In der Glut der Leidenschaft
die auf dem Boden verstreut lagen, und legte die Hände auf die Schenkel. Langsam neigte er den Kopf zurück und bewegte die Lippen in einem leisen Singsang. Im Raum wurde es wärmer und wärmer, bis ihm der Schweiß ausbrach und über seine Brust floss. Vor ihm auf dem Boden standen drei irdene Krüge mit silbernen
Rändern. An den Wänden sah man alte Runen und keltische Zeichen aus dem Heimatland seiner Mutter, Symbole für Orte der Macht. In den Krügen befanden sich Erde von der Isle of Skye, Schlehdornzweige von einem Druiden-Ritus, Tropfen frisch gefallenen Regens und der Wind der Moore.
Rahjin hatte sich unter der Bank klein zusammengerollt und schnüffelte. Gerüche mischten sich, Myrre, Ingwer, Sandelholz und Minze. Rein betete darum, zu beherrschen und erobern, zu leiten und zu wirken. Luft strich über die Papiere auf dem Schreibtisch und warf Kerzen um, die vorsichtshalber nicht angezündet worden waren. Die Laken auf dem Bett hoben sich und sanken zurück, als Rein die Kontrolle übernahm.
Die Elemente antworteten ihm, ließen seine Energie durch die Straßen der Stadt wandern, durch Passagen und Fenster und über Menschen, die nur einen warmen Lufthauch fühlten. In seinen Gedanken sah er Farben und Licht wechseln, ließ sie auf sich einstürmen. Und dann sah er Michaela - vage und verschwommen. Beinahe verlor er den Halt. Er unterdrückte seine Gefühle und schärfte seinen Blick.
Plötzlich entflammten die Zweige, das Wasser kochte über, und ein Windstoß verstreute die Erde auf dem Boden.
Rahjin fauchte und sträubte das Fell, als Rein den Kopf zurückwarf. Sein Schmerzensschrei ließ die Luft erzittern - und steckte die Wände in Brand.
Kapitel 19
Der Stock traf Michaela noch einmal auf den Rücken und schleuderte sie in das dunkle Kellerloch zurück.
»Mademoiselle«, sagte eine kultivierte Stimme, »versucht das nicht noch einmal.«
»Dann lasst mich hinaus, verdammt noch mal!«, stieß Michaela hervor und presste die Augen gegen den Schmerz zusammen. Sie wankte und sah den Mann durch ihr zerzaustes Haar hindurch zornig an.
Er klopfte mit dem Stock gegen seinen Stiefel. »Wahre Damen befleißigen sich nicht einer solchen Sprache.«
Michaela straffte sich und spuckte ihm ins Gesicht. Langsam wischte er den Speichel weg und hob die Hand erneut zum Schlag. Michaela starrte ihn nieder, und er lächelte und senkte den Arm.
»Zwingt mich nicht, chérie. Verletzt seid Ihr mir nicht von Nutzen.« Sein charmantes Lächeln wurde böse. »Dann brauche ich Euch auch nicht lebend.« Ein Messer glitt aus seinem Ärmel in seine Hand, und blitzartig hob er die silberne Klinge und strich ihr damit über die Wange.
Michaela wich zurück und stieß dabei gegen die Pritsche in der Ecke. Elegant in dunkles Grau gekleidet, stand ihr Peiniger nur einen Schritt von ihr entfernt.
Lächelnd steckte er das Messer weg. »Ihr könnt mir nicht entkommen.«
Zweimal war es ihr bereits gelungen, doch sie hatte es nur bis ins Erdgeschoss geschafft und jedes Mal ein halbes Dutzend wohl gezielter Hiebe erhalten.
»Versucht Ihr es noch einmal, stirbt sie.« Er richtete den
Blick auf das zerlumpte Mädchen, das in der Ecke kauerte, und I das Kind drückte sich wimmernd gegen die Wand.
Michaela zweifelte nicht daran, dass er die Drohung wahr machen würde. Diana, nicht älter als dreizehn, war hager. Das kurz geschnittene gelockte Haar klebte ihr am Kopf. Seit Michaelas Ankunft hatte sie nicht gesprochen. Michaela wusste gar nicht mehr, wie lange es her war, dass sie auf der Straße aufgegriffen worden war. Dianas dünne Beine waren zerschrammt, ihr schmutziger Körper unter einem dünnen Kleidchen war mit blauen Flecken übersät.
Michaela richtete den Blick auf Jean-Pierre und nickte.
»Ausgezeichnet. Benehmt Euch, und Ihr dürft nach oben kommen.«
»Ich ertrage kaum die Vorfreude«, sagte Jean-Pierre und grinste gemein.
Michaela schluckte. Beinahe wäre ihr die Brotkruste, die sie am Morgen gegessen hatte, wieder hochgekommen.
Er drehte sich um, putzte nicht vorhandenen Staub vom Wams und klopfte mit dem Stock, während er zur Treppe ging. Das Geräusch würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen. Sie ließ sich auf die Pritsche sinken und wirbelte Staub auf. Ungeziefer wurde aufgescheucht. Michaela sprang wieder hoch, doch es hatte wenig Sinn, die schmerzenden Beine zu belasten. Langsam ließ sie sich auf das Stroh sinken.
Diesmal sitze ich in der Klemme, dachte sie und erinnerte sich an
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