In der Glut der Leidenschaft
Michaela stöhnte leise und widerstand dem Wunsch, sein Haar und sein geschwollenes Gesicht zu streicheln. Vorsichtig hob Cabai ihn höher, und Michaela wankte. Reins Rücken blutete.
Rahjin umkreiste fauchend ihre Beine und die Soldaten. »Rasch.« Sie mussten von hier verschwinden, bevor Kipler das Siegel zerbrach. Michaela ging voraus. Rahjin bildete den Schluss und schnappte fauchend nach den Männern, die besorgt zurückwichen und die Waffen anlegten.
»Nein!«, wehrte Michaela ab. »Rahjin!« Die Pantherin kam zu ihr und knurrte so wild, dass sogar Michaela eine Gänsehaut bekam. »Öffnet die Tür.«
Die Männer sahen sie stumm an.
»Öffnet die Tür!« Mit einer raschen Bewegung zog sie ihre Pistole hervor und hielt sie einem Soldaten gegen den Kopf.
»Ich bin die Tochter eines Generals. Glaubt Ihr, ich kann nicht damit umgehen?«
»Mach es, Benny. Kipler hat es gesagt.«
Der Soldat eilte zur Tür, holte einen Schlüsselring hervor und schloss auf. Frische trockene Luft wehte ihnen entgegen. Rein stöhnte. Michaela ging rasch, aber nicht zu auffällig an den Männern vorbei. Sie konnte niemanden zu Hilfe rufen, solange sie sich auf dem Grundstück befanden. Nur mit Mühe hielt sie sich zurück, während die beiden Wächter am Tor nur langsam öffneten. Als sie auf die staubige Straße hinaustrat, hörte sie Rufe. Das Siegel!
Michaela stieß einen scharfen Pfiff aus und ging schneller. Cabai bemühte sich, Rein möglichst ruhig zu tragen. Michaela betete, dass er noch lebte.
Sie raffte die Röcke und lief. Die Kutsche bog um die Ecke und hielt. Die Tür flog auf. Temple sprang auf die Straße und gab ihnen Deckung.
»Rasch, er hat die Nachricht gelesen!«
Temple warf einen Blick auf Rein. »Um Himmels willen!«
Cabai brachte sich mit Rein in der Kutsche in Sicherheit, als die Soldaten das Feuer eröffneten. Michaela und Temple schossen zurück und warfen sich in die Kutsche. Die vier Pferde des Gespanns zogen an und jagten die Straße zum Meer entlang.
»Warum haben sie ihm das angetan?«
»Ich weiß es nicht. O Gott«, stöhnte Michaela, wagte nicht, Reins blutiges Gesicht zu berühren, und ballte die Hand zur Faust. »Ich bringe den Feigling eigenhändig um, das schwöre ich.« Schüsse krachten durch die Nacht. Eine Kugel traf die Tür der Kutsche.
Rein bewegte sich matt, öffnete die Augen und blickte glasig zu Michaela hoch.
»Du bist in Sicherheit, Liebster, in Sicherheit.«
Sie zog den Schleier weg und nahm den Dreispitz ab.
»Micha...«, flüsterte er, als er sie erkannte.
»Ja, Rein, ich bin hier. Keine Angst«, schluchzte sie und hinderte ihn am Sprechen. »Nein, sag nichts. Schone deine Kräfte.«
Ein Ruck lief durch die Kutsche. Rein schrie vor Schmerz auf, und Michaela glaubte zu sterben. »Sie sollen schneller laufen, Temple! Sie sollen laufen!«
»Das tun sie, Michaela!« Temple lud die Waffen nach. »Die Empress ist in See gestochen.«
»Dem Himmel sei Dank!« Die Mannschaft wäre sonst verhaftet und das Schiff verbrannt worden. Das stand für sie fest.
Weiter führte die wilde Fahrt durch die Stadt. Mehr als einmal drohte die Kutsche zu kippen. Und als Michaela schon dachte, die Pferde würden es nicht schaffen, erreichten sie die Docks.
Die Sentinel lag vor der Küste. Hastig verließen sie die Kutsche. Cabai bewegte sich vorsichtig. Seine Muskeln spannten sich an, als er sich Rein über die Schulter legte, und Michaela fiel beim Anblick seines Rückens fast in Ohnmacht. Das Hemd war zerfetzt und die Haut aufgerissen.
Temple stützte sie, während Cabai in das Beiboot stieg. »Er wird es schaffen. Er hat auch Euren Schuss überlebt.«
»Das war nur ein Kratzer im Vergleich zu dem hier.« Was sollte sie bloß machen? »Rasch! Rasch!«
Sie sprang ins Boot, half beim Rudern und weinte, während sie die Riemen in die Wellen tauchte. Sie konnte keinen Blick mehr auf ihren Mann werfen, ihren starken und schönen Mann, der wie ein Tier geschlagen worden war. Rahjin kam zu Michaela und legte ihr den Kopf in den Schoß. Sie ruderte weiter. Temple rief etwas zum Schiff hoch, die Strickleiter fiel herunter, und Michaela stürzte fast ins Wasser, als sie danach griff. Sie raffte die Röcke und kletterte hinauf. Die Männer folgten ihr. Temple befahl, die Segel zu setzen.
Cabai schaffte es an Deck. Michaela eilte in die Kabine und zerrte die Decke vom Bett. Cabai legte seinen Herrn darauf Hastig zog Michaela die Handschuhe aus, füllte die Schüssel mit Wasser und zerriss ein
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