In der Glut der Leidenschaft
Bett zu bleiben. Die Wunde am Arm heilte bereits, aber Adam machte sich trotzdem Sorgen. Seit Captain McBain sie vor Tagen nach Hause gebracht hatte, sprach sie nicht »Cassandra, du solltest dich wirklich etwas ausruhen.«
»Ich stimme dem zu, Lady Whitfield.«
Sie drehte sich kurz zu Duncan McBain um. »Vergesst es«, sagte sie verächtlich.
Sie störte sich nicht an den tadelnden Mienen der Männer, sondern sah erneut auf den vom Regen aufgeweichten Rasen hinaus. Der Arm schmerzte. Es handelte sich tatsächlich bloß um einen Kratzer, doch der Vorfall hatte ihr die Augen geöffnet Sie hatte erkannt, dass sie aus den falschen Gründen rebellierte und sich gegen die falschen Leute wehrte. Ihre Brüder liebten und verwöhnten sie, doch Cassandra sehnte sich nach Freiheit und beneidete Michaela um die Chance, ihr eigenes Leben zu führen. Sie seufzte. Dies war eine Welt der Männer.
»Wir werden sie finden«, sagte Adam.
»Nein, das werdet ihr nicht.«
»Verlier nicht die Hoffnung, Randi«, bat Markus.
Sie wandte sich wieder an Duncan. »Ihr hättet nicht die Männer hinter ihr herschicken sollen.«
»Sie hatte Angst. Jedem wäre das so ergangen.« Nur dir nicht, dachte Duncan. Cassandra Whitfield war völlig ruhig geblieben.
»Das ist beschissen«, sagte sie und stand auf.
»Cassandra!«
»Was ist?«, fragte sie ihre Brüder. »Gefallt euch meine Ausdrucksweise nicht? Mein Benehmen? Ein Jammer! So bin ich eben, und ich werde mich nicht länger verstellen, nur um euch dreien zu gefallen.« Sie blickte zu Duncan. »Euch vieren«, fügte sie hinzu und ging zur Tür.
»Mylady.« Duncan streckte die Hand nach ihr aus, doch sie wich ihm aus und betrachtete ihn voll Verachtung.
Sie sah ihm in die grauen Augen und sehnte sich nach innerem Frieden.
Und dann versetzte sie ihm eine harte Ohrfeige. Ihre Brüder sprangen auf. »Cassandra, entschuldige dich auf der Stelle!« Duncan sah sie nur weiterhin eisig an.
»Ihr habt das Versprechen gebrochen, Captain, das Ihr Michaela gegeben habt.«
Die Spuren ihrer Finger auf seiner Wange zeichneten sich deutlich ab.
»Ihr habt einen Eid geschworen und ihn bedenkenlos gebrochen. Und sie weiß das. Man darf Euch nicht vertrauen.«
»Sie war verstört, Lady Whitfield«, erwiderte er bedauernd. »Sie gab sich die Schuld an Eurer Verletzung.«
»Sie hatte Angst um uns!«
»Ich hätte sie beschützt.«
»Ihr wolltet ihre Ehre beschützen«, erwiderte sie zornig. »Manchmal ist es aber nicht die beste Lösung, wenn man sich richtig und geziemend verhält. Wir sind ihre Freunde, doch jetzt fühlt sie sich von uns betrogen. Sie denkt, ich hätte sie betrogen.«
»Michaela weiß, dass es meine Verpflichtung war...«
»Verpflichtung?«, fiel sie ihm ins Wort. »Und was ist mit der Verpflichtung, die ihr Onkel ihr gegenüber hat? Sein Bruder vertraute darauf, dass er sich um sein einziges Kind kümmern würde, und seht nur, wie er es nach seinem Gutdünken gedreht hat.«
»Was willst du damit sagen, Randi?«, fragte Jace, als er den Kummer in den Augen seiner Schwester erkannte.
»Ist euch nicht in den Sinn gekommen, dass sie nicht gefunden werden möchte?«, fragte sie Duncan und wandte sich an ihre Brüder. »Habt ihr eine Ahnung, was sie in diesem Haus erleiden musste? Wie oft sie für das kleinste Vergehen geschlagen wurde?«
»Wieso hast du nichts gesagt?«, fragte Jace entsetzt.
»Weil ich Stillschweigen geschworen habe. Jeder hätte es sehen können. Sie lehnte allerdings Hilfe ab, weil sie den Brigadier selbst bezwingen wollte.« Cassandra liebte ihre Brüder, doch sie waren viel zu oft engstirnig. »Sie floh in die Freiheit, und ihr habt fünfzig Soldaten losgeschickt, die in der Stadt nach ihr suchen. Bestimmt fürchtet sie die Strafe, die auf sie wartet, wenn sie wieder in dieses Haus geschleppt wird.«
»Der Brigadier hat die Soldaten losgeschickt, Randi.«
Cassandra schüttelte zornig den Kopf. »Und ich bin sicher, dass der Kerl vor Sorge fast stirbt. Lieber Himmel, seid ihr wirklich alle so blind? Denton kontrolliert ihr Haus und ihre
Apanage, und er will ihr Erbe. Himmel, Adam!« Sie trat zu ihrem ältesten Bruder und sank in einer Wolke von Musselin zu seinen Füßen. Mit Tränen in den schönen Augen blickte sie zu ihm hoch. »Hast du nicht daran gedacht, dass der Brigadier einen Mörder auf sie ansetzen könnte, um alles zu bekommen?«
»Das ist doch lächerlich!«, meinte er.
»Ach ja, ist es das? Er kann nicht an ihr Geld heran, wenn sie
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