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In der Glut der Leidenschaft

In der Glut der Leidenschaft

Titel: In der Glut der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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sich gegen die Wand und zog das Messer, bevor sie sich wieder auf die stinkenden Straßen des East Ends wagte.
     
     
    Narakas Hufschläge klangen so unregelmäßig, dass Rein sich aus dem Sattel gleiten ließ und die Hufe nach Steinen untersuchte. Er fand einen, löste ihn und ging neben Naraka her. Er war zornig, weil er einen Mann hatte erschießen müssen, und es nagte an ihm, dass er so wenig erfahren hatte. Zorn packte ihn, weil er nichts dagegen machen konnte. Kehrte er jetzt auf sein Schiff zurück, konnte er bestimmt nicht schlafen, weil er dermaßen aufgewühlt war. Als er an einem Bordell vorbeikam, überlegte er kurz, ob er die Dienste einer Hure in Anspruch nehmen sollte, um diese unerträgliche Anspannung abzubauen. Er verzichtete jedoch und ging weiter. Es kam auch nicht infrage, sich zu betrinken. Noch jetzt warnten ihn die späten Nachwirkungen des Alkohols, dem er vor fast einer Woche zu stark zugesprochen hatte.
    Verdammt, Michaela! Er dachte an ihre Tränen und an ihren harten Blick, als sie ihn aus ihrem Leben verbannt hatte. Er kannte sie zu wenig, um sie zu verstehen. Er wusste nur, dass er nicht das Recht hatte, in ihren Kreisen zu verkehren. Allerdings konnte sie nicht lügen, wenn sie küsste. Sie war süß und tugendhaft, doch in ihr schlummerte verdrängte Leidenschaft.
    Sie schwächte ihn, und gleichzeitig weckte sie seine Lebensgeister.
    Jemand stieß ihn an und warf ihn gegen das Pferd. Rein packte zu, aber der Kerl wehrte sich und trat ihm hart gegen das Schienbein.
    Rein fluchte und hielt den jungen Mann an den Schultern fest. »Vorsicht, Junge, sonst ... Beim Gott des Donners, verfolgt Ihr mich?«
    Michaela starrte in sein gut geschnittenes Gesicht. Ihr Herz hämmerte noch, weil sie auf der Flucht war. Diese Verzögerung konnte sie beide das Leben kosten! »Ihr bildet Euch viel zu viel ein, Rein.« Sie warf einen Blick zurück und horchte auf Hufschlag und Schritte. »Lasst mich los!« Die Soldaten kommen!
    »Erst verratet Ihr mir, was Ihr schon wieder um diese Uhrzeit im East End zu suchen habt.« Dann hörte auch er die Reiter und die Rufe. Rein drehte sich um und entdeckte die Männer, die ihn bedroht hatten. Diesmal hatten sie Verstärkung dabei, Schüsse krachten, Kugeln prallten in ihrer Nähe von der Steinwand ab. Er zog Michaela in den nächsten Durchgang, presste sich gegen die Mauer und hielt dem Mädchen den Mund zu. Kugeln rissen Verputz von den Wänden, während er einen Blick ins Freie warf.
    »Kein Wort«, flüsterte er. »Naraka, leg dich.« Der mächtige Hengst legte sich auf den Boden und drückte sich gegen die Mauer.
    Michaela schob Reins Hand weg, wich jedoch nicht von seiner Seite. Durch Zufall war sie den Soldaten begegnet und hoffte jetzt, Nickolas nicht ungewollt verraten zu haben. Hätte auch nur einer der Soldaten sie erkannt, hätte man sie zu ihrem Onkel geschleppt, der glaubte, sie würde in ihrem Gemach schlafen. Und dann hätte sie Prügel bezogen wie nie zuvor, oder man hätte sie nach Newgate gebracht.
    Rein zog die Pistole hervor und überprüfte sie. Als er sich vorbeugte und zielen wollte, hielt Michaela ihn am Arm fest und schüttelte den Kopf. Diesem Blick konnte er nicht widerstehen.
    »Wollt Ihr am Leben bleiben?«, fragte er. Sie nickte.
    »Dann tut, was ich sage, und ich bringe Euch nach Hause.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, doch als sie etwas sagen wollte hielt er ihr erneut den Mund zu und drückte sie mit seinem Körper gegen die Mauer.
    »Michaela, ich versichere Euch, dass Ihr keine Ahnung habt, in was Ihr da hineingeraten seid. Es ist mir gleichgültig, warum Ihr Euch um diese Zeit in diesem Pestloch aufhaltet. Ich will auch nicht, dass Ihr mein Leben noch komplizierter macht. Doch diese Männer da draußen sind auf der Suche, und eine als Junge verkleidete Frau in meiner Gesellschaft wird mehr als ihren kostbaren Ruf verlieren. Ist das klar?«
    Sie nickte, obwohl ihr sein schroffer Ton und der harte Ausdruck in seinen Augen nicht gefielen. Er zog die Hand weg, beugte sich wieder vor und wich hastig zurück, als Reiter an ihrem Versteck vorbeigaloppierten. Rein lauschte auf den Hufschlag und befahl Michaela dann, auf sein Pferd zu steigen. Sobald sie es getan hatte, flüsterte er einen Befehl. Naraka erhob sich, und Rein schwang sich hinter Michaela in den Sattel und drückte sie an sich.
    »Der Ritt wird hart und schnell, Mädchen. Haltet Euch fest.« Er zog Naraka herum und jagte in halsbrecherischem Galopp durch die schmale

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