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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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kleines Fräulein.«
    »Eine andere Frau wäre trotzdem nicht gestolpert.«
    »Eine andere Frau müsste kein zu großes Kleid tragen.«
    »Vielleicht sollte ich so viel essen, dass ich hineinpasse.« Michaela zupfte an der Korsage, die sie nicht einmal annähernd ausfüllte.
    Er lachte kurz. »Ich hole jemanden, der den Major säubert, Mädchen.«
    »Wie wäre es, wenn Ihr ihn in die Pferdetränke taucht?«
    »Ich würde sagen, der Portwein steht ihm so gut, dass er ruhig noch eine Weile damit herumlaufen kann.« Argyle wandte sich uh. »Und vorher verpasse ich dem Großmaul noch einen Faustschlag«, murmelte er vor sich hin und ließ sie allein.
    Michaela zog die schwere Uhr ihres Vaters aus der Tasche des Kleides und las die Zeit ab. Dann sah sie sich um, ging die Stufen zum Pavillon hinunter und um den Brunnen herum zu einer Reihe von Bäumen. Unterwegs pflückte sie eine Blüte, roch daran und überzeugte sich davon, dass sie allein war. Lässig schleuderte sie weiter und blieb vor einer Granitstatue der Persephone stehen. Erneut sah sie auf die Uhr, und Sekunden später kam ihr auf dem Weg ein Mann in zerlumpter Kleidung entgegen. Gemeinsam zogen sie sich in die Dunkelheit zurück.
    »Das ist sehr unklug, Mädchen.«
    Sie zog ihn am Ärmel seiner Wolljacke tiefer ins Gebüsch. »Es war die einzige Möglichkeit, den Ball zu verlassen, ohne dass es auffiel.« Jetzt hielt Michaela es für einen Glücksfall, dass sie den Portwein verschüttet hatte.
    »Beobachtet er dich?«, fragte der Mann besorgt.
    »Nein.«
    Er sah sie zweifelnd an.
    »Würde ich meinem Onkel nicht den Haushalt führen, wäre es ihm am liebsten, ich würde mich in Luft auflösen.«
    »Unterschätze ihn nicht, Mädchen. Er würde dich glatt den Hunden vorwerfen, nur um seine Haut zu retten.«
    »Das hat er bereits getan«, erwiderte sie schmerzlich.
     
     
    Rein bewegte sich lautlos zwischen den Bäumen und Steinsäulen des Parks und fand ein Versteck unter einigen Bäumen. Obwohl er angestrengt lauschte, bekam er nichts mehr von dem Gespräch mit, weil der Mann schon wieder verschwunden war. Michaela ging direkt auf ihn zu, ohne zu ahnen, wie nahe er ihr war. Rein hätte gern gewusst, weshalb diese Frau in der Dunkelheit einen Mann traf. Er lächelte. In dem alten Mann
    hatte er einen Diener erkannt, den er bei der Ankunft gesehen hatte. Den anderen hatte er nicht richtig zu Gesicht bekommen.
    Seit mehr als zwei Wochen redete er sich nun ein, dass seine Gefühle bloß auf Einbildungskraft zurückgingen und sein Körper bei dem Gedanken an Michaela nur aus unbefriedigter Lust reagierte. Er hatte bei anderen Männern gesehen, wie sie von heftigen Empfindungen zerrissen wurden. Ihm selbst war es bisher nie so ergangen, doch nun hatte es auch ihn getroffen.
    Michaelas Bild war in sein Gedächtnis eingebrannt - der Sitz ihres Kleides, die Locken, die auf die Schultern hingen, der Duft nach Zitronen. Jetzt bewegte sie sich ziellos durch den Park, pflückte gelegentlich eine Blüte und zerriss sie.
    Schließlich duckte sie sich unter dicht belaubten Zweigen und setzte sich auf die Bank in seiner Nähe.
    Er ballte die Hände zu Fäusten und fühlte sich einsam und von ihr besessen. Er begriff nicht, wieso er ihr gegenüber verletzlich war. Hätte er sie berührt, hätte er in der Falle gesessen. Wie sie da auf der Steinbank saß, war sie eine Frau, die ihn zerstören konnte.
    Sie ahnte nichts von seinem Verlangen. Und er verspürte das Verlangen, von ihr berührt zu werden. Sie sollte ihn ansehen, allerdings nicht wieder so misstrauisch wie bisher. Nur eine Armeslänge von ihr entfernt verschmolz er mit der Dunkelheit. Als sie angestrengt Ausschau hielt, war er sicher, dass sie den Brigadier suchte, mit dem sie höchstwahrscheinlich verwandt war.
    Entspannt lehnte sie sich zurück, verschränkte die Hände im Schoß und atmete auf.
    Den Blick auf sie fixiert, fühlte er ihren Herzschlag wie seinen eigenen. Unzählige Gedanken schossen ihm durch den Kopf War sie verlobt? Was hatte sie an jenem Tag auf der Straße gemacht? Was letzte Nacht in einem besonders gefährlichen Teil der Stadt?
    Und schmeckten ihre Küsse so wundervoll, wie ihre Lippen es versprachen?
    Er bewegte sich noch immer nicht, sondern knüpfte mit allen Sinnen ein Band zwischen ihnen. Michaela straffte sich, als ein seltsames Prickeln über ihre Haut lief »Wer ist da?« Sie fühlte die Nähe eines Menschen so deutlich, als würde ein warmer Lufthauch durch die kühle Nacht streichen.

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