann es nicht länger für mich behalten,« Rein fluchte, »Dabei wünsche ich mir sogar manchmal, nie mit dieser Suche begonnen zu haben,«
»Weshalb machst du dann weiter?«
»Ich ... ich brauche Antworten auf einige Fragen. Und ich muss wissen, wieso dieser Mann meinen Tod wünscht« Als sie scharf Atem holte, sah er sie schmerzlich an. »Ja, in der Nacht, in der Katherine ermordet wurde, schickte er Männer los. Sie wollten mir das Medaillon, das Beweisstück, abnehmen. Und sie sollten mich dafür sogar töten,«
»Du willst ihn bloßstellen und beschämen?«
Unruhig ging er auf und ab und zertrat zarte Blumen unter den Stiefeln.
»Rein!«
Er sah sie zornig an.
»Nein!«, stieß sie hervor, als sie begriff. »Du willst ihn töten!«
Sie wich betroffen zurück. Der weiche Boden gab unter ihren Füßen nach.
Erschrocken sprang er auf sie zu, streckte die Hände nach ihr aus und verfehlte sie. Die Erde gab nach, Michaela schlug entsetzt um sich. Rein packte sie im letzten Moment um die Taille und zog sie von der gefährlichen Kante weg.
Heftig atmend presste er sie an sich und blickte auf die in der Tiefe liegenden Felsen hinunter. Er zitterte am ganzen Körper, und mit einem Fluch zog er sie weiter vom Abgrund weg. Michaela krallte sich an ihn und spürte seinen hämmernden Herzschlag.
Bebend sank er auf die Knie. »O Michaela, Liebste! Um Himmels willen«, stöhnte er und strich immer wieder über ihren Rücken und ihre Schultern. Beinahe hätte er sie verloren, und ohne sie wäre er leer gewesen. Ihm wurde aber auch bewusst, dass es nur durch seinen Zorn so weit gekommen war.
Allmählich atmete er ruhiger, lockerte den Griff und küsste Michaela verzehrend.
Sie nahm alles an - seinen Zorn und seine Angst -, verwandelte beides in Leidenschaft und drängte ihn, sich gehen zu lassen. Ihr Kuss ließ ihm gar keine andere Wahl. Ihre Hände glitten wild über ihn, heizten sein Verlangen an und brannten seinen Zorn auf einen unbekannten Mann weg.
»Ich hätte dich verlieren können«, flüsterte er an ihrem Ohr und ließ die Lippen über ihren Hals und ihre Brüste gleiten, ehe er ihren Mund eroberte.
»Das hast du aber nicht. Du hast mich festgehalten, Rein, und ich bin noch immer bei dir«, redete sie beruhigend auf ihn
ein und zwang ihn, sie anzusehen. »Ich werde immer bei dir sein.«
»Verzeih mir.«
»Da ist nichts zu verzeihen, Lieber, aber wenn du das tun musst - wenn du deinen Vater finden musst...«
Seine hellen Augen flammten. »Ich muss.«
»Dann werde ich für dich da sein.«
Seine Miene entspannte sich.
»Du weißt, was du brauchst, um glücklich zu sein. Wenn du diesen Mann findest, werde ich ... zu deiner Entscheidung stehen.«
»Und wenn ich diesen Mann töte?«, fragte er ungläubig.
Ihre Unterlippe bebte. »Du bist stark und ehrenhaft, Rein. Jetzt sagst du, dass du ihm das Leben nehmen willst. Aber ich kenne dich. Aus einem solchen Grund kannst du kein Menschenleben auslöschen. Stelle ihn zur Rede, ja. Sage ihm deine Meinung, ja. Das kannst du. Aber Mord ...« Sie schüttelte den Kopf. »Dazu bist du nicht fähig.«
Er drückte ihre Hände an seine Brust. »Du bist dir da sicher, ich nicht.«
»Ich glaube an dich«, versicherte sie, obwohl sich seine Miene verschloss. »Ich glaube an den Mann, der mit mir flirtete, während ich eine Kugel aus seinem Körper holte. Der meinen Ruf dadurch wahren wollte, dass er in der Öffentlichkeit nicht zeigte, dass wir uns kennen. Ich glaube an den Gentleman, der sein Leben riskierte, um das einem Freund gegebene Versprechen zu halten. Und an den Mann, der sich verkleidete, um mich davor zu bewahren, an den Meistbietenden verkauft zu werden.« Ihre Stimme wurde sanfter. »Ich akzeptiere den Mann, der seinen Zorn verbarg aus Angst, mich zu verletzen, und ich bewundere die zarte Seele, die mir behutsam über meinen Schmerz hinweggeholfen hat und mir zeigte, wie leicht es ist zu heben.«
Er schluckte schwer. »Michaela«, flüsterte er, und seine Stimme brach.
Sie legte die Hände an seine Wangen und sah ihm
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