In der Glut der Leidenschaft
finden.«
Die Kutsche hielt. Michaela warf einen Blick auf das Haus des Kommandanten, eine von Mauern umgebene Villa mit zahlreichen Wachen.
»Erforscht mit einem Eurer Männer das Grundstück. Vielleicht findet Ihr einen Hintereingang. Irgendwo muss es ein Tor für Kutschen geben«, sagte sie zu Temple, überprüfte ihre Pistole und schob sie in die Tasche, holte ein Messer aus der Handtasche und verbarg sie zwischen den Brüsten im Mieder. Temple lächelte, und sie warf ihm einen tadelnden Blick zu, ehe sie Cabai die zweite Pistole reichte. Er steckte sie neben seinem Säbel in den Hosenbund.
Michaela rückte das Kleid über dem Busen zurecht, ohne sich an Temples leisem Lachen zu stören, zog den feinen Schleier vors Gesicht und stieg aus. Rahjin und Cabai folgten ihr.
Jetzt betete sie darum, dass es ihr gelang, das genaue Gegenteil der unscheinbaren Frau darzustellen, die sie drei Jahre lang gespielt hatte.
Ein schlanker junger Mann mit Turban eilte in den Raum.
»Ich sagte dir doch, dass ich nicht gestört werden will, Halim«, sagte Kipler scharf und unterbrach seine Mahlzeit.
»Ihr habt Besuch, Sir.« Der Boy blickte immer wieder hinter sich.
Nervöser Kerl, dachte Kipler. »Wer ist es?«
»Eine Frau. Eine Engländerin, Sir.«
Katherine, dachte Kipler, stand auf und griff nach seinem Rock. »Lass mir einen Moment Zeit. Dann fuhrst du sie herein.«
Er zog die Uniformjacke zurecht, strich sich über das grau werdende Haar und überprüfte den langen Schnurrbart. Er drehte sich um, als Halim wieder eintrat und die Doppeltüren aufstieß.
Francis Kipler war verblüfft, als eine Frau in schwarzer Seide elegant in den Raum schwebte. Beim Anblick der schwarzen Pantherin, die ihr auf den Fersen folgte, wich er zurück, und er riss die Augen auf, als sich ein riesenhafter Araber hinter der Frau aufstellte.
Sie knickste. Ihr Gesicht blieb hinter einem Spitzenschleier verborgen, der über ihren schwarzen Dreispitz gelegt war. Die Enden waren unter ihrem Kinn verknotet und fielen über die nackten Schultern nach hinten. Das Kleid gab einen Blick auf ihren Busen frei. Zarte Haut und üppig. Eindeutig nicht Katherine, dachte Kipler. Sie sagte nichts, sondern deutete mit einem Kopfnicken auf Halim. Kipler schickte den Boy weg. Erst als sich die Türen schlossen, wandte die Frau sich ihm zu und hob die Hand.
»Madame«, sagte er, trat näher, ergriff die Hand und hauchte einen Kuss auf den Handschuh. Ihr Schweigen war faszinierend. Er konnte es kaum erwarten, ihre Stimme zu hören. »Light Regiment Commander Francis Kipler, zu Euren Diensten.«
»Das freut mich«, erwiderte sie, und der heisere Klang ihrer Stimme streichelte ihn förmlich. »Ich entschuldige mich dafür, Eure Mahlzeit zu stören.« Sie zog die Hand zurück und deutete auf den Tisch.
»Verschwendet daran keinen Gedanken. Möchtet Ihr mir beim Essen Gesellschaft leisten?« Als sie den Kopf schüttelte, fing er den Duft ihres Parfüms auf. Würzig, exotisch. Noch nie war er von einer Frau so bezaubert gewesen. »Wie kann ich Euch dienen, Mistress?«
»Ich bin Miss, Sir, und ich werde Euch nicht lange aufhalten, Kommandant. Ich komme wegen meines Onkels zu Euch«, sagte sie und zog langsam den Schleier weg. Kipler sah so interessiert zu, wie die Spitze über ihre Haut glitt, dass er kaum die schwarze Pantherin bemerkte, die sich zwischen sie beide schob. Er blickte nach unten und zuckte zurück. Die Frau beugte sich zu dem Tier und flüsterte etwas auf Hindi. Daraufhin legte sich die Raubkatze neben ihr auf den Boden und richtete die grünen Augen auf ihn. Das Biest machte ihn nervös.
»Wegen Eures Onkels?«
»Ja, und wegen meines Vaters.« Sorgfältig schlug sie den Schleier zurück.
»Sind wir uns schon einmal begegnet?«
»Vor Jahren«, sagte sie so leise, dass er sich zu ihr beugen musste, um sie verstehen zu können, und schenkte ihm einen Augenaufschlag. Er holte tief Atem. Diese grünbraunen Augen fand er unschuldig wie die eines Kindes.
Doch nichts an dieser Frau war kindlich.
»Ich bin Brigadier Atwell Dentons Nichte und Right General Dentons Tochter. Und die einzige Erbin, Sir.«
Er war sichtlich beeindruckt und straffte sich.
»Und ich wünsche Euren Gefangenen zu sehen.«
Sein Gesicht wurde völlig ausdruckslos. »Ich habe keinen Gefangenen.«
Sie ging um die Pantherin herum und trat nahe zu ihm, legte den Kopf zurück und bot ihm den schlanken Hals und den Ansatz ihres Busens dar. »Ich wurde geschickt, um ihn zur
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