In der Glut der Leidenschaft
und die Gläser fielen vom Tablett und zerbarsten klirrend auf dem Fußboden.
Duncan McBain packte sie am Arm, sonst wäre sie gestürzt. »Alles in Ordnung?«, fragte er betroffen.
»Ja, Duncan, vielen Dank.« Sie blies eine Haarsträhne aus dem Gesicht, lächelte schwach und blickte zu ihrem Onkel. »Ach, du lieber Himmel«, murmelte sie. Der Portwein hatte Major Winters getroffen. Die dunkelrote Flüssigkeit tropfte von seiner Nase, während er sich zornig mit einem Tuch abtrocknete.
Ihr Onkel stürmte auf sie zu, und Michaela musste sich zusammennehmen, um nicht zurückzuweichen.
»Du dummes Ding!«, zischte er. Duncan trat schützend an ihre Seite, doch Denton achtete nicht auf ihn, sondern nur auf seine Nichte. »Kannst du denn gar nichts richtig machen, Mädchen?« Sein Atem roch nach Alkohol, sein Gesicht war vor Wut verzerrt.
»Entschuldige, Onkel, aber das Kleid ist zu lang. Hättest du erlaubt...«
»Schweig! Du bist eine Schande!« Als die Gespräche in ihrer Nähe verstummten, dämpfte er sofort seine Stimme. »Deine völlige Unfähigkeit ist beschämend. Dass ein dermaßen hilfloses und ungeschicktes Frauenzimmer mein Blut in den Adern hat, ist eine ... Schmach!« Leise Ausrufe erklangen. Leute wichen zurück, steckten die Köpfe zusammen und flüsterten
miteinander. »Sieh dir nur den Major an!« Er zeigte auf seinen Adjutanten. »Seine Uniform ist ruiniert.«
Nur eine Pistolenkugel könnte sie ruinieren, dachte Michaela beißend, bezweifelte jedoch, dass ihr Onkel im Moment an ihrer Meinung interessiert war.
Glas knirschte unter Onkel Atwells Schuhen, als er näher kam und sie drohend ansah. »Das hast du absichtlich getan.«
Erschrocken ließ sie den Blick zwischen den beiden Männern hin und her wandern. »Nein!« Hoffentlich schlug er sie nicht hier vor aller Augen!
»Widersprich mir nicht«, brüllte er und ballte die Hand zur Faust. Am liebsten hätte er dem Mädchen auf diese Weise Verstand beigebracht. »Hol jemanden, der aufräumt!« Sein Blick kündigte an, dass er sich später mit ihr beschäftigen würde. »Und geh mir aus den Augen!«
Michaela starrte ihn an, biss sich auf die Unterlippe, um ihm keine heftige Antwort zu geben, und wagte nicht, jemanden anzublicken, um kein Mitleid zu sehen. Sie drückte ihm das Tablett in die Hände und raffte die Röcke.
»Wenn du mich entschuldigst«, sagte sie leise und eilte mit der Würde einer Königin zu den Terrassentüren.
Der Mondschein tauchte sie in silbriges Licht. Rein wäre am liebsten zu ihr gegangen, um sie zu trösten, etwas, das ihm völlig fremd war und ihn schwach machte. Denton hatte sich abscheulich aufgeführt. Michaela war mit Sicherheit keine Dienerin. Wie rechtfertigte dieser Kerl seine Drohungen? War er ihr Vormund? Der Brigadier war nie verheiratet gewesen.
Rein sah ihr nach, als sie tiefer in den Park hineinwanderte. Sie weinte nicht wegen der Demütigung. Wahrscheinlich litt sie bereits ihr Leben lang. Schon wollte er sich bemerkbar machen, als sie einen Blick zurück in den Ballsaal warf.
Worauf war das Mädchen denn aus? Rein zog sich tiefer in die Dunkelheit zurück und beobachtete.
Michaela überzeugte sich davon, dass ihr Onkel das Haus nicht verlassen hatte. Nur allmählich kam wieder Stimmung auf. Sehr gut. Die Leute hatten etwas zu reden. Man würde sie erst vermissen, wenn ihr Onkel etwas brauchte.
Argyle kam zu ihr, und sie ging ihm lächelnd entgegen.
»Ich habe einige Gläser zerbrochen.«
»Das habe ich gehört.«
»Kennst du jemanden, der es noch nicht gehört hat?«, fragte sie. »Dann beeilen wir uns, damit sie es von uns und nicht aus zweiter Hand hören.«
Er hatte für ihren Humor nichts übrig, sondern hielt ihr das Umhängetuch hin, das sie gehorsam über die nackten Schultern legte. »Es ist grausam, wie er mit dir umspringt, Mädchen«, sagte er leise. »Noch dazu in der Öffentlichkeit.«
Schon vor langer Zeit hatte sie herausgefunden, dass sie keinen Platz im Herzen ihres Onkels besaß, und sie hatte auch aufgehört, sich einen erobern zu wollen. »Damit beschämt er nur sich selbst, Argyle«, entgegnete sie lächelnd. »Er ist bloß zu aufgeblasen, um das zu erkennen.«
Lachend bot er ihr den Arm, und sie hakte sich bei ihm unter und lehnte den Kopf an seine breite Schulter.
»Allerdings hat er Recht«, fuhr sie seufzend fort. »Ich bin tatsächlich ungeschickt und unelegant.« Sie hasste sich für das Selbstmitleid, das in diesen Worten mitschwang.
»Das Kleid ist zu lang,
Weitere Kostenlose Bücher