In der Glut der Leidenschaft
Verhandlung nach England zu bringen. Er steht im Verdacht, Verbrechen gegen die Krone begangen zu haben, wie Ihr wisst.«
»Nein, das weiß ich nicht.«
Sie legte ihm die Hand auf den Arm, und als ihr Kleid seine Stiefel streifte, wuchs seine Erregung. »Es hat mit diesem Schutzengel zu tun, soweit ich informiert bin«, raunte sie ihm zu und strich über seinen Arm.
»Weshalb sollte man ausgerechnet Euch schicken?«
»Diskretion. Er ist ein mächtiger Mann, müsst Ihr wissen, mit vielen Freunden an sehr hohen Stellen.«
»Das Halbblut verdient es, da unten zu verrotten.«
»Was hat der Kerl denn getan? Nicht, dass es weiter von Bedeutung wäre.«
Kipler räusperte sich. »Das ist eine private Angelegenheit.«
»Verzeiht meine Aufdringlichkeit, Mylord.«
»Brigadier Denton schickt Euch?«
»Nun, nicht direkt.«
Er runzelte die Stirn.
»Mein Auftraggeber wünscht, ungenannt zu bleiben«, fuhr sie fort, »aber wenn Ihr an mir zweifelt...« Sie griff in ihr Handtäschchen und holte ein zusammengefaltetes Pergament mit dem Stanhope-Siegel heraus.
In Kiplers Augen blitzte es auf.
»Man hat mich in höchster Eile zu Euch geschickt, Kommandant. Ich besitze die Autorität, ihn mitzunehmen. Mir steht ein Schiff zur Verfügung, das sofort nach London segeln wird. In dieser chaotischen Zeit legt Seine Majestät größten Wert darauf, dass die Gerechtigkeit so schnell wie möglich siegt. Die Amerikaner denken schließlich, sie könnten ihr eigenes Land haben«, sagte sie bitter, und er stimmte ihr zu. »Er soll gehängt werden, aber andererseits...« Sie senkte die Stimme und beugte sich zu ihm, bis ihre Brüste seinen Arm berührten. »Sogar der König muss in der heutigen Zeit auf eine Gerichtsverhandlung Wert legen.«
»Ich kann das absolut nicht zulassen.«
»Francis ... darf ich Euch so nennen?«, fragte sie in einem Ton, der ihn zum Wahnsinn trieb.
Kipler nickte.
»Vielleicht ist er ja gar nicht transportfähig. Lasst mich wenigstens einen Blick auf ihn werfen, damit wir das gemeinsam entscheiden können. Seid Ihr damit einverstanden?«
Er war unentschlossen und ließ den Blick über ihr Gesicht wandern.
»Vielleicht ist ohnedies alles überflüssig. Sollte er dem Tod schon nahe sein, brauche ich meine Pläne nicht weiter zu verfolgen. Dann könnte ich bleiben und mir von Euch die Stadt zeigen lassen.«
Er lächelte unter dem Schnurrbart.
Sie reichte ihm das versiegelte Dokument. »Man möchte doch den Monarchen nicht verärgern, Sir. Glaubt mir, Georgie ... äh, Seine Majestät ist ziemlich ungehalten, weil der Schutzengel noch immer frei ist. Zu viel Aufregung wäre für England das Schlimmste.«
Er betrachtete das Siegel und dann sie. Diesen Brief konnte er nicht ignorieren. Kipler warf ihn auf den Tisch. »Hier entlang, Miss Denton.«
»Michaela, bitte.« Sie verdeckte ihr Gesicht mit dem Schleier und folgte ihm aus dem Raum und durch mehrere Korridore. Die Wachen nahmen Haltung an, wenn er vorbeiging. Vor einer kurzen, schmalen Treppe, die nach unten führte, blieb er stehen.
»Der Bastard ist da drinnen.« Er deutete auf die Tür.
»Ihr begleitet mich nicht?«
Angewidert blickte er an ihr vorbei zur Tür. »Nein. Schützt die Tochter des Generals«, befahl er seinen Männern und wandte sich noch einmal an Michaela. »Nachdem Ihr...« Er deutete zum Keller. »Leistet mir am Morgen Gesellschaft beim Frühstück.«
Sie lächelte verführerisch. »Auf diese Einladung habe ich gewartet, Francis.«
Er errötete wie ein Schuljunge und wandte sich ab.
Michaela sah ihm nach, ehe sie die Treppe hinunterstieg und vor der Tür stehen blieb.
Da s ist ein wilder Kerl, Missy«, warnte der Wächter, als sie ihm ein Zeichen gab, die Tür aufzuschließen. »Bleibt lieber
zurück.«
»Ich versichere Euch, Corporal, dass ich auf mich aufpassen kann.« Sie streichelte Rahjin, und der Mann riss die Augen
auf
Er öffnete die Tür.
Gestank schlug ihr entgegen. Michaela schluckte und zwang sich, den Lagerraum zu betreten. Allmächtiger!
Rein war wie ein Tier angekettet. Ihre Augen brannten, ihre Knie zitterten. Getrocknetes Blut bedeckte seine Kleidung, und sein Gesicht war unkenntlich. Michaela trat einen Schritt näher. Sie hörte keinen Atem.
»Nehmt ihm die Ketten ab!« Die Wachen folgten rasch ihrem Befehl, und Michaela dankte dem Himmel, dass niemand ihr Gesicht sah, als sie Cabai einen Wink gab. »Sei vorsichtig«, hauchte sie. Cabai hob Rein wie ein Kind hoch. Sein Kopf rollte hin und her.
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