In der Glut der Leidenschaft
hätte?
»Ich muss Nickolas sehen.« Sie musste ihn über die Goldladung und die Pläne ihres Onkels und seiner Komplizen informieren.
»Ihr gebt also zu, ihn zu kennen?«
Sie schwieg. Jetzt konnte sie nicht mehr leugnen.
»Ausgeschlossen.«
»Es muss sein!«
»Stellt keine Forderungen, Michaela«, warnte er kalt.
»Ich kann notfalls ein unerträglicher Bastard sein.«
»Ach ja, wer hätte das gedacht?«, fragte sie spöttisch.
»Wie lange werde ich bei Euch bleiben?«
Er zuckte die Schultern.
»Ich werde Euch nicht heiraten.«
Er sah sie nur stumm an.
»Ihr könnt mich nicht dazu zwingen.«
Er schwieg noch immer.
»Ich will nicht den Namen eines Mannes nur als Schutz.« Ich will ihn aus Liebe, dachte sie.
»Dann wollt Ihr Euch also wieder auf Londons Straßen wagen, obwohl jemand nur darauf wartet, Euch eine Kugel in den Kopf zu jagen?«
»Nein.«
»Wollt Ihr vielleicht in den Schoß Eurer hebenden Familie zurückkehren?«
Michaela verzog das Gesicht und fühlte sich in die Ecke getrieben. »Nein.«
»Sieht so aus, als hättet ihr keine Wahl.«
»Eine Heirat kommt jedenfalls nicht infrage.«
Die Kutsche rumpelte durch eine Bodenrille und schwankte. Michaela wurde gegen die Wand geschleudert und schrie auf. Rein stützte sie, als die Stäbe des Korsetts über ihre Haut kratzten, und schob die Hand in ihren Mantel.
»Was macht Ihr?« Sie wollte ihn von sich stoßen, als er über ihr Kleid tastete. »Au! Hört auf, ich bitte Euch!«
»Pst«, flüsterte er und zog an den Verschnürungen.
Endlich gab das Kleidungsstück nach, und Michaela stöhnte I vor Erleichterung. »Danke. Woher wusstet Ihr Bescheid?«
Seine Stimme klang rau. »Sagte ich Euch nicht, ich würde da I sein, wenn Ihr mich braucht?«
Das stimmte. »Aber wie habt Ihr das angestellt?«
»Wenn Ihr mir eines Tages vertraut, Michaela Denton, und wenn Ihr meinen Worten glaubt, werde ich Euch alles erzählen.«
Sie blickte forschend in sein gut geschnittenes Gesicht und merkte erst jetzt, wie erschöpft er aussah. »Ihr seid ein seltsamer Mann, Rein Montegomery.«
»Das hat man mir schon gesagt.« Er sah ihr in die Augen, fing ihren Duft auf, lauschte auf ihren Atem und sehnte sich danach, sie zu küssen. Sein Bück wanderte zu ihren üppigen Lippen und zurück zu ihren Augen. Als sie ihn betroffen ansah, rutschte er auf seinen Sitz zurück.
Sie schniefte und nahm das Taschentuch entgegen, das er ihr reichte. »Nur wenige Junggesellen würden so leicht ihre Freiheit aufgeben.«
Es spielte keine Rolle, ob er Junggeselle blieb oder nicht. Wenn er sie heiratete, geschah das nur zu ihrer Sicherheit. Vorher aber musste sie die Folgen einer solchen Verbindung kennen. Es würde ihm schwer fallen, ihr seine Vergangenheit zu enthüllen, und er bildete sich nicht ein, sie würde ihm eine echte Ehefrau sein. Doch zum ersten Mal würde ihm sein Ruf helfen. Niemand forderte ihn heraus. Die Engländer wollten seinen Tee und wünschten vor allem, dass er den Amerikanern nichts lieferte.
Die Kutsche wurde langsamer. Rein griff nach der Pistole, die neben ihm auf dem Sitz lag.
»Was ist?«, fragte Michaela ängstlich.
»Wir sind in Sicherheit.« Die Kutsche hielt, die Tür wurde geöffnet. »Rasch, bevor es zu regnen beginnt.« Er stieg aus. Michaela folgte ihm und betrachtete das riesige dunkle Haus. Nur im Eingang brannte ein Licht. Rein führte sie eilig nach drinnen.
Michaela schob die Kapuze zurück, während hinter ihr drei Männer hereinkamen. Rein stellte sie vor.
»Mr Bushmara.« Er verbeugte sich lächelnd.
»Mr Popewell.« Der dunkelhaarige junge Mann nahm lächelnd die kaffiyeh ab.
»Und Cabai.«
Michaela blickte hoch, lächelte, als er sich tief verbeugte, und machte einen Knicks. »Es ist mir eine Freude, Gentlemen.«
Rein schloss die Tür und verriegelte sie.
Er sah ihr an, dass sie sich wieder als Gefangene fühlte. Die Hände hielt sie unter dem Mantel verborgen, während er seinen Leuten Anweisungen erteilte, sie dann wegschickte und Cabai Mantel und Dreispitz überreichte. Rein deutete zur Treppe, und Michaela ging ihm voraus, weil ihr nichts anderes übrig blieb. Er stieg hinter ihr die Stufen hinauf und beobachtete das verführerische Schwingen ihrer Hüften. Dennoch ahnte er ihre Sorge, die er ihr irgendwie nehmen wollte. Ihr Misstrauen störte ihn mehr, als es eigentlich sollte. Er deutete in den Unken Korridor, öffnete eine Tür und überlegte, wie er Michaela die Angst nehmen konnte. Sie sollte Stolz und Würde
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