In der Glut der Leidenschaft
unter seiner Fürsorge steht. Als sein Mündel konnte sie ihn nicht hinauswerfen. Sollte sie aber heiraten, bliebe er ohne Geld zurück, weil ihre Mitgift beträchtlich wäre und das Haus ihr gehören würde. Das weißt du.«
»Und warum hat sie dann nicht einfach geheiratet, um von ihm loszukommen?«
»Er hat etwas unternommen, um das zu verhindern. Leider hat sie mir nie anvertraut, was das war.« Cassandra hegte allerdings einen schlimmen Verdacht.
Adam wandte sich an seine Brüder und den Captain. »Ist er dazu fähig, Captain?«
Duncan hielt den Kopf gesenkt. »Ich bin mir da nicht sicher.«
Cassandra sprang auf. »Ihr lügt, Duncan!« Er hob ruckartig den Kopf.
»Cassandra!«, riefen ihre Brüder wie aus einem Mund, doch sie achtete nur auf den Mann, den sie bisher für ehrenhaft und stark gehalten hatte.
»Wann werdet Ihr aufhören, in Sicherheit und Anstand zu leben und zu dem würdigen Anführer des Clans werden, der Ihr seid?«
Duncan ballte die Hände zu Fäusten. »Zum Teufel mit Euch, Lady Whitfield!«, fauchte er sie an.
»Ja, und zum Teufel mit Euch, Laird Duncan McBain, weil Ihr so schwach seid und den Weg des geringsten Widerstandes und nicht den des Kampfes geht!« Sie eilte an ihm vorbei zur
Tür, wandte sich an der Schwelle noch einmal um und stellte zufrieden fest, dass er endlich seinem Hass freien Lauf lieb und ihn zeigte. »Befolgt Eure Befehle, Captain. Um Euretwillen bete ich darum, dass Michaela sichere Zuflucht findet und kein Soldat des Brigadiers sie zufällig erschießt. Sie hat wahre Freiheit kennen gelernt und wird nie zurückkehren.«
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, stand Duncan noch sekundenlang heftig atmend da, ehe er grußlos ging.
Leelan blieb mit einem Tablett in der Hand auf der Schwelle der Kapitänskajüte stehen. »Ihr müsst etwas essen, mein Sohn.«
»Geht weg, Leelan.« Rein saß zusammengesunken da. Keine einzige Information, kein einziger Hinweis. Er befürchtete das Schlimmste. Sie war tot, und nur der Verwesungsgeruch würde ihn zu ihr führen. Er hatte seine eigenen Kundschafter in der Stadt losgeschickt und unzählige Hände geschmiert, aber gar nichts erreicht. Er hatte jede Herberge und jede Kneipe aufgesucht. Verdammt!, dachte er. Sogar in etliche zugenagelte Gebäude war er eingedrungen, weil er gehofft hatte, Michaela würde sich dort verstecken.
Sie war verschwunden.
»Eine Nachricht?«, fragte Rein überflüssigerweise.
»Das hätte ich sofort gesagt.«
»Ich weiß.« Rein stand vom Sofa auf und ging durch die Kabine. Von ihrem Platz unter dem Fenster beobachtete Rahjin ihn, den Kopf auf die dicken Pfoten gelegt.
Leelan schloss die Tür und stellte das Tablett auf den Tisch. So verkrampft und angespannt hatte er den Kapitän noch nie gesehen. Fettlampen flackerten und zischten bei seinen unruhigen Bewegungen. Wasser dampfte in einer Schüssel auf der Kommode. Leelan schenkte eine Tasse Tee mit Zimt ein. »Warum habt Ihr es nicht getan?«
Rein kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen
Leelan deutete auf den Dampf und die Lampen. »Ihr besitzt die Macht, Rein. Wieso benutzt Ihr sie nicht?«
»Dann würde ich sie zu meinem Nutzen einsetzen.«
»Was ist mit der Frau?«
Rein starrte zu Boden. Es war schon lange her, seit er sich an die Elemente gewandt hatte. Die meiste Zeit unterdrückte er die Energie, die ihn wie eine zweite Haut umgab.
»Eure Mutter hat Euch gelehrt, damit Ihr anderen helfen könnt - und damit Ihr Eure Gefühle kontrolliert. Was würde passieren, wenn Ihr sie freisetzt?«
»Ich weiß es nicht. Verdammt, Leelan, ich könnte uns alle umbringen.«
»Ihr könnt die Energie dieser Frau kontrollieren?«
»Nein«, wehrte Rein ab. »Sie kontrolliert die meine.«
Leelan lächelte überrascht. »An Eurer Stelle würde ich mich fragen, ob das Mädchen das Risiko nicht doch wert ist.«
Rahjin stand langsam auf und ging geschmeidig zu Rein, der sie nachdenklich streichelte. Es konnte das Schiff mit allen an Bord zerstören, wenn er die Energie freisetzte, doch es war die letzte Möglichkeit.
»Warnt die Männer«, verlangte er von Leelan, der nur nickte, und Rein trat an die Schüssel und schloss die Augen, Einmal, zweimal bewegte er die Hände über der kupfernen Wanne hin und her. Das Wasser begann zu brodeln.
Er blickte in die trübe Flüssigkeit. Beim Donner, er musste mehr Kontrolle gewinnen! Er zog sich aus, goss kaltes Wasser nach und stieg in die Wanne.
Eine Stunde später kniete Rein auf Kissen,
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